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Obwohl das Abenteuer im europäischen mittelalter spielt, bleiben Glaubenskonflikte und Held zunächst blass. |
Warum habe ich bisher so wenig über die Story und den Helden Gabriel erzählt? Weil beides erst spät in die Gänge kommt, gerade zu Beginn sehr stiefmütterlich und viel zu klassisch behandelt wird: Held soll Monster töten und Weltuntergang aufhalten. Held hat selbst Frau verloren und sinnt auf Rache. Held ist gut, alle anderen sind böse. So weit, so belanglos, denn Gabriel sieht mit seinen 2,50 Metern und den Schulterplatten aus wie Kriegs Bruder aus Darksiders <a class="DYNLINK" onmouseover="DynToolTipp_Show('Klicken für Gameinfos‚)“ onmouseout=“DynToolTipp_Hide(); “ href=“javascript:DynCont_Display(‚Gamefinder‘,’runmod.php?sid=%7BSID%7D&LAYOUT=dyncont_gf&spielid=12122′)“>
Wer sich Bezüge oder mittelalterliche Anspielungen aufgrund des thematisierten 11. Jahrhunderts und des europäischen Schauplatzes erhofft hat, vielleicht auf Ketzerei und Hexenwahn, wird nicht fündig und muss sich mit einem Bestiarium mythologischer Kreaturen vom Troll über den Vampir bis hin zum Oger zufrieden geben, die man alle im Archiv nachschlagen kann. Das tut man aber eher, um sich über ihre Widerstände zu informieren. Immerhin taucht mit Pan eine bisher wenig thematisierte Figur der Antike auf, die wiederum hervorragend als Figur inszeniert wird – weise, fremdartig, undurchschaubar.
Die erzählerische Kurve
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Aber im Laufe der zwanzig Stunden geizt das Abenteuer nicht mit Reizen – man wird regelrecht hinein gezogen in seine brillante Inszenierung. |
Aber trotz dieser Startprobleme kann sich die Geschichte noch fangen. Das liegt zum einen an dem Erzähler, der in den Ladephasen wie ein Chronist über Gabriel sinniert als ob er ihn kennen würde. Und obwohl man mit dieser markanten Stimme (gut, aber leider nur auf Englisch) zunächst nichts anfangen kann, nimmt sie dann irgendwann in Form eines älteren Ordensbruders Gestalt an, der wie Ramirez aka Sean Connery in Highlander den weisen Ratgeber spielt, der Gabriel auch aktiv in einigen Missionen begleitet – sie müssen sich dann gemeinsam Ghulen erwehren und auch die ein oder andere Teamaktion meistern.
Und spätestens, als Gabriel die ersten Alpträume plagen, als er anderen Figuren und seinem Gewissen begegnet, kann man dem Charakter doch etwas abgewinnen und freut sich, dass die moralisch einseitige Story um den Gotteskrieger wenigstens noch einen doppelten Boden bekommt. Im Laufe der zwanzig Stunden entwickelt sich dann eine interessante, wenn auch nicht gerade tiefgründige Geschichte um Schuld und Sühne. Schade nur, dass Mercury Steam den Konflikt zwischen dem neuen christlichen und dem alten heidnischen Glauben, zwischen Gott und alten Göttern, zwischen Inquisition und Hexen, nicht thematisieren oder auf einem ähnlich dramatischen Niveau inszenieren kann, wie etwa God of War den Konflikt der Götter und Titanen.