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Castlevania: Lords of Shadow (Action-Adventure) – Castlevania: Lords of Shadow

Seit einer gefühlten Ewigkeit kämpfen sich die Belmonts mit viel Schwung und Magie durch finstere Verliese, um ihren höllischen Erzfeinden den Garaus zu machen – allen voran den Vampiren. Was 1986 auf Amiga, NES & Co begann, entwickelte sich über die Jahre zu einer der beliebtesten Videospielserien überhaupt. Allerdings glänzten die Vampirjäger zuletzt eher im Miniformat als auf der Leinwand. Kann Konami das Abenteuer endlich wieder großartig inszenieren?

© Mercury Steam / Kojima Productions / Konami

Das ehrenhafte Duell

Dieser Kampf wird Gabriel Belmont alles abverlangen: Der Fürst der Werwölfe bittet zum Tanz…

Es ist sehr spät, irgendwann um Mitternacht. Mein Blick ist starr geradeaus gerichtet, meine Finger krampfen sich um das Gamepad – ich sitze wie ein Gargoyle auf dem Sprung auf der Couch. Der Analogstick singt im Orchester mit den Knöpfen ein gefährlich aufgeregtes Lied von Klickklacklickklick, Klackklack und Klickklick. Rechts und links von mir existiert kein Hamburg, kein Haus, kein Keller. Es gibt nur noch diese heilige Arena, die in düsteren Farben vor mir flimmert. Es gibt nur noch diesen einen Kampf zwischen mir und dem Fürsten der Werwölfe. Es ist ein verdammt guter, verdammt harter und tödlicher Zweikampf.

Das Herz pocht, die Gedanken fliegen, denn nach einer Seitwärtsrolle habe ich zwei Sekunden Zeit – und das ist Luxus: Soll ich zum Saltosprung ansetzen oder besser aktiv blocken? Soll ich die Bodenfräse nutzen oder erst eine sichere Attacke aus der Distanz wählen? Soll ich die blaue Lichtmagie aktivieren, um mich bei jedem Treffer zu heilen oder besser die rote dämonische Magie, um stärker zuzuschlagen? Okay, keine Panik – der Werwolf kommt angestürmt! Mist, der Block war schlecht getimt, er trifft mich voll mit seinem Hammer! Die Lebenspunkte rieseln wie Herbstlaub. Jetzt holt er zum Rundumschlag aus. Okay, hallo Panik!



Im Angesicht des Todes

Ich habe kaum noch Energie, muss sofort aus der Reichweite des blitzschnellen Fürsten raus. Ein dauerhafter Block? Gibt es nicht – auch nicht gegen kleine Feinde! Stattdessen muss man aktiv blocken, also ähnlich wie in Demon’s Souls <a class="DYNLINK" onmouseover="DynToolTipp_Show('Klicken für Gameinfos‚)“ onmouseout=“DynToolTipp_Hide(); “ href=“javascript:DynCont_Display(‚Gamefinder‘,’runmod.php?sid=%7BSID%7D&LAYOUT=dyncont_gf&spielid=249298′)“>
in dem Moment abwehren, in dem der Schlag kommt, um eine Riposte starten können. Heilung? Das wär’s! Aber in diesem Spiel gibt es keine Tränke, man muss seine Wunden magisch schließen. Und das geht nur, wenn ich meinen Feind treffe. Ist das nicht makaber? Ich will schwer verletzt weg von diesem behaarten Vieh, aber muss näher ran! Nur wenn ich bei aktivierter Lichtmagie treffe, wächst meine Lebenspunkteleiste – und zwar langsam. Also reiß ich mich zusammen, halte Abstand und lasse leichte Überkopfschläge mit meiner Kreuzkette auf den Werwolf regnen – Klickklickklick, Klickklickklick.

Die machen kaum Schaden, aber meine Leiste füllt sich wieder etwas. Das Problem: Die Lichtmagie sinkt bei Aktivierung, gleich ist sie futsch. Und gleich nimmt der Werwolf wieder Maß für seine verflucht schnellen Rammattacken – er trägt Zyklonenstiefel. Ich brauche aber viel mehr Lebenskraft, wenn ich ausweichen und selbst zuschlagen will. Wie komme ich also an Lichtmagie? Ich muss ihn treffen, damit sich meine Fokusleiste füllt! Erst wenn sie voll ist, hinterlassen Feinde die neutralen Magiekugeln, die ich entweder mit dem linken für Licht- oder rechten Stick für Dämonen-Magie ansaugen kann; ein klasse System, das den Anspruch nochmal erhöht!

Demon’s Souls lässt grüßen

Ausweichen, blocken, zuschlagen: Das Kampfsystem ist taktisch und anspruchsvoll.

Das erste Problem ist nämlich: Sie kommen nicht automatisch, was mich für ein, zwei Sekunden verwundbar macht. Das zweite und viel wichtigere Problem, das mich gleichzeitig zur Flexibilität zwingt: Einfache Treffer reichen nicht. Eine Kombo reicht nicht. Auch nicht zwei oder drei. Die Fokusleiste steigt nur dann an, wenn man variabel attackiert, wenn man verschiedene Kombinationen nutzt, wenn man clever ausweicht und vor allem aktiv blockt! Das ist kein Buttonmasher-Kloppmist, das ist kein typisches Hack’n Slay, bei dem drei, vier Kombinationen für alle Feinde reichen. Hier kämpft man selbst in einfachen Duellen immer auf Messers Schneide – Demon’s Souls lässt grüßen; nur dass das Speichersystem hier wesentlich komfortabler ist.

Trotzdem frage ich mich hier viel öfter als im 08/15-Kloppmist: Werde ich wieder verlieren? Der Fürst der Werwölfe hat es in sich. Ich kämpfe auf dem normalen Schwierigkeitsgrad bereits das achte (!) Mal gegen ihn. Und es ist mir scheißegal, wie oft ich dieses Duell noch spielen muss, denn ich will gewinnen. Weil es ein guter Kampf ist, weil es ein ehrenhafter Schlagabtausch ist, bei dem der Feind selbst blockt, ausweicht und tödlich attackiert. Weil ich weiß, dass ich einfach nicht gut genug war. Ich kann erst dann gewinnen, wenn ich die richtige Taktik und das richtige Timing finde. Wer in der Rolle von Gabriel Belmont gegen die Fürsten der Dunkelheit antritt, wird viel Geduld und eine gute Hand-Auge-Koordination mitbringen müssen.