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Biomutant (Action-Adventure) – Große Ambitionen, kleiner Spielspaß

Großes Interesse verlangt nach einem großen Test: Der Action-Adventure-Newcomer Biomutant war bei euch in den letzten Wochen sehr gefragt – wir sind deshalb für viele Stunden in die animalische Postapokalypse abgetaucht. Im Test klären wir, ob der Titel in die Spielspaß-Sphären von Zelda: Breath of the Wild, Horizon: Zero Dawn oder Immortals: Fenyx Rising vordringen kann.

© Experiment 101 / THQ Nordic

Großes Land & große Ruckler

 

Für meinen Test habe ich auf einer PlayStation 4 Pro gespielt, Abstürze und nennenswerte Bugs liefen mir in über 30 Stunden nicht über den Weg. Wir haben uns aber auch die PC-Fassung sowie Biomutant auf PS5, Xbox One X sowie Series X angeschaut. Ich beginne mit den PS4(-Pro)-Eindrücken, weil es viel zu erzählen gibt: Hier ist Biomutant eine zweischneidige Angelegenheit – es gibt viele ansehnliche Stellen mit schöner Vegetation, dazu detaillierte Modelle aus Blech, flauschiges Fell und tolle Sonnenuntergänge. Gleichzeitig aber auch viele, sehr schwach texturierte Ecken, hässliche Betonbunker und unschöne Übergänge zwischen heller und dunkler Beleuchtung, wenn man z.B. von einer Höhle nach draußen tritt. Das ist überhaupt kein Vergleich z.B. zum herrlichen Blooming bei AC Valhalla; außerdem stören beim Reiten unschöne Level-of-Detail-Nachlader. Auch die Bildrate lässt Federn: Kameradrehungen wirken nur selten richtig flüssig, wenn waberner toxischer Dampf eine Szene einhüllt oder man mit dem Reittier voranprescht, kommt es deutlichen Ruckelanfällen und Bild-Stotterern. Wer die PS4-Fassung auf einer PS5 zockt, muss zwar immer mal wieder mit kleinen Bildrateneinbrüchen leben, die fallen aber nie so dramatisch aus wie auf der PS4 Pro.

 

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Fahrzeuge wie dieser Wassergleiter sind dringend notwendig, um z.B. diese giftige Brühe zu durchqueren. Die Steuerung der Vehikel fühlt sich gut an. © 4P/Screenshot

Auf der Xbox One X hat Biomutant keine stabilen 60fps, das fällt vor allem bei Kameraschwenks auf, plus es gibt Mikroruckler, die wohl nichts mit dem Nachstreamen der Landschaft zu tun haben. Bessere Texturdetailstufen laden auch hier mitunter etwas spät, Schatten werden teils in nächster Nähe ein- oder ausgefadet. Auf der Series X ist das Spielerlebnis hingegen flüssig, sauber und glatt. Das LOD-Texturen-Problem ist reduziert, aber nicht komplett behoben. Mikroruckler hatten wir abseits des Tutorials, wenn neue Texteinblendungen kamen, nicht. Zudem ist die Vegetation auf Series X deutlich dichter als bei One X, dementsprechend schöner und stimmungsvoller gestaltet sich die Kulisse im Allgemeinen. Zudem ist die Series X einzige Konsole, die Biomutant in 4k-Auflösung abspielt, mit fast immer konstanten 60 fps; auf der PS5 hingegen gibt es nur 1080p mit meist konstanten 60 Bildern. Weil Biomutant aktuell nicht offiziell als dezidierte Next-Gen-Version für PS5 und Series X erscheint, vergeben wir dafür keine eigene Wertung – Besitzer der neuen Konsolen können im Geist aber die 2 Prozentpunkte addieren, die auch die PC-Fassung mehr hat.

 

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Biomutant entwirft eine optisch reizvoll Postapokalypse – die Welt ist in der Nahaufnahme aber nie so detailliert wie in The Last of Us: Part 2 oder so fehlerfrei wie in Immortals. © 4P/Screenshot

Grundsätzlich ist die PC-Umsetzung nämlich gelungen, Basis für unsere Einschätzung war die Version 1.3.0. Das Sichtfeld ist veränderbar und kann von 75 bis 110 erhöht werden, die häufig eingesetzte Schärfentiefe darf ausgeschaltet werden. Auch das Interface ist gut anpassbar – Questmarker, Schadenszahlen und Comicwort-Effekte können an- oder ausgeschaltet werden. Die Steuerung mit Maus und Tastatur oder Controller lässt sich vorbildlich modifizieren, auch die Tastenbelegung beider Eingabemethoden ist veränderbar. Die Menügestaltung (Inventar, Charakter-Entwicklung) ist für PC-Verhältnisse etwas umständlich und arg „konsolig“. Die Grafikoptionen gehen in Ordnung und sind in neun Unterpunkte unterteilt; das Bildratenlimit kann zwischen 30 und 300 eingestellt werden. Leider werden in dem auf der Unreal Engine basierenden Spiel weder DLSS noch Raytracing unterstützt. Die Grafikqualität ist als okay bis gut zu bewerten – die Vegetation auf dem PC ist relativ dicht, kann aber einige Texturschwächen und vor allem die recht grobe Levelarchitektur nicht verbergen; grafisch ist die PC-Fassung sehr ähnlich zur Version für Xbox Series X.