Große Rollenspiel-Anteile?
Wie kommt man an diese Waffen, wie werden Manöver oder Psi-Fähigkeiten freigeschaltet? Mit einem ordentlichen RPG-Anteil. Der macht Biomutant unserer Genredefinition nach zwar noch nicht zu einem Rollenspiel – dazu ist die Verwandschaft zu Spielen wie Zelda oder Horizon doch zu groß -, doch das Gewicht solcher Elemente ist ein Stück größer als z.B. in den letzten Assassin’s-Creed-Episoden. Ganz am Anfang des Spiels legt man, wie in einem Rollenspiel-Editor, das Aussehen und die Startwerte fest – hier macht Biomutant übrigens noch einen ziemlich hochwertigen Eindruck. Man entscheidet sich für eine Tierform irgendwo zwischen Waschbär, Marder, Kleiner Panda und Vielfraß – je nach Talent, Intelligenz und Muskelanteil sieht der pelzige Held anders aus. Meist sieht man später allerdings wenig davon, wenn Jacken, Rucksack, Schulterplatten, Helm & Co. das Aussehen überlagern.
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Für das Erfüllen von Aufträgen und die Kämpfe erhält man Erfahrungspunkte, die den eigenen Biomutant Level um Level aufsteigen lassen – ungefähr eine gute Stufe pro Stunde. Bei jedem Aufstieg kann man Werte wie Beweglichkeit, Kraft, Intelligenz, Glück & Co. verbessern – und somit also auch die Bereiche pimpen, die man am Anfang bei der Erstellung vielleicht vernachlässigt hat. Gleichzeitig verdient und findet man überall in der Welt drei Arten von Punkten: Bio-, Psi- und Verbesserungspunkte schalten neue Kombos frei, erhöhen allerlei passive Attribute (wie z.B. Drop Rates, Erholung, Reittier-Geschwindigkeit) und erlauben das Freischalten von circa 20 Fähigkeiten für den Kampf. Der Kauf mancher dieser Gimmicks erfordert zusätzlich eine bestimmte Helligkeits- oder Dunkelheitsstufe. Dies bezieht sich auf das Moralsystem, das im Hintergrund ständig mitläuft und deutlich wird, wenn man z.B. Gefangene befreit (oder nicht), sich in Gesprächen hilfsbereit bzw. egoistisch verhält oder gefangene Tierchen entweder streichelt oder abmurkst. Das klingt interessant, ist in der Praxis aber so flach und offensichtlich, dass sich daraus nie ein reizvolles System entwickelt. In den vielen Menüs verbergen sich auch viele Feinheiten: Zum Beispiel, welches Reittier man benutzen möchte, oder die Fähigkeiten eures Roboter-Insekts, das stets an eurer Seite ist: Durch das Absolvieren eines bestimmten Quests, der aber nur zufällig immer wieder auftaucht, verdient man sich Spezialfähigkeiten für den Mini-Blechbegleiter, wie z.B. einen Gesundheitsboost oder die Fähigkeit, mit einem Gleitschirm sanft zu Boden zu segeln.
Basteln für Groß und Klein
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Und dann wäre da noch das Verbessern von Ausrüstungsteilen sowie das Upgraden plus Bauen von Nah- und Fernkampfwaffen. In puncto Crafting schürft Biomutant durchaus tief: Man kann allerlei Teile nicht nur verkaufen, sondern auch zerlegen – die so erhaltenen Materialien sind essentiell, um Rüstungen oder Ballermänner zu verbessern. Jedes Kleidungsstück, jedes Schwert, jede Knarre hat dabei verschiedene Bauteile – findet man Stärkeres, kann man seine Dinge Stück für Stück veredeln. Die Menüs dafür überfordern in den ersten Stunden, mit der Zeit kommt man aber gut rein. Es gibt praktischerweise eine Funktion, um mehrere Outfits abzuspeichern, sonst wäre der Wechsel zwischen der normalen Spielwelt und einer Zone mit z.B. Eiseskälte zu nervig. Das Ausprobieren und Anpassen selbst kleiner Details, z.B. über anschraubbare Zusatzteile an verschiedenen Stellen eines Helms, macht dabei durchaus Laune – auch ist stets
ersichtlich, wieviel Rüstungs- oder Kraftpunkte eine Verbesserung bewirkt oder für welchen Ausbau man nicht genug Ressourcen hat. Manche fertigen Waffen, die man in der Spielwelt findet, haben obendrein eine Levelsperre – damit man mit dem Super-Nuklear-MG erst ab Level 20 hantiert und nicht schon früher alle Feinde locker damit wegputzt. Eure Antagonisten leveln übrigens im kompletten Spiel mit, man trifft also stets auf Gegner, die eine etwas höhere oder etwas niedrigere Stufe haben als man selbst. Während bei den Waffen nette Kreationen zwischen Super-Soaker und Tennis-Schläger mit Nagelbrett-Deko möglich sind, finde ich es schade, dass das Gros der Outfits oder Hüte nicht gerade dekorativ ist. Wo ich mich in anderen ähnlichen Spielen auch auf die optische Weiterentwicklung meiner Figur freute, war es mir in Biomutant bald egal, welchen Müll ich trage und wie ich damit aussehe – solange nur der Rüstungswert besonders hoch ist.