Selbst beim automatischen Ablauf sollte man allerdings das ständig präsente Echtzeitelement im Auge behalten und kurz vor einem ankommenden Treffer etwa die Taste zum Blocken drücken, um den eingehenden Schaden zu reduzieren. Abgesehen davon bewegen sich alle Charaktere ständig umher, was man bei Angriffen mit Bereichsschaden bedenken sollte. So kann es von Vorteil sein, direkt nach Beginn eines Gefechts schnell zuzuschlagen, wenn alle Feinde noch nah beieinander stehen. Genau wie Kiryu hebt Kasuga außerdem Gegenstände auf, die sich in Reichweite befinden, um damit mächtig zuzuschlagen. Und man sollte bedenken, dass Widersacher einen Kämpfer manchmal vom Weiterlaufen abhalten, falls man versucht einen direkt hinter ihnen stehenden Gegner anzugreifen. Das alles verleiht den Prügeleien eine lebendige Dynamik und spiegelt auf gelungene Art das dezente Chaos der früheren Echtzeitkämpfe wider.
So erlebt man kleine Höhepunkte, wenn man die über verschiedene Berufe spezialisierten Mitstreiter so einsetzt, dass sich alle Fähigkeiten sinnvoll ergänzen. Spätestens an dieser Stelle macht es sich auch bezahlt, dass man Dutzende Stunden Ressourcen gesammelt hat, um die Ausrüstung damit zu verbessern. Dass man viel Geld angehäuft und in einen Quiz investiert hat, um Ichibans Charisma oder Intellekt zu steigern, damit er bestimmte Berufe ausüben kann. Und dass man einige der Minispiele wieder und wieder gespielt hat, um u.a. starke Waffen zu kaufen.
Rollenspiel in der Realität
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Witzig ist, dass die Kämpfe dabei ganz unverhohlen wie Rollenspiel-Gefechte inszeniert werden und es sogar eine Leiste mit den für die Fähigkeiten benötigten Magiepunkten gibt. Wie das sein kann? Ichiban ist ein so großer Rollenspielfan, dass er das gesamte Geschehen quasi durch die Videospielbrille sieht. Aus diesem Grund haben Gegner rote Augen, sind teilweise riesengroß und auch manche Waffen entsprechen nur vage der Realität.
Klassisch Rollenspiel ist nicht zuletzt das Zusammenstellen und Entwickeln der Party, denn alle Mitglieder können wie erwähnt unterschiedliche Berufe ausüben – was nichts anderes bedeutet, als dass sie spezielle Ausrüstung nutzen und bestimmte Angriffe ausführen können. In den Berufen steigen sie dabei unabhängig vom allgemeinen Fortschritt auf, sodass stärkere Figuren nicht nach jedem Wechsel bei Null beginnen. Dass man die Berufe dabei im Büro eines Jobcenters wechselt, empfinde ich als eine weitere gelungene Verbindung zum Alltag in Yokohama.
Weniger gelungen ist hingegen eine Möglichkeit des Auflevelns und Sammelns von Ausrüstung: das Durchkämmen eines audiovisuell schrecklich öden Systems immer gleicher Gänge, in denen zumindest aber angenehm zähe Kontrahenten warten. Und auch mit der Tatsache, dass man einige Berufe über Mikrotransaktionen kaufen kann, tut Sega seinem Spiel keinen Gefallen. Nun bin ich heilfroh, dass Yakuza-Titel überhaupt rechtzeitig und diesmal sogar in englischer Sprache sowie mit deutschen Texten in unseren Breiten veröffentlicht werden. Aber kann das denn nur auf so unangenehme Art refinanziert werden?