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Yakuza: Like a Dragon (3D-Rollenspiel) – Lauf, Kasuga, Lauf!

Kazuma Kiryu ist Geschichte – für den Moment jedenfalls. Denn an seine Stelle tritt Ichiban Kasuga, der mit dem achten Teil der Yakuza-Serie die Hauptrolle übernimmt. Kann der neue Held ähnlich überzeugen wie sein langjähriger Vorgänger? Und was passiert, wenn man aus einem Action-Adventure ein ausgewachsenes Rollenspiel macht? Nichts anderes geschieht nämlich mit Like a Dragon, in dem es statt schneller Action überlegte Taktik-Kämpfe gibt. Was das bedeutet, haben wir im Test herausgefunden.

© Ryu Ga Gotoku Studio / SEGA

Ganz unten ankommen

Ichiban Kasuga kommt also nach Yokohama, genauer gesagt nach Isezaki Ijincho, das dem realen Einkaufsviertel Isezakicho nachempfunden ist. Noch genauer landet er unter Obdachlosen, weshalb sich viele Einblicke um das Leben auf der Straße drehen sowie um Menschen, die in einfachen oder schwierigen Verhältnissen zurechtkommen. Ich kann nicht sagen, wie nah das Spiel an der Realität ist, wenn es die Lebensumstände etwa japanischer Hostessen skizziert. Der Blick auf häufig vernachlässigte Teile der Gesellschaft tut der Erzählung aber gut.

Immerhin wird dieses Szenario auch spielerisch umgesetzt, da Kasuga z.B. unter Getränkeautomaten oder in Müllsäcken nach Geld oder wertvollen Gegenständen sucht und in einem Minispiel gar auf dem Fahrrad Dosen sammelt. Bedauerlicherweise häuft er aber durch das Erfüllen zahlreicher Aufgaben recht schnell extrem hohe Summen an, was den bodenständigen Ansatz komplett aushebelt. Sinnvoll ist lediglich, dass er die Hälfte des mitgeführten Betrags gleich wieder abgeben muss, falls man einen Kampf auf offener Straße verliert – was dafür sorgt, dass man Areale mit starken Gegnern vorsichtig oder anfangs lieber gar nicht erkundet. Nur wenn man das Geld auf ein Konto einzahlt oder ausgibt, ist es vor einem solchen Verlust sicher. Auf diese Art grenzt Like a Dragon wenigstens den ganz großen Geldsegen seiner Vorgänger ein.

Mario in Yokohama

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Obwohl Like a Dragon ein Rollenspiel ist, ändert sich der grundsätzliche Yakuza-Spielfluss nicht. Wie gehabt prügelt man sich mit zahlreichen großen und kleinen Ganoven. © 4P/Screenshot

Grundsätzlich hat sich am Ablauf ja nichts verändert. Wie gehabt verprügelt man Ganoven, erledigt optionale Aufträge und vertreibt sich die Zeit mit Minispielen, zu denen neben dem Dosensammeln auch Kartfahren, Darts, Golf- und Baseballtraining, Glücksspielautomaten sowie einmal mehr Klassiker der Spielhalle wie Outrun zählen. Sogar eine Management-Simulation gibt es, in der Ichiban aus kleinen Läden florierende Geschäfte macht. Dafür findet er beim Herumlaufen Geschäftspartner sowie potentielle Angestellte, deren individuelle Werte den Profit beeinflussen. Um ihre Motivation aufrecht zu halten, sollte er den Mitarbeitern gelegentlich einen Bonus spendieren, und manchmal muss er sie auch feuern, um Verluste zu vermeiden.

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Minispiele lockern das Geschehen auf, sind meist aber nicht sehr anspruchsvoll. Hier schaut Ichiban Kasuga mit seinem neuen Kumpel einen Film, was einen seiner Charakterwerte verbessert. Die beiden könnten auch Dart spielen oder sich mit Super Hang-On die Zeit vertreiben. © 4P/Screenshot

Das Kartfahren erinnert hingegen an eine gewisse Rennserie von Nintendo, da man im Drift am schnellsten durch Kurven und mit ständigem „Snaken“ sogar auf Geraden flotter vorankommt. Leider sind die Rennen nur so anspruchslos, dass ich praktisch alles im ersten Anlauf gewonnen habe. Und auch das Dosensammeln ist ein recht lockerer Zeitvertreib, der weniger den Zweck einer Herausforderung erfüllt, sondern hauptsächlich dem Erhalt einer bestimmten Währung dient. Überhaupt geht es in einigen Minispielen vor allem um jeweils einzigartige Währungen, mit denen man wiederum besondere Gegenstände kauft, darunter Waffen und Rüstungsteile. Man spielt also nicht aus reiner Freude daran, sondern weil es notwendig ist, um anderswo voran zu kommen.

Kein Dank für die Blumen

Das neue Yakuza ist eben kein Actionspiel, sondern ein Rollenspiel – und leider eins der Sorte „Arbeitsbeschaffungsmaßnahme“. Viele Gegenstände oder Vorteile erhält man nämlich nur über die Minispiele, was für sich genommen gerade noch in Ordnung wäre. Auch viele weitere Gegenstände und Vorteile erspielt man sich aber über das Abklappern etlicher Wege, die nur eins zum Ziel haben: das Abklappern weiterer Wege, damit man daraufhin noch mehr Wege abklappern kann.