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Yakuza Kiwami 2 (Action-Adventure) – Alte und neue Stärken

Stellt euch vor ihr macht als Kazuma Kiryu die Stadt unsicher. An eurer Seite: eine bezaubernde Frau, die ganz langsam so etwas wie Zuneigung entwickelt. Auf den Straßen herrscht eine ausgelassene Stimmung, Neonreklame spiegelt sich im nassen Asphalt. Ihr könntet Dart spielen, Essen gehen, Golfbälle schlagen, etwas trinken gehen und vieles mehr – das ist Yakuza. Also kommt ihr schließlich an einer Karaoke-Bar vorbei, in der jede Gruppe ihr eigenes Zimmer bekommt. Und was macht Kazuma da? Ruft seinen Kumpel an! Die Frau bleibt draußen. Ja… auch das ist Yakuza.

© SEGA / SEGA

Griff man zuletzt nämlich andere Clans an, verteidigt man jetzt ein Gebiet gegen Gegner-Wellen. Dafür stellt man erneut einen Trupp aus acht Männern zusammen, die alle über eine Spezialfähigkeit verfügen. Nur vier Kämpfer können ihre Fähigkeit aber im Kampf nutzen, bei den anderen sind grundlegende Werte wie Angriffsstärke daher stärker als ihre Begabungen. Das verleiht dieser Art Tower Defense eine interessante Portion Taktik.

Im Gegenzug sortiert man die Charaktere jedoch nicht in ein hierarchisches System, um sie zusätzlich zu stärken; diese Ebene fehlt also. Auch Online-Duelle mit den Trupps anderer Spieler gibt es diesmal nicht und leider sind vor allem die Gefechte selbst längst nicht so unterhaltsam wie in Teil sechs. Denn erstens verliert man hin und wieder die Übersicht, wenn man die Kamera in alle vier Richtungen anstatt nur nach vorn bewegen muss, und zweitens ist die Steuerung seltsam fragmentiert. Jede Spezialfähigkeit darf man nämlich auslösen, ohne den entsprechenden Kämpfer anzuwählen. Ist die entsprechende Figur in dem Moment nicht aktiv, weiß man aber oft nicht, wo sie sich eigentlich befindet.

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Die veränderten Clan-Kämpfe sind längst nicht so unterhaltsam wie in Yakuza 6. Es fehlt Übersicht und einer intuitiven Steuerung. © 4P/Screenshot

Diese seltsame Trennung von Charakter und Fähigkeit sowie die ohnehin schlechte Übersicht stellen leider oft größere Herausforderungen dar und behindern dadurch das eigentliche Taktieren.

Was Herrn Majima so umtreibt

Mit dem Managen eines Cabaret-Clubs kehrt schließlich ein ganz anderes Minispiel zurück, denn anstatt selbst zu flirten (nur gegen Ende trifft sich Kazuma kurz mit verschiedenen Hostessen) führt der feine Herr Kiryu diesmal sein eigenes Lokal. Dort kleidet er Angestellte ein, kauft ihnen Schmuck und teilt sie schließlich ankommenden Gästen zu, die gelegentlich Sonderwünsche äußern oder anderweitig Aufmerksamkeit verlangen. Es ist das gleiche Verwalten, das man als Goro Majima in Yakuza Zero erlebt hat – und damit auch ähnlich unterhaltsam.

Apropos: Eine ganz andere Art Zeitvertreib findet man abseits des eigentlichen Spiels, genauer gesagt in einem zweiten Modus namens Majima Saga. Der Publikumsliebling erhält nämlich einmal mehr seine eigene Geschichte, die es vor zwölf Jahren in der Form noch gar nicht gab. Man schaltet also nach und nach einzelne Kapitel frei, in denen man aus Majimas Sicht in geradlinigen Abschnitten erlebt, was Kazumas „Lieblingsfeind“ damals hinter den Kulissen widerfahren ist.

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Ob Goro Majima bald sein eigenes Spiel erhält? In Kiwami 2 spielt man ihn auch wieder selbst. © 4P/Screenshot

Dafür alleine lohnt sich das Remake freilich nicht und die Episoden sind ohnehin so kurz, dass man sie erst nach Abschluss der eigentlichen Geschichte starten sollte; die Wartezeit zwischen dem Freischalten neuer Teile kann sonst unangenehm lang werden. Interessant ist der zusätzliche Einblick aber schon.

Keck statt aufgeklärt

Überhaupt ist die Handlung die große Stärke des Remakes – hauptsächlich, weil sie das schon damals war. Sie beleuchtet immerhin wie üblich die politischen Wirrungen der Yakuza, bleibt gleichzeitig aber mehr als jeder andere Teil näher an den persönlichen Geschichten der Hauptfiguren. Und zu denen zählt ausnahmsweise auch eine Frau: Kaoru Sayama, die als Polizistin einen alten Fall aufklären will und Kazuma dabei auf mehr als eine Weise näherkommt.

Schade, dass Kaorus damalige Sprecherin nicht mehr zur Verfügung stand! Sämtliche Filmszenen wurden ja wie in Kiwami neu vertont und ihre jetzige Stimme klingt kecker, bissiger – und lässt damit die aufgeklärte Ruhe vermissen, die Kaoru damals auszeichnet hat. Doch sei’s drum: Auch mit neuer Stimme erzählt Kiwami 2 die bis heute beste Geschichte der gesamten Serie!