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Yakuza Kiwami 2 (Action-Adventure) – Alte und neue Stärken

Stellt euch vor ihr macht als Kazuma Kiryu die Stadt unsicher. An eurer Seite: eine bezaubernde Frau, die ganz langsam so etwas wie Zuneigung entwickelt. Auf den Straßen herrscht eine ausgelassene Stimmung, Neonreklame spiegelt sich im nassen Asphalt. Ihr könntet Dart spielen, Essen gehen, Golfbälle schlagen, etwas trinken gehen und vieles mehr – das ist Yakuza. Also kommt ihr schließlich an einer Karaoke-Bar vorbei, in der jede Gruppe ihr eigenes Zimmer bekommt. Und was macht Kazuma da? Ruft seinen Kumpel an! Die Frau bleibt draußen. Ja… auch das ist Yakuza.

© SEGA / SEGA

Litfaßsäulen als Missionsgeber

Nun war wirklich nicht zu erwarten, dass Yakuza Kiwami 2 das Rad dieser offenen Welt neu erfindet. Immerhin handelt es sich „nur“ um das Remake eines zwölf Jahre alten PlayStation-2-Spiels. Trotzdem fällt doch ein ums andere Mal auf, dass Ryu ga Gotoku Studio (die Serie heißt in Japan nicht Yakuza, sondern wie das nach ihr benannte Entwicklerstudio) zwar stets um Neuerungen bemüht ist, von einer modernen interaktiven Erzählweise aber weit entfernt ist. Und so hält auch die Neuauflage des zweiten Teils am starren „Gehe dorthin und klicke eine Mission an!“ fest.

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Dutzende Geschichten und Kurzgeschichten erlebt Kazuma sowohl im Vergnügungsviertel Kamurocho als auch in Sotenbori… © 4P/Screenshot

Immerhin: In der Welt von Yakuza gibt es traditionell eine gigantische Menge solcher Missionen. Womit vor allem die vielen optionalen Beschäftigungen abseits des roten Fadens gemeint sind, sprich das Baseball-Training, Besuche in der Spielhalle, beim Second-Hand-Händler sowie Dutzende Kurzgeschichten, die Kazuma dort erlebt, wo er sich mit (eben fast immer starr postierten) „Passanten“ unterhält und einwilligt, sich ihrer Probleme anzunehmen.

Neue Technik, altes Spiel

Die Lösung findet er meist im Verdreschen gemeiner Bösewichte, die sich daraufhin gerne geläutert und dankend aus dem Staub machen. Kein Wunder: Auch Yakuza Kiwami 2 dreht sich um das brutale Prügeln mit Kleinganoven, mittelmäßig begabtem Mafia-Personal sowie dessen Bossen. Herr Kiryu reiht also Kombos aneinander, richtet mit Finishern besonders großen Schaden an und nutzt diesmal auch wieder Waffen.

„Diesmal“, weil das in Yakuza 6 nicht ging – eins muss man nämlich wissen: Während Kiwami 2 selbstverständlich die in Kiwami erzählte Geschichte fortführt, nutzt es die in dem direkt davor veröffentlichten Yakuza 6 eingeführte Dragon-Engine. Und weil „Engine“ mehr ist als nur Grafik, betrifft das auch sämtliche Inhalte. Sprich, die Minispiele fühlen sich im Wesentlichen so an, wie man es seit Teil sechs kennt, die Steuerung ebenfalls und auch die

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… die meisten davon löst er selbstverständlich auf diese Art, woraufhin mancher Bösewicht schon geläutert ist. © 4P/Screenshot

Kämpfe laufen im Grunde so ab wie im technischen Vorläufer.

Die Peitsche der Domina

Kazuma wechselt daher nicht zwischen verschiedenen Kampfstilen, kann aber wie gehabt auf dem Boden liegende Fahrräder, Pylonen usw. als Waffen nutzen. Zusätzlich rüstet er jetzt aber auch bis zu drei Messer, Sprühdosen oder andere Gegenstände dauerhaft aus, die ihm dann per Knopfdruck zur Verfügung stehen.

Neu sind außerdem Finisher, die man freischaltet, nachdem man bestimmten Personen in verschiedenen Stadtteilen einen Gefallen getan hat. Diese unterstützen ihn dann, wenn er in ihrer Nähe einen solchen Finisher auslöst. Kampfentscheidend sind ihre Aktionen nicht – für unterhaltsame Abwechslung sorgt es aber allemal, wenn ihm die Domina eine Peitsche zuwirft.

Wann geht’s denn los?

Nicht zuletzt haben die Entwickler Angriffe bzw. Konter entschärft, die in Yakuza 6 noch sehr mächtig waren. Alles in allem fühlen sich die Schlägereien dadurch eine Idee fordernder an und viele Kämpfe gegen stärkere Feinde verlangen mehr als zuletzt aufmerksames Blocken bzw. Ausweichen. Was dabei leider gewaltig stört, sind die relativ engen Räume, in denen viele der Prügeleien stattfinden. Klar: Die wurden vom Original vorgegeben. Vielleicht hätte Ryu ga Gotoku Studio in solchen Momenten aber gut daran getan, stärker davon abzuweichen. Die Übersicht war vor zwölf Jahren schon keine Offenbarung; mit dem aktuellen Kampfsystem ist sie in manchen Augenblicken unzumutbar!