Entspannung findet Akiyama bei einer Massage, in einer heißen Quelle oder dem anschließenden Tischtennisspiel. Kein Witz: Je länger eine Partie dauert, desto weiter rutscht der Bademantel der Gegenspielerin herunter – per Schultertaste erhascht man während der Ballwechsel einen Zeitlupen-Zoom auf… die näheren Details. Am Hafen wird geangelt und ein Besuch im Restaurant, einer Sushi-Bar oder bei Smile Burger stellt verlorene Gesundheit wieder her. Natürlich könnte Akiyama schnurstracks das markierte Ziel ansteuern, die nächste Filmszene erleben, den nächsten großen Kampf austragen. Die eigentliche Attraktion in Kamurocho ist aber das lebendige und enorm umfangreiche Stadtviertel selbst. Yakuza bleibt die geografisch kleinste, spielerisch jedoch mit Abstand umfangreichste Spielwiese des virtuellen Zeitvertreibs! Unterbrochen wird der grandiose Minispiel-Reigen nur von häufigen und erneut viel zu einfachen Zufallskämpfen. Lediglich die für die Handlung wichtigen Prügeleien sind mitunter eine Herausforderung. Yakuza-Profis beginnen deshalb auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad.
Nicht zuletzt hält auch Shun nach Schlüsseln Ausschau, in deren Schließfächern mal mehr, mal weniger hilfreiche Gegenstände wie Schutzwesten, Heiltränke, Materialien zum Bau von Waffen, Parfüm oder teure Schmuckstücke liegen. Schmuck? Unheimlich wichtig! Denn anders als im empfindlich gekürzten Vorgänger, stehen diesmal auch in der westlichen Version die Türen der so genannten Cabaret Clubs offen. In diesen sucht sich Akiyama ein Mädchen aus, mit dem er flirten möchte und versucht es zu beeindrucken, indem er beim belanglosen Small-Talk immer wieder die richtige von drei möglichen Antworten gibt. Er sollte außerdem die richtigen Getränke und Speisen bestellen,
Parfüm auftragen und gelegentlich ein teures Geschenk mitbringen. Hat man die Gunst des Fräuleins erobert, darf man die Gute noch in ein Restaurant, zum Karaoko, Dartspielen oder in eine der zahlreichen anderen Lokalitäten ausführen. Die Vorlieben und Abneigungen der Mädchen erfährt man, indem man ihrem Small-Talk Aufmerksamkeit schenkt – echte Nerds brauchen keine echten Dates!
Elegant oder bunt?
Zu allem Testosteron-Überfluss besitzt Shun außerdem seinen eigenen Cabaret Club, in dem er dafür sorgt, dass seine Hostessen den Wünschen der Kunden entsprechen. Das kann er entweder einem Angestellten überlassen oder er frisiert die Damen einfach selbst, kleidet sie an, verpasst ihnen das passende Make-up und stattet sie mit Uhren, Ketten, künstlichen Nägeln oder Ringen aus. Vergesst Rollenspiele – das hier ist Charaktererstellung für, äh, Männer! Zumal die Gesichter der Frauen sowohl technisch als auch ästhetisch ausgesprochen überzeugend aussehen. Mitunter wusste ich zwar nicht, welche Accessoires, Kleider oder Schminken eigentlich dazu beitragen, aus einer „niedlichen“ eine „hinreißende“ Frau zu machen – umso stolzer war ich dafür, als Akiyama irgendwann meinte: „Miuki macht einen hervorragenden Job.“
Nein, neu ist hier das Wenigste. Die meisten Minispiele kenne ich seit Jahren in- und auswendig. Dass ich zum ersten Mal über die Dächer Kamurochos laufe, eine Tiefgarage erkunde, in unterirdischen Tunneln grabe oder ein paar neue Gassen entdecke, erweitert im Grunde nur den Umfang. Es ist klasse, dass es für zahlreiche Geschicklichkeitsspiele Onlineranglisten gibt! Zugunsten des internationalen Vergleichs hat Sega sogar daran gedacht, den aus Yakuza 3 bekannten Vorgänger des Arcade-Shooters Boxcelios 2 noch einmal anzubieten. Abgesehen davon wirkt u.a. das Baseball-Minispiel jetzt ausgeklügelter, weil man für die maximale Punktzahl nicht nur im richtigen Moment schlagen, sondern auch bestimmte Ziele treffen muss. Doch das sind Kleinigkeiten. Teil vier erscheint ein Jahr nach Yakuza 3 – es ist nur natürlich, dass die Neuerungen deshalb dem behutsamen Feinschliff vieler Sportspiele gleichen.