Auch ballistische Waffen darf ich nach wie vor einsetzen; das Abfeuern der Pistolen oder Schrotflinten ist allerdings dermaßen unspektakulär – der Kampf Mann gegen Mann steht in Yakuza nun mal im Vordergrund. In seinem spielerischen Herzen ist das Spiel ein Prügler, der sich beim Sprung auf die neue Plattform kaum geändert hat. Und das ist es auch, was man Sega vorwerfen muss: So zufriedenstellend wie die Mechanik immer noch funktioniert, so sehr hätten sich die Entwickler um neue Bewegungsabläufe oder eine automatische Kameraarbeit bemühen können, die den aktuellen Gegner im Fokus behält. Kazuma lernt zwar einige neue Angriffe, alles andere hat er aber direkt von der PS2 mitgenommen.
Die neuen Möglichkeiten mit den zahlreichen Hieb- und Stichwaffen gefallen mir aber. Die in den entsprechenden Slots verbauten Waffen verschwinden nämlich nicht mehr, wenn sie zerbrechen – gegen eine geringe Gebühr kann ich sie später reparieren. Oder sollte ich einfach eine neue Waffe aufnehmen, um mein aktives Arsenal wieder zu vervollständigen? Lieber nicht! Denn mit den entsprechenden Werkstoffen, Blaupausen und etwas Zaster verbessert ein Waffenkenner meine Knochenbrecher. Mit diesen einfachen Kniffen geht die Wahl der Waffe endlich über den flüchtigen taktischen Vorteil hinaus. Abgesehen davon lockern viele geskriptete Ereignisse, in denen ich rechtzeitig auf die angezeigten Knöpfe hämmern muss, das Geschehen auf und sorgen in vielen Situationen für brachiale Höhepunkte.
Madam Tussaud in Tokio
Apropos Höhepunkte: Wie zuvor tut Kazuma seinen Gegner nach wie vor besonders weh, wenn er blau oder diesmal gar rot leuchtet. Genauer gesagt richtet er dann nicht nur mehr Schaden an, er setzt einem Banditen nach einem situationsabhängigen Knopfdruck auch besonders schwer zu. So knüppelt er einen Feind z.B. in die Knie,
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Die Figuren sehen zwar wie animierte Wachsfiguren aus – die vielen Filmszenen haben allerdings echte cineastische Qualitäten. |
um anschließend zu einem wirklich bösen Kopf-Baseball auszuholen – f…autsch! Wobei das Spiel diesmal ein Stück weit am Ziel vorbei rauscht. Die einst ähnlich ü
berzogene Darstellung der Gewalt wird im dritten Kapitel nämlich durch comicartige visuelle Effekte verstärkt und von Geräuschen untermalt, denen der dumpfe Wumms der Bodenständigkeit fehlt. So wirkt die Action leider weniger brachial als auf PS2.
Überhaupt büßt Yakuza in seiner aktuellen Form etwas von dem dreckigen Charme seiner Vorgänger ein, da sämtliche Figuren und Kulissen übermäßig farbenfroh gezeichnet wurden. Beeindruckende Leuchtreklame ist die eine Sache – unnatürlich bunte Charaktere kommen leider der Glaubwürdigkeit in den Weg. Es sind ja nicht nur die Farben; es sind vor allem die wie animierte Wachsfiguren zum Leben erweckten Menschen, die sinnbildlich für Kojimas Warnung vor dem technischen Rückstand japanischer Spiele-Entwicklungen stehen könnten. Man darf Sega zugute halten, dass sie Gesten, Mimiken, Kameraarbeit und Schnitt eigentlich ähnlich gut beherrschen wie Heavy Rain oder Uncharted 2 und auch die Klaviatur der leisen Töne zu spielen wissen. Technisch sprechen wir hier allerdings von einem ganz anderen Level.
Fang mich doch!
Und das gilt nicht nur für die audiovisuelle Seite. Auch die Steuerung lässt durchblicken, dass das Grundgerüst aus einer Zeit stammt, in der man sich noch Bildschirm für Bildschirm durch starre Umgebungen bewegte. Denn trotz Schulterblick und meist frei drehbarer Perspektive läuft Kazuma nach einem Kameraschwenk gelegentlich in jene Richtung weiter, in die er zuvor gegangen ist – eine typische Reliquie der Resident Evil-Antike. Nicht zuletzt könnte man die detaillierten Kulissen auch besser genießen, wenn Kazuma nicht nur zwei Laufgeschwindigkeiten beherrschen, sondern dynamisch schneller oder langsamer werden würde. Spätestens in den neuen Verfolgungsjagden ächzt das Spiel unter der Last der rasanten Action. Es ist richtig klasse, wenn Kazuma einem Feind hinterher rennt oder selbst auf der Flucht ist – wieder ein Indiz für den detailverliebten Abenteuerspielplatz, der Yakuza 3 an allen Ecken und Ende ist! Doch selbst wenn ich ihn elegant über eine Motorhaube schlittern lasse: Kazuma lässt sich im Sprint nur schwer lenken, stolpert schon mal ungelenk in eine Menschentraube und bleibt etwas zu oft an kleinen Hindernissen hängen. Gerade beim Sprinten wird deshalb leider deutlich, dass Yakuza spielerisch nur behäbig vom Fleck kommt.