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Xenonauts (Taktik & Strategie) – Des Oldies neue Kleider

Nostalgiker sind ein schwieriges Publikum. Da bereitet Firaxis den Oldie X-Com für die Neuzeit auf und erschafft dabei selbst einen modernen Klassiker – doch das war vielen nicht genug. Sie wollten das Original in seiner ganzen Echtheit, ein Spiel wie es damals war, nur im modernen Anstrich. Und jetzt ist es so weit: Vor fünf Jahren begann Independent-Entwickler Chris England mit der Arbeit an Xenonauts, das sein Vorbild fast stoisch nachahmt. Jetzt hat er sein Projekt offiziell fertiggestellt. Kann er damit tatsächlich erfolgreicher sein als die Neuauflage von Firaxis?

© Goldhawk Interactive /

Unterdrückung der Schwächeren

Die taktische Vielfalt hat es Firaxis‘ XCOM allerdings voraus. Denn weil meine Soldaten nicht an feste Bewegungsmuster (erst laufen, dann handeln) angewiesen sind, kann ich den Zug jedes Einzelnen so lange frei gestalten, wie er oder sie über genügend Bewegungspunkte verfügt. So laufe ich mit einem gut gepanzerten Mann z.B. in einen belagerten Raum, setze Gegner mit einer Blendgranate außer Gefecht, gebe noch einen Schuss ab und ziehe mich wieder zurück. Anschließend könnte das restliche Team den Raum stürmen.

Klasse ist auch Unterdrückungsfeuer, das nicht durch eine spezielle Fähigkeit ausgelöst wird. Stattdessen wird eine Figur in ihren Aktionsmöglichkeiten beschränkt, wenn sie von mehreren Seiten, mit schwerem Kaliber oder einfach nur häufig genug während einer Runde unter Beschuss gesetzt wird. Die Unterdrückung ergibt sich also dynamisch aus dem Verlauf – ein wertvolles Detail!

Sichtlinien bestimmen dabei, welchen Gegner ich überhaupt sehe und bei Nacht sollte mein Trupp Leuchtkörper voraus werfen, um nicht blindlings in feindliches Feuer zu laufen. Spannend sind auch Getreidefelder mit hohen Ähren, denn in denen erkennen die Soldaten kaum die Hand vor ihren eigenen Augen. Ärgerlich finde ich nur, dass ich nicht immer alle Außerirdischen sehe, die meine Leute entdeckt haben.

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Ein gut ausgebildeter Soldat ist Gold wert – sein Verlust umso schmerzhafter. © 4P/Screenshot

Dann erkenne ich zwar das entsprechende Symbol, kann aber partout kein Alien ausmachen.

Schwere Mädels, leichte Jungs?

Wie ich meinen Trupp oder mehrere Trupps zusammenstelle liegt selbstverständlich an mir; ich kann Fahrzeuge und Soldaten beinahe beliebig kombinieren. Praktisch: Ich darf jedem eine Position im Landungsschiff zuweisen, so dass ein Dronenfahrzeug etwa zuerst hinaus könnte, gefolgt von Sturmsoldaten oder schwerem MG. Schwachen Männern und Frauen sollte ich natürlich weder einen Raketenwerfer noch einen Schild in die Hand drücken, denn sind sie zu stark beladen, beeinträchtigt das ihre Geschwindigkeit.

Denn auch die Ausrüstung stelle ich nach meinen Vorstellungen zusammen. Dafür nutze ich vorhandene Sets oder erstelle eigene. Um Munition muss ich mich allerdings nicht kümmern und ich bin nicht an Charakterklassen gebunden. Weil jeder Soldat über sechs Eigenschaften verfügt, teile ich Ausrüstung und Waffen also gezielt nach Eignung zu – und zittere anschließend nur noch mehr um das Überleben spezialisierter Schlüsselfiguren. Vor 20 Jahren habe ich zum ersten Mal so um meine Soldaten gezittert. Und dank Xenonauts hat sich daran bis heute nichts geändert.