Besonders Hartgesottene aktivieren übrigens den „Iron Man“ und dürfen so weder manuell speichern noch einen zweiten Spielstand anlegen. Sie müssen mit ihren Fehlern leben – der Nervenkitzel vor möglichen taktischen Fehlen ist dann noch größer. Ein Kribbeln übrigens, dass weder Musik noch Geräusche so eindringlich einfangen wie das Original oder die Neuauflage von Firaxis. Der Soundtrack ist stimmungsvoll, knistert aber nicht; manche Aktionen sind zudem nicht vertont, andere erzeugen nur einen matten Klang.
KI-Gespenster in Menschengestalt
Die Angreifer selbst sorgen dagegen sehr wohl für Spannung und darauf kommt es ja an. Sie gehen in Deckung, verschanzen sich in ihren Ufos und flankieren meine Soldaten. Schachweltmeister werden sie nicht, aber sie stellen mich vor anspruchsvolle Herausforderungen. Ich wünschte jedenfalls, mein eigenes Volk wäre halb so clever. Stattdessen rennen Zivilisten so planlos umher, als wären sie nicht panisch, sondern wahnsinnig. Selbst Militäreinheiten vor Ort irren durch das Einsatzgebiet. Einen von ihnen habe ich glatt erschießen lassen, weil er einen meiner Männer mehrere Runden lang in einer Ecke einklemmte. Ja, das war vor 20 Jahren kaum anders. Nein, das macht heute noch keinen Spaß.
Hinzu kommen Unannehmlichkeiten wie die feste Perspektive: Trotz halbdurchsichtiger Mauern ist es dadurch schwierig, manchen Zielpunkt zu erkennen. Mitunter lässt sich auch eine Tür nicht öffnen und einige Menüpunkte liegen auf unbequem kleinen Flächen.
Early Access oder fertiges Spiel?
Auf Steam hat Xenonauts noch immer den Status „Early Access“. Die Entwickler weisen allerdings darauf hin, dass sie ihr Spiel seit Version 1.0 als komplett betrachten.
Die verbleibende Zeit bis zur offiziellen Veröffentlichung am 16. Juni diene lediglich dem Versenden von Kickstarter-Belohnungen und dem Rühren der PR-Trommel. © 4P/Screenshot
Ich vermisse zudem das Ändern der Funktionen einiger Maustasten. Kleinigkeiten, natürlich – die aber durchgehend unangenehm auffallen.
Vielfalt und Moderne
Vor allem im taktischen Detail fehlen Finessen moderner Spiele, darunter das Schießen aus der Deckung heraus. Denn anders als in XCOM: Enemy Unknow von Firaxis muss ich meine Soldaten ein Feld neben das Ende einer Mauer stellen, falls sie einen Gegner hinter der Ecke anvisieren sollen. Dass sie sich zu diesem Zweck schutzlos aufs freie Feld stellen müssen, ist einfach unlogisch. Ähnlich unplausibel ist ihr Unvermögen über hüfthohe Hindernisse zu schießen. So lange sie sich in der Hocke befinden, kann ich die Einschränkung nachvollziehen – stehen Angreifer und Ziel aufrecht, ergibt sie jedoch keinen Sinn. In der Bewegung und Handhabung der Truppen wirkt das stoisch originalgetreue Xenonauts deshalb überholt.