Den mit Abstand größten Schnitzer leisten sich die Entwickler aber bei der KI: Ja, es ist verständlich, dass nicht unbedingt die hellsten Köpfe einem faschistischen Führer folgen, aber hier bekommt man oft Zweifel, ob ihnen Teile ihres Gehirns entfernt wurden. So kommt zwar eine verbale Reaktion, falls einer von ihnen glaubt, mich beim Schleichen entdeckt zu haben, aber dann passiert…erstmal gar nichts. Der Typ setzt seine Patrouille einfach fort, dreht sich manchmal sogar um, anstatt seinen Hintern zu meiner Position zu bewegen und zu überprüfen, ob sich tatsächlich jemand eingeschlichen hat. Teilweise glaubt man sogar, die Herrschaften haben Tomaten auf den Augen, wenn sie sich in meiner unmittelbaren Nähe an mir vorbei bewegen und keine Reaktion zeigen.
Und trotzdem sind die Schergen des Regimes gefährlich – vor allem dann, falls ein Kommandant es schafft, den Alarm auszulösen und Verstärkung anzufordern. Denn marschieren die Dumpfbacken in Massen auf, kommt man trotz ihrer fehlenden Gehirnzellen ganz schön ins Schwitzen. Gerade gegen Ende übertreiben es die Entwickler manchmal mit ihren Gegnerwellen, doch auch zwischendurch schwankt der Schwierigkeitsgrad teilweise sehr stark und die Speicherpunkte liegen manchmal etwas zu weit auseinander. Auf jeden Fall sollte man zunächst alles daran setzen, den Kommandanten außer Gefecht zu setzen, falls sich einesolche Gelegenheit ergibt. Eine Entfernungsanzeige hilft dabei, das Ziel aufzuspüren. Die Idee ist nett
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und erinnert an das Einnehmen der Außenposten in Far Cry 3. Allerdings lässt der Reiz mit der Zeit deutlich nach, da sich das Element zu häufig wiederholt.
Keine klare Linie
Für einen auf den ersten Blick recht plumpen Oldschool-Shooter legt MachineGames überraschend viel Wert auf die Story und erzählt in aufwändigen Zwischensequenzen oder geskripteten Momenten im Spiel, wie sich der Widerstand gegen das böse Regime erhebt. Allerdings vermisse ich eine klare Linie: Wenn ein alter Opa mit der Shotgun einem Feind den Kopf von den Schultern schießt und Oma mit gezückter Waffe im Wagen wartet, sind das klassische Slapstick-Einlagen, die gleichzeitig den Trashfaktor erhöhen. Auf der anderen Seite wird die Brutalität des Regimes schonungslos gezeigt, wenn etwa eine Gruppe von Wachen auf einen hilflosen Insassen einprügeln, Kameraden grausam misshandelt werden oder Blazkowicz in seinen Monologen durchaus zum Nachdenken anregt. Und dann gibt es wieder Szenen wie die Begegnung mit Frau Engel und ihrem Lover „Bubi“ im Eisenpfeil, die für mich an Peinlichkeit kaum zu überbieten ist. Hier will man wie ein Inglorious Basterds sein, doch wird schnell deutlich, dass den Entwicklern die handwerklichen Fähigkeiten eines Quentin Tarantino schlichtweg fehlen. Was bleibt, ist oft ein Kopfschütteln, ein Wechselbad der Gefühle, weil die Inszenierung zu häufig zwischen Klamauk und Ernsthaftigkeit schwankt. Es wäre sicher besser gewesen, wenn man sich auf eine Seite konzentriert und diese konsequent durchgezogen hätte.