Langeweile im Dritten Weltkrieg

Was jetzt aber nach Total War klingen mag, ist im Kern furchtbar belanglos und schwach in Szene gesetzt. Insbesondere die Globalereignisse, prädestiniert für Videoschnipsel oder dramatische Rote-Telefon-Anrufe, enttäuschen als schnöde Textboxen. Auch Spezialaktionen, allen voran der taktische Nuklearschlag, wirken wie Nebensächlichkeiten. Die Endzeitstimmung des Konfliktes kann so nicht aufkommen.
Die Gefechte selbst finden beim Aufeinandertreffen von verfeindeten Kampfgruppen nach wie vor in Echtzeit statt. Hier besteht das Ziel allerdings meist darin, unter Zeitdruck eine bestimmte Punktanzahl durch Zerstörung gegnerischer Einheiten zu erlangen. Das mag im Multiplayer gut funktionieren, in der Kampagne hätte ich mir abwechslungsreichere Ziele gewünscht. Realistisch ist das natürlich auch nicht, man stelle sich mal folgende Situation im Feld vor: „General, wir haben jetzt 20 Panzer verloren – das heißt der Gegner hat 2000 Punkte!“ – „ Alles klar, Major M. Geben sie das Signal zum Rückzug, wir haben wohl verloren“. Eher Slapstick als Dritter Weltkrieg.

Da außerdem das Zeitlimit der Gefechte oft recht niedrig angesetzt ist, habe ich den „Unentschieden“-Bildschirm sehr häufig zu Gesicht bekommen. Es gewinnt nämlich nur der, der die Punktegrenze knackt oder alle feindlichen Kommandoeinheiten ausschaltet, was innerhalb des Zeitlimits fast unmöglich ist. Zudem sind viele Mechnaniken irgendwie merkwürdig: Eine ganze Kampfgruppe zieht sich zurück, weil die Kommandoeinheit (als einzige wohlgemerkt) zerstört wurde? Obwohl der Gegner im nächsten Gefecht offensichtlich kein Gebiet mehr besetzt hat, was ihm Nachschub gewährt, geht der Kampf weiter? Kurz: Auch wenn sie ihre Schwächen hatte, die Kampagne des Vorgängers ist mir viel lieber als dieses anonyme und sterile inszenierte Truppengeschiebe.