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Virtua Tennis 4 (Sport) – Virtua Tennis 4

Ich liebe Arcade! Im Sport gebe ich einer Simulation aber stets den Vorzug. Bis vor drei Jahren, als „mein“ Top Spin spielerisch wankte, während mich Segas Arcade-Schmettern in packende Ballwechsel verwickelte. Wochenlang trainierte ich auf Xbox Live… doch das ist lange her. Der Schlagabtausch zwischen Sega und 2K Sports ist längst in die vierte Runde gegangen. Genauer gesagt spielte Top Spin 4 bereits vor einem Monat so vorzüglich auf, dass schon zu diesem Zeitpunkt klar war: Virtua Tennis wird es in dieser Generation verdammt schwer haben!

© Sega / Sega

Virtua Tennis 4 wirkt bemüht: Es will viel mehr sein als Arcade-Tennis, es will seine knorrigen Wurzeln hinter sich lassen und moderne Spieltiefe mit etwas Vertrauten verbinden. Doch wo Top Spin vor drei Jahren so mutig war, sich grafisch, physikalisch und inhaltlich neu zu erfinden, lehnt sich Virtua Tennis vergebens gegen die Innenwände seines alten Fundaments.

Guck mal, freihändig!

Natürlich ist es vor allem zu viert unterhaltsam, sich im Doppel eine Bombe zuzuspielen, schlüpfende Küken einzusammeln, Tontauben zu zerdeppern, zum Tennis-Poker aufzuschlagen, gegen den Wind zu Spielen und vieles mehr. In knapp zehn Minispielen darf man sich austoben. Doch leider ist deren banale Einfachheit diesmal bezeichnend für Segas ehemaligen Sportkönig. Das gilt auch für die Unterstützung von Move bzw. Kinect, denn die Bewegungssteuerung funktioniert nur unter dem Menüpunkt „Motion Play“. An einzelnen Matches und Minispielen kann man sich dort versuchen; an Karriere, Turnieren und Onlinespielen dürfen Bewegungsswillige allerdings nicht teilnehmen.

Dabei tut die Trennung dem Spiel sogar gut, weil weder Move- noch Kinect-Tennis überzeugen. Zwar erkennen beide Systeme halbwegs zuverlässig, ob man Slice, Top Spin, geraden Schlag oder Lob auslöst – Move hat hier die Nase vorn.

Dass man Zwischensequenzen nicht abbrechen kann, hält die mit zwei Spielen viel zu kurzen Onlinespiele unnötig auf.

Die Richtung des Schlags lässt sich aufgrund der unübersichtlichen Perspektive allerdings nur schwer vorgeben; die Kamera wechselt ständig zwischen Schulterblick und Egoansicht. Motion Play bietet einen interessanten Vorgeschmack dessen, was mit Bewegungserkennung möglich sein kann. In dieser Form ist es aber zu rudimentär, um Analogstick und Tasten zu ersetzen. Nicht zuletzt bewegen sich die Sportler automatisch über den Platz, wodurch das freie Tennis entscheidend an Reiz verliert. Lediglich das Laufen zum und vom Netz darf man selbstständig einleiten, indem man einen Schritt nach vorne bzw. zurück macht.

Spiel mit mir!

Ausgewachsen wirkt Virtua Tennis 4 nur im Onlinespiel, das nahezu störungsfreie Partien ermöglicht. In Sachen Verbindungsqualität ist man Top Spin sogar eine Nasenlänge voraus! Zumal ich kurze, vorgegebene Kommentare auswählen und bei Bedarf über die rechten und linken Schultertasten zum Besten geben darf. Bei 2K fehlte mir die Kommunikation mit meinem Kontrahenten – hier kann ich ihm Anerkennung zollen, mich ärgern oder über einen Punktgewinn freuen. Während ich auf einen Gegner warte, darf ich sogar ein paar Bälle gegen die KI schlagen. Aus unangenehmen Wartezeiten wird so entspanntes Warmspielen.

Dennoch zeigt sich das vierte Virtua Tennis auch hier von seiner sperrigen Seite. U.a. gibt es nach jedem Ballwechsel eine Wiederholung, die man nicht abbrechen darf. Noch mehr stört mich, dass für ein Match um Ranglistenpunkte ausschließlich Matches gespielt werden, die mickrige zwei Spiele lang sind. Offizielle Turniere gibt es im Rahmen der weltweiten Meisterschaft nicht. Im Gegensatz zu Top Spin sammelt ein selbst erstellter Spieler zudem keine Erfahrungswerte, die er in die Ausbildung seiner Fähigkeiten stecken könnte. 2K Sports hat vorgemacht, wie Tennis in dieser Generation aussehen muss – Virtua Tennis 4 hinkt dieser Qualität jedoch in allen Belangen hinterher.