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Victoria 2 (Taktik & Strategie) – Victoria 2

Die britische Königin Victoria war Namenspatronin einer ganzen Epoche des 19. Jahrhunderts. Im gleichnamigen Spiel von Paradox kann man aber nicht nur ihre Heimat regieren, sondern auch viele andere zeitgenössische Staaten von Mexiko über Frankreich bis China. Die Bandbreite ist verheißungsvoll: Man darf eine Eisenbahn durch Amerika bauen, aus Bayern eine Großmacht machen oder Deutschland vereinigen. Macht das auch Spaß?

© Paradox Interactive / Paradox Interactive

Fazit

Ich bin ein wenig enttäuscht von Victoria 2 – da war mehr drin! Zwar entführt es historisch authentisch in das Viktorianische Zeitalter mit all seinen Strömungen, Gegenrichtungen und Widersprüchen: So ist es vom Spieler abhängig, ob er seinem Volk mehr Freiheit gewährt oder die politischen Daumenschrauben ansetzt. Bisweilen erreicht er auch das genaue Gegenteil, wie einst Bismarck, der die Sozialisten mit seinen Verboten nur stärker machte. Zudem kann man außenpolitische Erfolge feiern, indem man seinem Land den berühmten „Platz an der Sonne“ beschert. Das ist allerdings unterschiedlich anspruchsvoll, denn es ist viel leichter das britische Weltreich zu verwalten als aus Hessen eine Großmacht zu schmieden – und auch innerhalb einer Nation schwankt die Qualität der Aufgaben. Auch wenn vieles auf Wunsch automatisch läuft, wird das Geschehen mit steigender Spieldauer immer unübersichtlicher. Man wird mit Meldungen bombardiert, die nicht immer wichtig sind. Beim Reichsbau helfen bahnbrechende Erfindungen wie die Eisenbahn, aber leider sind die anderen Fortschritte dagegen ein Klacks. Überflüssig wirkt auch der Handel oder die Bevölkerungsentwicklung, die automatisch vor sich hin brummen. Man kann zwar die Geschichte leicht verändern, aber die Staatsform gehört nicht dazu. Kriege finden im Stil der Zeit statt, aber die Kriegführung bietet genau so wenig taktische Möglichkeiten wie bei Europa Unversalis 3. Das Spiel kommt einem bisweilen wie eine viktorianische Ausgabe von Hearts of Iron vor. Schön ist erneut, dass man fast alle bekannten und weniger bekannten Länder der Epoche spielen kann – für jedes Land wurden die originalen Parteien, Ziele und Erzfeinde umgesetzt. Die historische Recherche war mal wieder vorbildlich, man wird als Geschichtsfan letztlich noch gut unterhalten, aber die Umsetzung muss endlich mal moderner ausfallen.

Wertung

PC
PC

Ein komplexes Monster von Spiel, das viel Historie bietet, aber auch seine Schwachstellen hat.

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