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Victoria 2 (Taktik & Strategie) – Victoria 2

Die britische Königin Victoria war Namenspatronin einer ganzen Epoche des 19. Jahrhunderts. Im gleichnamigen Spiel von Paradox kann man aber nicht nur ihre Heimat regieren, sondern auch viele andere zeitgenössische Staaten von Mexiko über Frankreich bis China. Die Bandbreite ist verheißungsvoll: Man darf eine Eisenbahn durch Amerika bauen, aus Bayern eine Großmacht machen oder Deutschland vereinigen. Macht das auch Spaß?

© Paradox Interactive / Paradox Interactive

Ewiger Freiheitskampf

Ansonsten sollte man immer die Stabilität im Lande

Auch wenn es nicht so aussieht, weht hier der Wind der Freiheit. Politische Reformen gibt’s aber nur bei entsprechender Mehrheit im Parlament.  

im Auge haben, damit es keine Aufstände gibt. Man sollte eine gewisse Balance zwischen Eingriffen und Laisser-faire einhalten, die nicht immer leicht zu erreichen ist. Schließt man z.B. als Osmane eine verdächtige Bank auf dem Balkan, heizt das zwar die Stimmung in der jeweiligen Provinz an, aber in Istanbul wird man von den Nationalisten gefeiert. Symbolisiert wird das durch die Werte für Zufriedenheit und Radikalität, die man aber immer im Zusammenhang sehen muss. Radikal heißt in reaktionären Preußen etwas ganz anderes als in den liberalen USA, wo die Sklavenbefreier als radikal gelten. Heizt der Präsident das mit seinen Entscheidungen an, riskiert er die Abspaltung des Südens. Im Norden kommt die harte Hand aber gut an.

Sonst bestimmt man hauptsächlich, welche Partei mit einem regiert. Das ist das Recht der Königs, Fürsten bzw. Präsidenten, der sich nicht selbst der Wahl stellen muss. Wechselt die Parlament, arbeitet er mit der neuen Fraktion zusammen. Es gibt zwar Ober und Unterhaus, aber die Aufgaben nicht immer klar. Eigentlich zählt eher das Oberhaus, mit dem sich auch Reformen durchführen lassen, wenn man die Mehrheit hat. Obwohl sich die Volksmeinung im Spielverlauf immer mehr Richtung Freiheit, Demokratie und Menschenrechten dreht, verändert sich wenig, so dass die Politik ein wenig statisch erscheint. Für Autokraten wie den russischen Zar mag das ja stimmen, aber nicht im pluralistischen Großbritannien, Frankreich oder den USA.

Fokus auf etwas

Beim Bau der Eisenbahn geht’s manchmal chaotisch zu, aber irgendwann hat jede Provinz eine Schiene. 

Die Umsetzung der Politik sollte eigentlich mit Hilfe des neu eingeführten Fokus geschehen, den jede Nation hat. Leider funktioniert das nur unzureichend, wie gerade die Eisenbahn zeigt. Eigentlich sollte der gar nicht leicht zu entdeckende Fokus dafür sorgen, dass man ein Gebiet besonders fördern kann, sprich eine Provinz angeben, wo verstärkt gebaut werden soll. Leider ist es aber so, dass anschließend überall die Bahnstecken wie Pilze aus dem Boden schießen, was das Budget belastet. Immerhin funktioniert es bei der Kolonisierung besser: Wenn man ein Gebiet für die Urbarmachung mir dem Fokus ausweist, wird es langsam kolonisiert. Hier kommt es sogar zum Wettrennen, wenn zwei Mächte ein Land beanspruchen.

Es gibt auch einen Fokus für Einwanderung, mit dem sich ein Schwerpunkt bilden lässt. So lässt sich die Auswanderung in die Kolonien beschleunigen, um das meist übersiedelte Heimatland zu entlasten. Zudem ist die Struktur der Gesellschaft ausschlaggebend: Wer wenig Reiche hat, bekommt wenig Steuern. Wer keine Finanziers einlädt, wird sich bei Bauprojekten schwer tun. Und wer keine Priester hat, der wird auch ein niedrigen Alphabetisierungsgrad haben, denn in der Kirche wird auch gelernt. Leider ist es nicht möglich, diese gezielt auszubilden, damit man etwa genug Handwerker hat. Man kann lediglich den Fokus nutzen, um eine Berufsgruppe zu fördern, was aber keine schnelle Veränderung bringt.