Fazit
Unreal 2 hat sehr viel von einem fantastischen Kurzfilm oder einem Essen in einem teuren Restaurant: man wird sehr gut unterhalten (bzw. angenehm gesättigt), fragt sich aber hinterher, ob man für sein Geld nicht ein bisschen wenig bekommen hat. Denn nur wenige Spieler dürften mehr als zehn Stunden benötigen, um das Geheimnis um die Alien-Artefakte vollständig zu lösen. Berücksichtigt man dazu noch die unbarmherzige Linearität sowie die Abwesenheit eines Mehrspielermodus, tendiert der Wiederspielwert von Unreal 2 gegen Null. Doch viel schlimmer ist fast noch, dass das Spiel unter dem Deckmantel wunderbarer Grafik, intelligenter Gegner und exzellenter Levelarchitektur doch nur ein Shooter wie jeder andere ist – Ballern hier, Ballern da, und noch ein wenig Jump`n Run; das ist schon ein bisschen dünn. Wenn man sehr pedantisch wäre, könnte man fragen, was Unreal 2 eigentlich (bis auf ähnliche Gegner und Waffen) mit dem Vorgänger zu tun hat. Und dennoch: Action-mäßig gibt es momentan nur wenig Aufregenderes, grafisch sowieso nicht. Wem also ein kurzer, satt machender Leckerbissen reicht, der dürfte mit Unreal 2 sehr glücklich werden. Wer langfristigen Spaß bei ähnlicher Optik bevorzugt, sollte vielleicht besser zu Unreal Tournament 2003 greifen.
(Paul)
Unreal war seiner Zeit ein Meilenstein für das Genre der 3D-Shooter und konnte damals viele Akzente in die richtige Richtung setzen. Nun steht Unreal 2 endlich nach schier endloser Entwicklungszeit in den Läden und kann nicht ganz so stark überzeugen wie der Vorgänger. Das größte Manko an dem Spiel ist die mit acht bis zehn Stunden bemessene Spielzeit – dann scrollen auch schon die Abspann-Credits über den Bildschirm. Danach gibt es fast keine Motivation mehr, das Spiel erneut zu starten, weil es keinen Mehrspieler-Modus gibt und die drei Schwierigkeitsgrade nicht genügend Anreiz bieten. Außerdem hat der Spieler nach dem Durchspielen immer noch den Drang, etwas mehr von der Unreal-Welt zu sehen, aber es gibt leider nicht mehr. Innovationen sowie sonstige grundlegend neue Ideen fehlen auch komplett. Auf der positiven Seite sind genial gestaltete, mit Static-Meshes nur so vollgepumpte Levels sowie eine stellenweise absolut umwerfende Grafik zu vermerken. Jede Menge Gegner mit teils hervorragender KI sorgen für actionlastige Kämpfe mit bombastischen Waffeneffekten. Aber auch die guten späteren Levels mit platzierbaren Laser-Barrieren und Geschütztürmen machen richtig viel Spaß. Alles in allem ist Unreal 2 ein wirklich gelungener 3D-Shooter, der für das Geld leider zu kurz geraten ist, aber die Zeit wirklich lohnend vertreibt. Die Revolution bleibt allerdings aus.
(Marcel)