Vor zwei Jahren präsentierte Deck 13 mit The Surge ein innovatives Spiel in der Tradition der Soulsreihe, das bei uns gut abgeschnitten hat (Wertung: 82%). Mit eigenen Ideen wie den einzeln anvisierbaren Trefferzonen sowie dem Beutesystem konnten sich die Frankfurter von From Software emanzipieren. Was hat der Nachfolger des Kampf-Abenteuers zu bieten?
Dann gilt es, die Verteidigungstaste plus den Analogstick in die jeweilige Richtung zu drücken. Aber nicht einfach dauerhaft gehalten, sondern zum richtigen Zeitpunkt, um à la Dark Souls einen optimalen Konter auszuführen. Daran muss man sich erstmal gewöhnen, zumal die Kamera ab und zu nach oben verreißen kann. Aber sobald man das Prinzip verinnerlicht hat, entstehen sehr intensive und überaus dynamische Kämpfe. Was mir etwas zu schwach designt ist, sind hinterhältige Attacken, die man vernachlässigen kann.
Man kann zwar auch ohne Konter über Sprünge ausweichen oder nur blocken, aber all das kostet wertvolle Ausdauer und
kann angesichts der Durchschlagskraft gefährlich sein. Denn wer sich zu sicher ist, wird auch von normalen Feinden schnell in Einzelteile zerlegt. Noch kniffliger wird es, wenn die ersten schwer gepanzerten Gegner mit Schilden und Feuer- oder gar Luftunterstützung auftauchen. Dann gilt es, die Gruppen zu trennen, einzelne anzulocken oder sie selbst aus der Distanz zu schwächen.
Fernkampf und Bosse
Im Gegensatz zum auf Nahkampf fokussierten The Surge hat man mehrere Drohnen zur Verfügung, die aus der Ferne über Laser, Projektile oder diverse Granaten angreifen können – und auch mit ihnen darf man einzelne Körperteile anvisieren. Das ist eine tolle Ergänzung, die für noch mehr Abwechslung und taktische Möglichkeiten
sorgt, zumal sie auch in den Bosskämpfen eine wertvolle Hilfe sein können, von denen es inklusive der kleineren etwa ein Dutzend gibt.
Auch hier hat sich Deck 13 gesteigert: Waren einige Arenen und Bosse im Vorgänger zu strikt designt, so dass zu viel Trial&Error-Frust entstehen konnte, hat man jetzt mehr Platz und Freiheit, was die Taktik betrifft. Einer der ersten großen Bosse, ein klasse designtes, krebsartiges Hightech-Ungetüm namens Little Johnny, ist an mehreren Stellen verwundbar, sowohl an den Beinen als auch am Maul, wobei sich Treffer unterschiedlich auswirken – man kann ihn also auf mehrere Arten besiegen. Von dieser Art optisch spektakulärer Ungetüme gibt es allerdings zu wenig! Hier lässt man einiges an Potenzial liegen und bietet vermehrt humanoide bzw. zweibeinige kleine Endgegner.
Diese sind weniger frei zu bewältigen, teilweise deutlich stärker und hier fühlt man sich fast an Sekiro erinnert, wenn man in einem rhythmischen Tanz aus Konter und Parade über mehrere Phasen bei frisch auftauchender Verstärkung bestehen muss. Hier gerät man ganz schön ins Schwitzen, sollte die Schwachstellen kennen und sich möglichst optimal ausrüsten. Aber auch da hat The Surge 2 einiges zu bieten, so dass das Entwickeln und Abstimmen des Charakters sehr unterhaltsam ist.