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The Moment of Silence (Adventure) – The Moment of Silence

Hartz IV drückt aufs Gemüt, der Herbst stürmt nasskalt und die erste Grippewelle naht – da hilft nur ein gemütliches Adventure bei heißem Tee! Wie gut, dass Publisher dtp mit The Moment of Silence die richtige Spionage-Thriller-Medizin im Angebot hat. Warum wir beim Rätseln dennoch mit Nebenwirkungen zu kämpfen hatten, verrät der Test!

© House of Tales / dtp

Sterile Ernüchterung

Doch die Euphorie des Einstiegs weicht schnell der Ernüchterung, wenn man sich per Fahrstuhl in den Großstadtdschungel begibt. The Moment of Silence wollte nicht nur erzählerisch, sondern auch technisch in die Adventure-Zukunft vorstoßen, aber davon ist trotz der Echtzeit-Schatten und einiger guter Spiegeleffekte nichts zu sehen.

Was hat Bob gesehen? Erste Recherche am Kiosk.

Statt mit einer pulsierenden Metropole wird man mit einem nahezu menschenleeren Platz konfrontiert, auf dem es noch nicht mal einen einzigen Spaziergänger, sondern lediglich herumlungernde Statisten gibt. Gegenüber unserer ersten Preview-Fassung hat das Team von House of Tales zwar noch Figuren eingefügt, aber die Illusion einer glaubwürdigen Zukunft schrumpft aufgrund der sterilen Leblosigkeit schnell zur Fassade. Wo ist das Großstadtfeeling? Wo sind Fußgänger? Wo sind Wind und Wetter?

Zwischen Kiosk und Flughafen

Man steht z.B. vor einem fein gezeichneten Kiosk, an dessen Rand sich der Müll stapelt und der von Neonlampen erhellt wird, aber kein Lüftchen lässt mal etwas Papier rascheln, kein Flackern sorgt für Leben im Lichtspiel. Das gleiche starre Bild zeigt sich nebenan im Park: Kein Baum wiegt sich im Wind, kein Ast bewegt sich, keine Blätter zittern. Warum verschenkt man hier so viel Atmosphäre? Selbst Black Mirror hatte da in einigen Perspektiven mehr Bewegung zu bieten. Und selbst die Grafiker von The Moment of Silence zeigen z.B. später am SETI-Souvenirshop, dass sie Palmenblätter und Luftballons animieren können. Wieso wurde damit so gegeizt?

Ein Adventure punktet natürlich nicht in erster Linie mit seiner pompösen Grafik, aber die tolle Atmosphäre der Anfangsphase wird auf Dauer zunichte gemacht. Denn genau so sieht es später am Flughafen aus: Da wartet derselbe stumme Trenchcoat-Träger nicht nur beim ersten, sondern auch beim zwölften Besuch wie eine Litfaßsäule. Da gibt es eine Lounge und keiner ist ansprechbar. Und an Peters Arbeitsplatz, ein Großraumbüro (!), ist es gespenstisch still, obwohl da ein Springbrunnen plätschern und Kollegen quatschen oder tippen müssten. Erst, wenn man die Leute anspricht, kommt durch Dialoge samt süffisanter Kollegenschelten Leben ins Spiel.
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