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The Last Story (Rollenspiel) – The Last Story

Welche Geschichten kann ein Mann noch erzählen, wenn er neben FinalFantasy viele Klassiker des japanischen Rollenspiels geschaffen hat? Miteinem Spiel, dessen Titel an seinen größten Erfolg erinnert, kehrtHironobu Sakaguchi zu seinen Wurzeln als „Regisseur“ zurück. Ist dieNamensgebung nur Gewohnheit oder ein mächtiges Erfolgsrezept?

© Mistwalker / AQ Interactive / Nintendo

Die kleine Freiheit

Man hat allerdings weniger Freiheiten, als die Beschreibung vermuten lässt: Zum einen beherrschen Kämpfer und Magier nur wenige Zauber, so dass man ihnen meist dieselben Befehle gibt und zum anderen muss Zael stets die gesamten Truppe anleiten. Zeitlich

Musik von Nobuo Uematsu



Vorsicht: Der Limited Edition liegt zwar eine Soundtrack-CD bei, diese enthält allerdings nur sieben Titel.

Das eigentliche Soundtrack-Album umfasst drei CDs – zählt aber nicht zu Uematsus stärksten Werken. Während der Komponist ruhige Momente gefühlvoll untermalt, wirkt seine elektronische Untermalung im Kampf überraschend schwach.

Zur Soundtrack-Kritik © 4P/Screenshot

versetzte Einzelaktionen sind nur möglich, weil man den Helden selbst bewegt. Taktische Freiheit gibt es, sie wird dadurch aber eingeschränkt. Abgesehen davon kann man das Team um Zael nur selten eigenhändig zusammenstellen; meist ist man darauf angewiesen, welche Konstellation sich aufgrund der Handlung ergibt.

Nicht zuletzt leidet auch die Übersicht, weil man die verschiedenen Gegnertypen (Soldaten, Anführer, Schützen oder Magier) nicht mehr auseinander halten kann, wenn ein Dutzend farbige Linien anzeigen, welcher Gegner welchen Helden ins Auge fasst. Überlegtes Taktieren wird spätestens dann unmöglich, wenn zur selben Zeit farbenfrohe Zauber oder andere Effekte zünden. Dass die Kamera mit vielen Perspektivwechseln ebenfalls Verwirrung stiftet, ist nur das Tüpfelchen auf dem i; der manuelle Dreh kann das eigenwillige Verhalten nicht ausgleichen. Das clevere System verliert auf diesem Weg wichtige Nuancen gegen die unnötig überladene und übermäßig rasante Actionhatz.

Gotische Eleganz

Und es kann sich noch aus einem anderen Grund zu selten entfalten: Die meisten Gefechte finden in sehr überschaubaren Arealen statt. Es sind interessante Scharmützel, die aber meist enden, bevor man ihnen einen persönlichen taktischen Stempel aufdrücken konnte. Es gibt Momente, in denen Dutzende Widersacher über Zael und seinen Trupp herfallen –

Technisch bringt The Last Story die Wii ins Schwitzen - stilistische überzeugt das Abenteuer mit einer wundervollen gotischen Eleganz.
Technisch bringt The Last Story die Wii ins Schwitzen – stilistisch überzeugt das Abenteuer dafür mit wundervoller gotischer Eleganz. © 4P/Screenshot

doch selbst dann sind es aufeinander folgende Wellen recht weniger Gegner. Immerhin geht The Last Story der zermürbenden Wiederholung aus dem Weg, indem es wenige, dafür einzigartige Begegnungen inszeniert. Kein Scharmützel ist zufällig, keins gleicht im Detail dem anderen.

Vermutlich ist es die Schuld der Technik, dass Zael seine Welt nicht frei erkundet, sondern einem schmalen roten Faden folgt. Zumindest läuft das Geschehen mitunter mit halber Geschwindigkeit, sobald viele Effekte und Gegner im Bild sind – eine unangenehme Schwäche. Das Abenteuer besteht bis auf wenige Ausnahmen aus kleinen Bruchstücken; immer wieder unterbrechen Ladepausen den Ablauf. Deshalb und weil Filmszenen viel Raum einnehmen, rücken die Kämpfe mitunter zu weit in den Hintergrund. Es gibt Stunden, in denen spielt sich die Geschichte beinahe von selbst.

Eins muss man ihr dabei lassen: Ihre Kulissen und ihre Darsteller sind eine Augenweide. Was an technischer Größe fehlt, machen die gotischen Spitzen eines wundervollen Zeichenstils wett. Die Türme auf der Burg des Grafen würden dem Kölner Dom stehen. Haare und Kleider umweht eine filigrane Eleganz, die selbst Final Fantasy gut täte.