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The Last Story (Rollenspiel) – The Last Story

Welche Geschichten kann ein Mann noch erzählen, wenn er neben FinalFantasy viele Klassiker des japanischen Rollenspiels geschaffen hat? Miteinem Spiel, dessen Titel an seinen größten Erfolg erinnert, kehrtHironobu Sakaguchi zu seinen Wurzeln als „Regisseur“ zurück. Ist dieNamensgebung nur Gewohnheit oder ein mächtiges Erfolgsrezept?

© Mistwalker / AQ Interactive / Nintendo

Traum…

Jungs wollen Feuermann werden. Oder Polizist, manche auch Lokführer. Früher hatten Kinder allerdings andere Träume: Sie wollten Ritter werden – ob nun im realen Mittelalter oder in der daran angelehnten Fantasy. Auch Zael hegt diesen Traum, obwohl er längst kein Kind mehr ist. Als der Söldner mit seinen Freunden auf der Insel Lazulis ankommt, [GUI_PLAYER(ID=84232,width=377,text=Spielszenen der actionreichen taktischen Kämpfe.)] verdingen sie sich als Wächter im Schloss des Grafen, um den Grundstein für ihre Karriere als Krieger des Hofstaats zu legen.

… und Wirklichkeit

Doch der Weg dahin ist steinig. Er ist mit Intrigen gepflastert, einer verhinderten Liebe und dem Schatten des Bösen, der über Lazulis lauert. Sakaguchi will ein Epos erzählen. Eine Geschichte, die sich aber vor allem um ihre Figuren dreht. Zael und seine Freunde erleben zwar ein Drama, wie es im Handbuch der Fantasy stehen könnte – angetrieben werden sie allerdings von Ambitionen, Schmerz und Sehnsucht. Es tut gut, zwischen Final Fantasy oder Skyrim ein persönliches Abenteuer mit so bodenständigen Protagonisten zu erleben: Zael redet langsam und unaufgeregt. Die Unterhaltungen geben selten preis, dass auch hier eine Welt am seidenen Faden hängt.

Manche Szenen sind grandios; dann gelingt Sakaguchi im Zusammenspiel mit Nobuo Uematsu gefühlvolle Romantik oder traurige Wehmut. Schade, dass er seinen Figuren diese mühsam aufgebaute Glaubwürdigkeit immer wieder entreißt. Wendungen geschehen so abrupt, dass man sie kaum nachvollziehen kann. Ein verwüsteter Schauplatz glänzt nach

Operation Rainfall



Glaubt Nintendo Amerika nicht an The Last Story? Das Spiel erschien in Japan bereits Anfang letzten Jahres und wurde auch in Europa angekündigt – Pläne für eine Lokalisierung für Nordamerika schien es aber nicht zu geben. Erst auf eine von Fans organisierte Initiative hin ließ sich Nintendo zu einer verspäteten Veröffentlichung hinreißen.

The Last Story war nicht das einzige Spiel: Auch das hervorragende Xenoblade Chronicles und Pandora’s Tower schafften es mithilfe der „Operation Rainfall“. © 4P/Screenshot

wenigen Spielstunden wie zu seiner Einweihung. Mitunter greift das Spiel auch so tief in die Klischeekiste, dass man beschämt wegsehen möchte. Obwohl ein Großteil des Abenteuers aus Filmszenen besteht, waren „Entwicklung“ und „langsamer Aufbau“ offenbar Fremdwörter im Team. Damit ist The Last Story nicht allein – überholt ist die oft oberflächliche Inszenierung dennoch.

Moderne Taktik?

Angenehm frisch wirken dafür die Kämpfe, die einen Mittelweg zwischen moderner Action und herkömmlicher Rundentaktik suchen: Dass Zael auf Knopfdruck in Deckung geht, sich mit Pfeil und Bogen um eine Ecke oder über ein Hindernis lehnt und über niedrige Felsen hinweg springt, erinnert an die Bewegung in einem aktuellen Shooter. Der ständige Blick über seine Schulter verstärkt den Eindruck. Dass er den Mitgliedern seines Teams in einer Pause Befehle erteilt, entstammt hingegen taktischen Schulbüchern.