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Syberia (Adventure) – Syberia

Nach dem plötzlichen Aus für die Spiele-Schmiede Cryo scheint es sich beim klassischen Point & Click-Adventure um ein aussterbendes Genre zu handeln. Längst von der Bildfläche verschwunden sind hingegen die mechanischen Spielzeugautomaten, die in Syberia, dem neuesten Abenteuer von Microids, eine große Rolle spielen und in früheren Jahrhunderten das Publikum in Erstaunen versetzten. Das Grafik-Adventure soll dem daniederliegenden Genre neue Impulse liefern und so neues Leben einhauchen. Ob der Hoffnungsträger wirklich all die hochgesteckten Erwartungen erfüllen kann, erfahrt Ihr aus unserem Test.

© Microids / Vivendi Universal (PC,PS2) / Flashpoint (Xbox)

Das Gameplay

Hier beginnt das eigentliche Spiel, in dessen Verlauf Kate das Geheimnis um den Verbleib von Hans Voralberg klären muss. Vom Spielprinzip her ist Syberia ein klassisches Point & Click-Adventure: Immer auf der Suche nach neuen Hinweisen arbeitet Ihr Euch in 3rd-Person-Perspektive und per Maus durch den viel zu linearen Handlungsstrang. Wehe dem, der sich abseits der festgefahrenen Pfade begeben will. Solch ein Missverhalten quittiert die brünette Hauptdarstellerin flapsig mit einem: „Dahin muss ich nicht!“ oder „Das brauche ich nicht!“ Sie nicht, aber ich vielleicht, denkt sich mancher traurig.

Das Gameplay ist dabei allenfalls durchschnittlich, denn auch die wenigen Interaktionen gehen keinesfalls über das Normalmaß eines mittelprächtigen Adventures hinaus. Wer denkt, dass in Syberia mehr Gespräche zu führen seien als etwa in Myst III: Exile oder im vielfach überschätzten Amerzone, der irrt sich gewaltig. Abgesehen von wenigen festgelegten Gesprächsthemen herrscht bei den meisten NPCs Funkstille, was dazu führt, dass die Charaktere ohne Tiefe bleiben. Man ist halt unter Automaten, die von Natur aus holzschnittartig sind. So bleibt auch die angebliche Entwicklung der Kate von der Karrieristin zum netten Menschen blass.

Auch die viel zu simplen Puzzles, die Einsteigern das Rätseln erleichtern sollen, sind eigentlich kein Kaufargument für Syberia. Logik-Rätsel light: Zumeist gilt es, die wenigen eingesammelte Gegenstände andernorts wieder anzubringen. So findet Ihr beispielsweise vier Lochkarten, von denen Ihr eine in den richtigen Schlitz stecken müsst, schwierig, schwierig, ob Ihr das wohl hinbekommt…? Gelegentlich dürft Ihr auch die NPCs um Hilfe fragen, bisweilen sogar mehrmals hintereinander – verschärft! Derart infantiles Gerätsele verspricht zwar schnellen Erfolg, wird aber auch recht schnell langweilig. Ganz selten sind die Rätsel auch an den Haaren herbei gezogen, was zwar eine Abwechslung aber sicher nicht besser ist. Das gehobene Niveau von Myst III erreicht leider keines der Puzzle.