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Sekiro: Shadows Die Twice (Action-Adventure) – Schwertgewitter

Drei Jahre nach Dark Souls 3 präsentiert From Software ein neues Kampf-Abenteuer. Hidetaka Miyazaki und sein Team entführen in das späte 16. Jahrhundert des alten Japan, in die Welt der Samurai und Shinobi. Man schlüpft in die Rolle eines Ninja, der seinem entführten Lord nachjagt. Und dafür muss man in zig heiklen Duellen bis an seine Grenzen gehen. Ob Sekiro: Shadows Die Twice überzeugt, verrät der Test.

© From Software / Activision

Die vertikale Dynamik

Jetzt habe ich das Kampfsystem ausführlich besprochen, aber es gibt noch zwei andere Stärken, mit denen sich From Software von der Soulsreihe emanzipiert. Zum einen ist da das Schleichen: Hidetaka Miyazaki erwähnte, dass der Klassiker Tenchu eine große Inspiration für die Entwicklung war, dass man sogar fast daran dachte, die Reihe unter diesem alten Namen fortzusetzen. Es ist also kein Wunder, dass man einiges an Stealth-Action in Sekiro findet. Und wer die Burg Ashina erkundet, wird wunderbar taktisches vertikales Katz- und Mausspiel in einer Turm- und Dächerlandschaft erleben, das sich trotz der KI-Schwächen mit Dishonored messen kann.

Gerade wenn man sich an eine Wand drückt, mit einem Keramiksplitter eine Wache anlockt und diese dann zu sich heran zieht und meuchelt, erinnert das fast eins zu eins an Rikimaru aus Tenchu. Auch aus dem Hängen an an einer Kante kann man

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Im Wald der Mönche bieten die Bäume gute Ziele für den Greifhaken. © 4P/Screenshot

sofort töten. Man kann sich auch unsichtbar machen, Feinden Asche ins Gesicht werfen, seine Geräuschdämpfung und Wahrnehmung verbessern, geheime Wege nutzen, Drehtüren finden und selbst Bosse hinterhältig meucheln – nur dass sie meist zwei Leben haben.

Aber der Schwerpunkt liegt eher auf der Guerilla-Taktik im Gelände à la Uncharted 4 als auf der Infiltration von Gebäuden, bei der man möglichst niemanden offensichtlich tötet und heimlich vergiftet, um hohe Punktzahlen zu erreichen wie noch in Tenchu. Zumal die flatterhafte Physik in den Gebäuden dafür sorgt, dass Bücher bei geringstem Kontakt wie Tauben auffliegen oder Stühle und Tische bersten – das hätte man eleganter lösen können. In Sekiro geht es aber weniger um exakte Bewegungen zwischen Interieur, sondern darum, eine Wache nach der anderen zu meucheln, Patrouillen zu trennen, Bogenschützen aus dem Weg zu gehen und vor allem Wachen mit Alarmfunktion zuerst zu töten. Denn gegen eine Übermacht wird es selbst für Sekiro zu schwer. Dafür bietet das Leveldesign wunderbare Möglichkeiten der Umgehung, man kann geheime Passagen finden, sowohl unterirdisch als auch ganz oben im Gebälk oder sich in komplexen Burganlagen über Kraxelei und Akrobatik aus der Höhe oder von hinten anschleichen.

Neuer Schwung in der Luft

Hier kommt die zweite Stärke ins Spiel: der Greifhaken. Er sorgt für ein Tempo und eine Vertikalität in der Erkundung, die man

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Von den Dächern kann man alles gut beobachten, bevor man zuschlägt. © 4P/Screenshot

bisher nicht von From Software kannte. Man kann zwar nicht so frei schwingen wie in Bionic Commando, aber sich an grün markierte Punkte wie Dachspitzen, Bäume oder Mauern katapultieren, manchmal auch einmal direkt weiter schwingen – gerade in den bergigen Kulissen macht das unheimlich Spaß, denn man kann in Schwindel erregender Höhe risikoreiche Sprünge hin zu entfernten Stellen einleiten, um sich dann im letzten Augenblick an einen grün leuchtenden Punkt zu ziehen – cool!

Der Greifhaken beschleunigt und verstärkt ähnlich wie das Teleportieren in Dishonored die Stealth-Möglichkeiten: Natürlich kann man aus der Höhe wie ein Falke sofort Kills einleiten oder sich schnell aus Umzingelungen entziehen. Er wird auch in manchen Bosskämpfen nützlich, wenn man sich blitzschnell an Gegner heranzieht und zuschlägt; auch einige Fähigkeiten werten ihn auf.

  1. Hallo, kann mir jemand sagen, ob es bei dem Spiel für die PS4 Pro Grafik-Einstellungen gibt? Zum Beispiel einen Performance Modus für höhere Framerate? Ich finde da nicht viel im Menü auf den ersten Blick. danke.

  2. Also ich kann nur sagen, wenn das Kampfsystem erst einmal klick gemacht hat, ergibt sich sich ein Flow wie in noch keinem From Software Spiel davor. Adrenalin pur in den derben Bosskämpfen! Auch wenn ich es liebe, aber Bloodborne fühlt sich im Vergleich schon fast wie konventionelles Hack and Slay an. Mir sind da die beiden entgegengesetzten Pole (Dark Souls 1 und Sekiro) am liebsten. Ich bin wahnsinnig gespannt auf Elden Ring, aber über ein Sekiro 2 würde ich mich genauso freuen ... :-)

  3. Jazzdude hat geschrieben: 21.10.2020 23:52 Bisher gefällt mir Sekiro besser als Dark Souls 3, aber so richtig Spaß habe ich irgendwie nicht - das fühlt sich für mich eher nach Arbeit an.
    So gings mir eigentlich bis zum Ende des Spiels :D
    Zu viele Minibosse: Stimme ich zu. Klar Bosskämpfe will man eigentlich, aber von den Minibossen gibts zu viele, sodass gerne mal unnötig der Flow gekillt wird. Aber vielleicht sollen die einen Fit halten.
    Gegner im Bosskampfgebiet empfand ich auch als nervige Designsünde, vermutlich das ätzendste am gesamtem Spiel neben
    Spoiler
    Show
    endlichen Verbrauchsgegenständen, die man für Bosse braucht
    Aber Lady Butterfly war ein kleiner Wendepunkt für mich, weil um die zu besiegen muss man das erste Mal das Kampfystem verstehen und danach macht das Spiel auch mehr Spaß.
    Und dann gibts noch so einige epische Bossfights, die sich für immer in dein Gehirn prügeln werden.
    Sekiro ist eigentlich eine konstante Tour-de-Force mit wenig Verschnaufpausen, anders als die letzten From Software Titel.
    Aber insgesamt war das Erlebnis viel erinnerungswürdiger und kam auch am ehesten wieder an das Gefühl ran mit dem mich Dark Souls 1 damals entjungferte :lol:

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