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Risen 3: Titan Lords (Rollenspiel) – Ein Rollenspiel wie Whisky-Cola

Risen 2: Dark Waters konnte mich vor zwei Jahren nicht begeistern. Das Rollenspiel aus dem Hause Piranha Bytes war auf Konsolen eine technische Katastrophe und trotz idyllischer Karibik vermisste ich auf dem PC spannende Kämpfe, glaubwürdiges Figurenverhalten sowie eine fesselnde Story – vom miserablen Ende ganz zu schweigen. Jetzt  soll man die Augenklappen wieder öffnen. Haben die Entwickler aus den Fehlern gelernt? Wie spielt sich der Nachfolger Risen 3: Titan Lords?

© Piranha Bytes / Deep Silver

Charakterentwicklung

Was macht man mit all dem Ruhm? Das sind quasi Erfahrungspunkte. Acht Attribute kann man damit steigern – von Nahkampf und Fernkampf über List bis Fingerfertigkeit, Geist und Magie. Wer dort investiert, macht entweder mehr Schaden oder steigert weitere Fähigkeiten. Nur wer in die List investiert, wird in den Gesprächen das Einschüchtern oder Überzeugen erfolgreich einsetzen können. Wer seinen Geist schult, kann Tränke brauen oder die

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Acht Attribute kann man steigern; dazu zig Fähigkeiten erlernen. © 4P/Screenshot

Astralsicht verbessern. Wozu brauche ich Letztere? Damit ich noch besser Dinge sehen und einsacken kann, obwohl das Inventar ohnehin schnell rappelvoll ist…verschenkte Parapsychologie für Sammler.

Schön ist, dass man bestimmte Fähigkeiten über Trainer erlernen muss. Der Wirt Spencer kann einen zum „Krämer“ machen, so dass man Rabatte bekommt – man kann aber auch das Schmieden, das Stehlen und zig andere Dinge lernen. Wer sich einer Fraktion anschließt, kann sich zudem spezialisieren – sowohl, was die Fähigkeiten als auch die Ausrüstung betrifft. Warum ich bisher so wenig über die Voodoo-Piraten, Dämonenjäger und Magier gesprochen habe? Weil diese Gruppen als aktiv Handelnde ebenfalls kaum spürbar sind; das Drehbuch verschenkt auch diese politischen Konflikte als Motor für die Story.

 

 

Viel zu experimentieren

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Beim Messerwerfen kann man etwas Kleingeld verdienen. © 4P/Screenshot

Risen 3 ist ein Spielplatz für kleine belanglose Experimente am Rande. Man kann sich à la Assassin’s Creed im Schiffskampf inklusive aktiver Steuerung und Kanonenbeschuss versuchen, Talismane erstellen, temporär stärkende Tränke brauen, Gegner verfluchen, Geister im Kampf als Helfer erschaffen, sich in einen Papageien verwandeln, um in höhere oder entfernte Bereiche zu fliegen oder Äffchen zähmen, um sie in unzugängliche Höhlen zu schicken. Auch bessere Waffen lassen sich basteln: Man kann aus einer einfachen Machete mit Eisenerz und Messer z.B. ein Haumesser anfertigen.

 

 

Das Inventar ist zwar auf den ersten Blick gut strukturiert, aber man vermisst zum einen mehr Komfort wie z.B. Waffen- und Rüstungsvergleiche. Zum anderen fragt man sich, warum gerade Briefe und Bücher unter „Plunder“ abgelegt werden. Vielleicht liegt das daran, dass man alles Geschriebene lieblos über automatische Questaktualisierungen in das Spieldesign integriert, anstatt mal ein Rätsel im Text zu verstecken. All das ist symptomatisch für ein oberflächliches Spieldesign, das sich nicht an den anspruchsvollen Abenteurer, sondern eher an den Läufer und Sammler richtet. Unter der hübschen Kulisse ist Risen 3 letztlich ein sehr flaches Erlebnis.