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Resident Evil 6 (Action-Adventure) – Resident Evil 6

Als Capcom zum ersten Mal live Spielszenen aus Resident Evil 6 präsentierte, war ich erleichtert. Immerhin gab es vorher Schlagzeilen, die das Call of Duty-Gespenst an die Wand malten. Aber in der Haut von Leon S. Kennedy erforschte man für eine Stunde ein düsteres Areal – fast wie in alten Zeiten. Als die Japaner danach betonten, dass sie an die Tradition der Reihe anknüpfen und den Horror auf eine neue Ebene bringen wollen, habe ich mich richtig auf diesen Test gefreut.

© Capcom / Capcom

Fazit

Was sollte dieses Gelaber von Wurzeln, Herr Kobayashi? Ich bin schwer enttäuscht. Capcom serviert entgegen seiner Versprechen einen Actionzombiebrei ohne Charakter. Warum nimmt man sich einen dämlichen Military-Shooter zum Vorbild, wenn man eine wertvolle eigene Tradition hat? Es geht mir nicht um Nostalgie oder um ein Resident Evil anno 1996! Aber man sollte Respekt vor etablierten Werten haben, dann ist auch kreativer Fortschritt möglich. Und wenn es schon der Westen sein soll: Warum orientiert man sich nicht an der morbiden Faszination à la The Walking Dead? Warum gibt es so selten Zombies in diesem Spiel, die mit ihrer Masse ängstigen? Das wenige Gute: In der Kampagne mit Leon blitzt zumindest das Potenzial auf, alles ist nahtlos kooperativ spielbar und es gibt vier Perspektiven mit 30 bis 40 Stunden primitiver Story. Schon der hoffnungsvoll startende Leon lässt im Laufe seiner acht, neun Stunden immer stärker nach, erreicht höchstens mittelmäßiges Ballerniveau – kein Vergleich zum grandiosen Terror eines Resident Evil 4. Spätestens mit Chris ist das Spiel genau das, was man befürchten musste: Call of Duty. Hier hat man das Gefühl, von einer Explosion zur nächsten gescheucht, von einem Abgrund in den nächsten gehetzt und von nicht enden wollenden, teilweise lächerlichen Bossmutationen verfolgt zu werden – von billigen Rätseln und dämlichen Dialogen unterbrochen. Capcom hat sich viel zu weit auf durchlöchertes Shooter-Terrain begeben. Damit stürzt Resident Evil in eine Belanglosigkeit, die der Reihe das Genick bricht. Und das tut einem Fan richtig weh.

Michael Krosta (237)Was ist bloß mit Capcom los? Zuerst verpasst man der Resident Evil-Reihe mit dem grausigen Ableger Operation: Raccoon City einen massiven Image-Schaden. Und jetzt fährt man auch noch den sechsten Teil gegen die Wand. All die Versprechungen von der Rückkehr zu den Wurzeln, von der Wiederauferstehung des Survival-Horrors…alles leeres Marketing-Gesülze, um die Fanbasis zu beruhigen und eine Hoffnung zu schüren, die es für die Serie offensichtlich nicht mehr gibt. Schon in der 3DS-Episode Revelations hat man versucht, es allen recht zu machen, doch kam dort zumindest mit Jill das alte Horror-Feeling zurück. Das blitzt hier höchstens zu Beginn der Leon-Kampage auf, geht aber sonst im Dauerfeuer und Explosionsketten unter. Wenn man es schon ordentlich krachen lassen und Vorbildern wie Call of Duty oder Gears of War nacheifern will, dann sollen es die Japaner auch richtig machen. Doch bei solch derben KI-Aussetzern, den technischen Schwächen und den grenzwertigen Designentscheidungen, kann man selbst als Fan von Chris Redfield & Co kein Auge zudrücken und muss die traurige Wahrheit schweren Herzens akzeptieren: Resident Evil 6 ist als reines Action-Spiel eine riesige Enttäuschung und als Fortsetzung der Traditionsreihe sogar eine Farce! Anstatt den Survival-Horror wiederzubeleben, trägt Capcom ihn endgültig zu Grabe!

Wertung

360
360

Auf der Xbox 360 tauchen vermehrt technische Probleme auf.

PS3
PS3

Survival-Horror? Wo? Capcom serviert entgegen seiner Versprechen einen Actionzombiebrei ohne Charakter.