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Rematch im Test: Besser als FIFA, aber ein Problem wird zur fiesen Grätsche

Eigentlich ist Rematch ein wirklich tolles Multiplayer-Spiel. Doch das „Rocket League ohne Autos“ stolpert im Test über eine große Schwäche.

Screenshot bzw. Artwork aus Rematch. Im Vordergrund sind zwei Spieler*innen beim Jubel zu sehen. Bild mit dem 4P-Testbanner versehen.
© Kepler Interactive / Sloclap / Adobe Photoshop [M]

Diese Highlights erwarten euch im Juni 2025!

Am liebsten würde ich euch in diesem Test nur davon erzählen, wie toll Rematch eigentlich ist. Von engen Matches, risikoreichen Volleyschüssen und Dribblings, bei denen selbst Ronaldinho noch ins Schwärmen geriete. All das bietet das neuste Spiel der Sifu-Macher nämlich – und ist das wohl spaßigste Multiplayer-Spiel, was mir seit Jahren untergekommen ist.

Allerdings gibt es ein großes Aber. Ein wirklich fettes Aber. Ein Aber, welches größer als das Festgeldkonto des FC Bayern München ist und sich nicht ausblenden lässt, da es direkten Einfluss auf die Spielerfahrung hat. Wer schon mal ein Online-Game gezockt hat, weiß vermutlich schon längst, worauf ich anspiele …

Rematch im Test: Gelernt auf dem Bolzplatz

Im Vorfeld ist Rematch oft als Rocket League, aber ohne Autos beschrieben – was, wenn wir es mal ganz nüchtern betrachten, einfach Fußball ist. Das trifft es trotz der etwas merkwürdigen Umschreibung dennoch nahezu perfekt, aber bevor ihr jetzt schon gedanklich aussteigt: Rematch ist nicht FIFA beziehungsweise EA Sports FC. Es ist direkter, anarchischer und selbst für Sportmuffel eine ziemliche Gaudi.

Matches bestehen aus zwei Teams, bestehend aus drei bis maximal fünf Spieler*innen und sind auf sechs Minuten, die Golden-Goal-Nachspielzeit einmal ignoriert, beschränkt. Die Arenen sind kompakt, während der Ball aus der Third-Person-Pespektive getreten wird. Abseits? Fouls? Eckbälle oder Einwürfe? Feste Positionen auf dem Feld? All das gibt es hier nicht. Nicht einmal ein Schiedsrichter existiert. Rematch pfeift auf die typischen Konventionen, wie sie seit Jahren von EA und Konami vorgelebt werden.

Damit bringt der Titel richtig frischen Wind ins Genre. Spielt ihr seit Jahren nur die gleichen Fußballsimulationen, müsst ihr umdenken. Ist euch die Sportart eigentlich egal, sondern ihr wollt einfach nur ein knackiges, kurzweiliges Multiplayer-Spiel, dann ist Rematch die schönste Wohltat seit dem schon einmal erwähnten Rocket League.

Knallt schnell, tut nicht weh

Es dauert jedoch ein paar Partien, bis Rematch seine Sogwirkung entfaltet. Das liegt vor allem an der Steuerung, die einem das Tutorial zwar grundlegend beibringt, aber die eigentliche Dynamik und die Pflicht, in Sekundenschnelle Entscheidungen zu treffen, komplett vermissen lässt.

In den ersten Matches gehen deshalb Pässe ins Leere und Schüsse so weit übers Tor, dass Erinnerungen an Hoeneß‘ Fehlschuss 1976 wachwerden. Schuld ist jedoch nicht das Controller-Layout, welches eigentlich recht simpel ausfällt: Passen mit X, Schießen mit dem rechten Trigger, sprinten über die Schultertasten und Tackle und Grätsche geht mit der B-Taste. Grundsätzlich nicht schwer zu erlernen, aber die Umsetzung ist eine ganz andere Thematik.

Bevor perfekte Pässe in den Lauf klappen oder Volley-Schüsse mit Schmackes ins Netz knallen, vergeht die eine oder andere Stunde. Vor allem aber ist es immens wichtig, nicht ständig nur auf den Ball zu schauen. Denn Torschüsse werden nicht mit den Analogsticks gelenkt, sondern es ist entscheidend, wie der eigene Charakter zum Ball steht und wo die Kamera hinblickt. Wer nur zum Mitspielenden schaut, kickt den Ball schlicht zurück – aber garantiert nicht auf den Kasten.

Freude, Drama, Pseudo-Messis

Sobald aber alle Eigenheiten verinnerlicht sind, entfaltet Rematch sein gesamtes Spaßpotenzial – und wie! Pässe kommen auf einmal präzise in den Fuß der Mitspieler*innen, Schüsse gehen dank Zauberfüßchen ins oberste Torwart-Eck und dank feinstem Dribbling können einen nur noch fiese Blutgrätschen stoppen.

Wichtig ist vor allem das Zusammenspiel. Schon einfachste Ballstafetten oder ein aus dem Nichts kommender Seitenwechsel können gegnerische Teams ins Wanken bringen. Wenn dann noch die Flanke und der folgende Schuss mit Wucht sitzt, knallt es in der Arena vor Freude. Die Hände werden hingegen vors Gesicht geschlagen, wenn in allerletzter Sekunde ein*e Kontrahent*in das alles entscheidende Tor erzielt.

Rematch ruft jedoch auch Emotionen hervor, von denen gewiss viele dachten, sie hätten diese auf dem Bolzplatz vor Jahren zurückgelassen. Wenn etwa wieder jemand glaubt, er oder sie wäre so talentiert wie Messi und zum siebenundzwanzigsten Mal hintereinander in die Verteidiger*innen dribbelt oder per Rainbow-Flick den Ball schneller vertändelt, als Andreas Möller von Mailand oder Madrid spricht. Egoist*innen gibt es leider sehr viele und sie können schnell dafür sorgen, dass ein Match verloren geht.