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Quantum Break (Action-Adventure) – Das Ende ist nah…

Man stelle sich vor, die Zeit würde einfach aufhören zu existieren. Nicht nur die Zeiger der Uhr, sondern auch alles Leben, wie wir es kennen, würde erstarren. In Quantum Break droht dem gesamten Universum dieses fatale Schicksal nach einem gescheiterten Experiment. Entwickler Remedy setzt nach Alan Wake und Max Payne einmal mehr auf viel Action, stylische Zeitlupen und eine starke Story, will mit der einmaligen Kombination aus Shooter und einer TV-Serie aber auch neue Wege beschreiten. Geht das ungewöhnliche Konzept auf?

© Remedy / Microsoft

Wenn die Zeit ein Ei wäre…

Ein Riss in der Zeit. Das hört sich im ersten Moment halb so wild an. Einfach nach etwas, das nach irgendwelchen Zeitreise-Experimenten schon mal passieren und was man sicher wieder zusammenflicken kann. Kein Problem, oder? Ja. Zumindest theoretisch. Doch mit einem Pflaster oder einer Nähnadel ist es nicht getan. Stattdessen liegen alle Hoffnungen auf einem speziellen Gerät, das genau für einen solchen Notfall als Gegenmaßnahme entwickelt wurde. Nach den verhängnisvollen Ereignissen des Einstiegs wird es zum letzten Strohhalm, an den sich die Menschheit noch klammern kann. Doch leider weiß Protagonist Jack Joyce weder ob die Hightech-Konstruktion seines älteren Bruders überhaupt funktioniert noch wo sie sich befindet. Fest steht nur, dass der Großkonzern Monarch Solutions unter der Leitung von Jacks ehemaligem Freund Paul Serene eigene Pläne mit der Gegenmaßnahme verfolgt und diese auch mit aller Gewalt umsetzen will. Entsprechend schnell wird man mit den bewaffneten Spezialtruppen konfrontiert, die Jack und seinen wenigen Verbündeten nach dem Leben trachten.

Das Erwachen der Macht


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Schauspieler Shawn Ashmore (X-Men) verkörpert Protagonist Jack Joyce und wurde für die Zwischensequenzen aufwändig nachmodelliert. © 4P/Screenshot

Dabei setzt man sich nicht nur mit einem gewöhnlichen Arsenal aus Pistolen, Gewehren und Schrotflinten zur Wehr, sondern kann auch auf spezielle Zeitkräfte zurückgreifen, die als Folge des Zeitexperiments langsam in Jack erwachen und später sogar noch durch das Sammeln sowie Verteilen von Chrononwellen innerhalb eines Upgrade-Systems nach eigenen Vorlieben ausgebaut werden können. Mit ihnen friert man Gegner z.B. kurzzeitig in einem begrenzten Bereich ein, weicht rasend schnell auf Knopfdruck den Kugeln aus oder generiert einen Schutzschild, an dem jede Patrone einfach abprallt. Außerdem darf man sich später mit „Flashen“ in Zeitlupe bewegen und dabei nicht nur aus heiklen Situationen fliehen, sondern auch Widersacher mit einer Nahkampf-Attacke ausschalten. Der Zeitblick scannt dagegen die Umgebung und hebt nicht nur Feindpositionen, sondern auch Waffen, interessante Objekte und Rucksäcke mit ihren unendlichen Munitionsreserven optisch hervor, so lange man sich nicht bewegt. Im Gegensatz zu den Feinden hat man zwar keine Granaten zur Hand, doch bietet die Fähigkeit Zeitexplosion zusammen mit explosiven Fässern eine gute Alternative, um mehrere Gegner auf einen Schlag zu eliminieren.

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Der Zeitschild schützt vor dem Kugelhagel – nur eine von vielen Fähigkeiten, von denen man profitiert. © 4P/Screenshot

Mit diesen cool inszenierten Zeit-Fähigkeiten setzt man sich inhaltlich auf jeden Fall positiv von gewöhnlichen Shootern ab. Doch da man bereits früh Zugriff auf diese mächtigen Kräfte bekommt und die Abklingzeit meist verschwindend gering ausfällt, weicht das Gefühl des Besonderen schnell einer vertrauten Normalität – mit entsprechend schnellen Ermüdungserscheinungen. Man wirbelt und schleudert gefühlt im Sekundentakt den Gegnern irgendwelche Zeitmanipulationen um die Ohren und entsprechend verpufft der Wow-Effekt in einem rasenden Tempo, auch wenn es immer wieder Spaß macht, die Fähigkeiten einzusetzen. Allerdings machen sie Jack und damit auch den Spieler viel zu schnell viel zu mächtig: Selbst wenn man auf die optionalen Zielhilfen verzichtet, haben die Feinde zumindest auf den ersten beiden der drei Schwierigkeitsgrade diesem Power-Overkill kaum etwas entgegenzusetzen. Obwohl spätere Gegnertypen ebenfalls Zugriff auf die ein oder andere Zeitkraft bekommen und teilweise mit starken Körperpanzern ausgestattet werden, sind sie diesem Ansturm nur selten gewachsen. Abseits von Jacks übermächtigen Fähigkeiten liegt das auch daran, dass die Monarch-Truppen nicht gerade mit Intelligenz gesegnet wurden. Sie bewegen sich meist stur auf mich zu, sprechen sich nicht untereinander ab und nutzen kaum Deckung. Anders ausgedrückt: Sie präsentieren sich meist als hilfloses Kanonenfutter und strahlen eigentlich nur durch ihre hohe Anzahl und mehrere Wellen eine echte Gefahr aus. Hinzu kommt, dass Jack ordentlich einstecken kann und sich dank eines regenerativen Heilsystems und den meist zahlreich vorhandenen Deckungsmöglichkeiten relativ schnell erholt. Insgesamt mangelt es den Schusswechseln auf Dauer an Spannung, Dramatik und Abwechslung. Remedy inszeniert damit keine überragende, sondern lediglich solide Baller-Action, die gleichzeitig den schwächsten Teil des Spielgeschehens markiert.