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Pro Evolution Soccer 2016 (Sport) – Zurück zum Zauberfußball?

Konami feiert das 20-jährige Jubiläum seiner Fußballreihe, die in Japan seit 1995 unter dem Namen „Winning Eleven“ bekannt wurde und Anfang bis Mitte der 2000er viele Platinerfolge feierte. Dann stagnierte der Kick, bevor es letztes Jahr endlich wieder aufwärts ging – zumindest hinsichtlich der Spielmechanik sowie Präsentation. Aber Konami verbockte nicht nur den Online-Modus, sondern kopierte FIFAs Ultimate Team mehr schlecht als recht in myClub, strich die Online-Meisterliga und präsentierte eine komplett sterile Karriere sowie schwache Computergegner selbst auf hohen Stufen – Wertung: 70%, befriedigend. Wie sich Pro Evolution Soccer 2016 schlägt, verrät der Test.

© Konami / Konami

Alles eine Frage des Trainings?

Wie gehabt kann man die Steuerung im Fähigkeiten-Training in 23 Übungen verteilt auf vier Stufen erlernen. Es beginnt mit einfachen Zuspielen und Sprints, wird mit fortgeschrittenen Pässen, Grätsche und enger Ballführung ergänzt, geht mit erweiterten Übungen hin zu kontrollierten Schüssen oder Team-Pressing weiter und wird für Experten mit Lupfern, Doppelpässen oder Volleys abgeschlossen. Je nach Leistung erhält man pro Übung entweder Bronze, Silber oder Gold als Pokal.

Hört sich vertraut an? Ist es auch. Was gibt es an neuen Bewegungen, Schüssen oder Finten?  Wer die Steuerungsübersicht aufruft, wird keine nennenswerten Unterschiede oder einen Bereich „neue Bewegungen“ finden. 

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Schade: Es gibt nur die bekannten Übungen im Training. © 4P/Screenshot

Dafür hat Konami neue Jubelanimationen auf Knopfdruck eingeführt, die man sich auch hätte sparen können – es gibt nichts Nervigeres als diese Inszenierungen, sowohl im echten als auch virtuellen Fußball. Diese gefühlte Stagnation in den möglichen Aktionen ist natürlich schade, denn es gibt durchaus einige alte Mechaniken, die man verbessern könnte, sowie offene Wünsche: Warum ist der Regenbogenschnipser immer noch so leicht, den so kein Profi in einem Spiel zelebriert? Warum kann ich den Ball nicht aktiv auf Knopfdruck abschirmen, also den Körper schützend zwischen Ball und Gegner bringen? Wie wäre es mit einem gezielt aktvierbaren Kopfballaufsetzer oder einer flachen Hereingabe, die ich gezielt scharf nach hinten ziehen kann?

Steuerungsfinessen, aber keine passenden Übungen

Ja, einiges kann man über die totale manuelle Kontrolle durchaus so erreichen, außerdem kann man bei erweiterter Steuerung gezielt jede Ecke des Tores

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Freistöße zu trainieren, ist sinnvoll. Aber warum kann man nicht mal gezielt die Dribblings, Finten und Ballannahmen einstudieren? Lediglich eine Übung widmet sich einem kleinen Teil dieser Finessen. © 4P/Screenshot

anvisieren, aber eben nicht als neues Manöver auf Knopfdruck. Aber auch der über Jahre gereifte Status quo an Bewegungen hat es in sich: Auf mehreren Seiten werden die bekannten Stick- und Knopfkombinationen erläutert, die dafür sorgen können, dass man noch eleganter, überraschender und gefährlicher spielt. Es gibt einige tolle Körpertäuschungen, Dribblings und Annahmetechniken, die in der richtigen Situation ausgelöst für wunderbare Fußballmomente sorgen!

Umso ärgerlicher bleibt, dass Konami die Perfektionierung dieser Steuerungsfinessen nicht gezielt über Spielmodi oder Trainings fördert. Ich würde gerne meine Finten, Körpertäuschungen und Dribblings verbessern, aber es gibt keine Übungen dafür! Im Fähigkeiten-Training darf man in einer Übung lediglich einige Tastaturvorgaben nachahmen.

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Umständlich: Im freien Training muss man erst pausieren, dann Befehle einblenden und sie auswendig lernen… © 4P/Screenshot

Sinnvoller wäre es, wenn man Elastico, Roulette, Innenpraller & Co auch mal situativ anwenden müsste, um z.B. ein Dribbling zu gewinnen oder eine Pressingsituation elegant aufzulösen. Dafür sind diese Manöver wunderbar geeignet, nur muss man sich das quasi selbst beibringen, indem man sie z.B. im freien Spiel trainiert. Das Blöde: Hier kann ich mir nicht komfortabel die jeweiligen Tastenkombinationen für Innenpreller, Elastico & Co einblenden, während ich übe, sondern muss tatsächlich erst das Pausenmenü aufrufen, dann darin die Befehlsliste anwählen und sie auswendig lernen, bevor ich wieder auf das Feld zurückgehe. Geht’s noch umständlicher?