Die neue Balance

Wirkten die letzten Fußballspiele noch wie Pingpong, weil die Tempowechsel zu abrupt stattfanden, sorgt Konami jetzt für eine deutlich bessere Balance. Einerseits kann man recht geradlinig in die Offensive spielen, aber andererseits muss man sich die optimalen Momente taktisch besser erarbeiten als in FIFA 15. Aber es ist nicht alles optimal: Man wird angesichts der chirurgischen Pässe auch manchmal das Gefühl nicht los, dass da elf Mal ein Toni Kroos auf dem Platz steht, der nahezu alle Bälle sehr sicher an den Mann bringt; selbst mit der Zweitlig-Mannschaft kann man so brillieren. Hier hätte sich die Ausdauer vielleicht noch früher auf die Werte auswirken müssen.

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Die einzigen Bundesliga-Clubs: Bayern, Leverkusen und Schalke. Da kann man mit dem Editor Abhilfe schaffen…(PC). © 4P/Screenshot
Zwar kann man das mit dem Runterschrauben der Pass-Unterstützung etwas abmildern, aber die Unterschiede zwischen einem Weltklassemann im Mittelfeld und einem No-Name-Verteidiger sind gerade bei den Pässen kaum zu spüren. Auch optisch spektakuläre Dribblings wie der „Regenbogenschnipser“ gelingen hier fast jedem Spieler und nicht nur Ibrahimovic & Co, zumal man sie sehr leicht und fast todsicher einleiten kann. Schade! Zu spüren sind die Unterschiede dafür bei einfachen Bewegungen und auch Dribblings der Top-Stars wie Robben, Messi und natürlich Ronaldo. Wenn man sie steuert, zeigen sie ihre charakteristischen Manöver und sind sehr gut wiederzuerkennen.

Taktik zwischen Ballbesitz und Pressing

Taktisch bietet PES 2015 ein Füllhorn an Möglichkeiten zwischen 5-3-2 und 4-3-2-1. Man kann sein Umschalt- und Pressingspiel sowie das Laufverhalten sehr gut im Vorfeld einstellen. Sowohl für Situationen in der Offensive als auch Defensive lassen sich viele Teamanweisungen festlegen: Ballbesitz oder Konter als Offensivstil, kurzer oder langer Pass als Aufbaustil, weite oder mittige Angriffsbereiche sowie konservatives oder flexibles Stellungsspiel.
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Vor allem die taktischen Finessen haben es in sich: Man kann auch auf Knopfdruck die Abseitsfalle auslösen… (PS4). © 4P/Screenshot
Und für die Defensive gibt es sogar sechs Bereiche: Man kann die Anzahl der Verteidiger festlegen, die Kompaktheit und die Abwehrreihe in jeweils zehn (!) Stufen, defensives oder aggressives Pressing sowie nahe und ferne Kontrollbereiche zusätzlich zum allgemeinen Stil wie „Eng stehen“ einstellen. Schade nur, dass die passive Gegner-KI davon so selten Gebrauch macht!

PES hat auch im Spiel selbst einige tolle taktische Finessen im Angebot. Dazu gehört die Abseitsfalle auf Knopfdruck oder das direkte Verschieben der Viererkette im Match. Und zu einem großen Teil wirkt das Laufverhalten der Profis auch so wie man es taktisch vorgibt. Mit einer für die Spieldynamik ärgerlichen Ausnahme: Selbst wenn ich auf Konter spiele, spurtet ein Flügelflitzer manchmal nicht von alleine die Linie lang, wenn mein Mittelfeldstratege in seine Nähe kommt – hier fehlen offensive Automatismen. Man muss also sehr oft über die manuelle Laufanweisung (L1 plus rechter Stick) dafür sorgen, dass der Vordermann auch tatsächlich in den freien Raum rennt – was dann auch gut funktioniert.

HSV, VFB, BVB?


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Die Team-Chemie spielt in myClub eine wichtige Rolle (PC). © 4P/Screenshot
Da mit dem FC Bayern München, Schalke 04 und Leverkusen nur drei Bundesliga-Vereine dabei sind, greifen viele Fans gerne zum Editor. Zwar kann man sich theoretisch aus einem Fundus an Nationalspielern bedienen, die man dann per Transfer in sein Team überträgt, aber da gibt es schon empfindliche Abstriche. Wer den BVB mit Aubameyang, Mhkitaryan, Kagawa, Gündogan oder Sahin füllen will, wird sie nicht finden – Gabun und Armenien sind gar nicht als Mannschaften dabei, Japan hat Shinji nicht im Kader, bei den Türken fehlt Sahin und bei uns Gündogan.

Dann kann man zum Editor greifen, um diese Spieler zu erstellen, wobei man auch Vorbilder als Basismodell wählen kann. Da man neben Körper inklusive Gewicht und Definierung auch Gesicht, Bewegungsarten und Fähigkeiten anpassen kann, lassen sich sehr gute Klone bilden. Schließlich darf man auch Trikots in zig Varianten anpassen und eines der zwölf Stadien umbenennen. Schade ist nur, dass man mit seinem HSV, VFB oder BVB dann lediglich offline loslegen kann. Bisher ist es mir zumindest auf PlayStation 4 nicht gelungen, die Schwarzgelben online auflaufen zu lassen. Selbst wenn ich den Kader um alle selbst erstellten Profis streiche nicht.