FIFA 15 musste bereits viel Kritik für seine sterile Karriere einstecken. Mal abgesehen davon, dass die Japaner ihre ewig gleiche „Meisterliga“ lediglich hinsichtlich des Menüdesigns aufgefrischt, aber nicht hinsichtlich der Herausforderungen und Regie modernisiert haben: Hier ist die eigentliche Karriere „Werde zur Legende“ sogar noch dröger als bei FIFA 15, denn es fehlt sowohl der Bezug zum aktuellen Fußballgeschehen als auch eine Regie, wenn man mit einem jungen Profi loslegt. „Erlebe den Fußball hautnah!“ – ja wo denn? In der Szene, wo man den Platz betritt? Wo sind Spielervorstellung, aktives Trainer- und Fanfeedback? Wo sind emotionale Momente oder situative Herausforderungen innerhalb der Matches oder im Training? Pressekonferenzen?
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Sieht nach vielen Spielmodi aus, aber Meisterliga und vor allem Karriere werden auf allen Systemen steril inszeniert (PC). © 4P/Screenshot
Irgendwas Persönliches? Stattdessen erlebe ich erneut eine sterile  Tabellenkalkulation mit blödsinnig pathetischen Kurztexten, in der ich auch noch selbst mein Training festlegen und an der Taktik rumwurschteln darf – ich dachte, ich bin Profi,  nicht Trainer? All das wirkt neben NBA 2K15 wie dramaturgische Steinzeit. 

Warum passiert hier nicht mal etwas Kreatives? Ist doch kein Hexenwerk, denn das macht 2K Games seit ein paar Jahren. Und das wäre die Chance für PES, sich mal abzuheben! Electronic Arts wird hinsichtlich der Lizenzen vermutlich immer vorne liegen, also muss man sich doch mal auf andere Stärken besinnen. Die Japaner hätten gerade mit dieser Premiere auf PlayStation 4 und Xbox One nicht nur demonstrieren können, dass sie für frischen Wind in der Inszenierung sorgen können. Sie hätten die Konkurrenz von Electronic Arts auch an der Schwachstelle der Karriere überflügeln können!

Fußballtechnik in Drei-Klassen-Gesellschaft

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Auch auf der Xbox One muss man mit grafischen Abstrichen leben – wie hier arg verpixelte Zuschauer in manchen Nahaufnahmen. Das gibt es auf PlayStation 4 nicht. © 4P/Screenshot
Aber stattdessen gibt es auf Xbox One gleich den nächsten Dämpfer: Das Fußballspiel sieht auf Microsofts Konsole fast aus wie aus der letzten Generation – deutlich schlechter als auf PlayStation 4. Und das liegt nicht daran, dass man hier nur 720p darstellt. Wir haben uns die Augen gerieben: Die Bandenwerbung ist beim Anstoß nahezu unlesbar ausgefranst, die Trikotnummern sind kaum zu identifizieren und manche Zuschauer werden im Jahr 2014 so peinlich grob aufgepixelt wie 2000 – das alles sieht man auf Sonys Konsole nicht, dort kann man einzelne Zuschauer und Spieler viel besser identifizieren. Auch die Gesichter der Profis sind beim Einmarsch nicht so hoch aufgelöst. Hier wird also schon wieder mit zweierlei Maß entwickelt.

Nein, mit dreierlei Maß: Denn die PC-Version ist ja gar nicht erst auf dem neuesten Stand! Hier bekommt man eine Art Zwischenschritt mit sehr vielen technischen Altlasten von PES 2014. Man kann noch nicht mal aus dem Spielmenü heraus die Systemeinstellungen zu Vollbild, Auflösung & Co anpassen, sondern muss erst ins Steam-Menü – geht’s noch umständlicher? Nicht nur, dass sich die Schattenbildung auf dem Rasen nicht der Tageszeit anpasst, dass das Publikum aussieht wie auf PlayStation 2 und dass sowohl die Profis als auch Trikots weniger Details zeigen. Auch die Animationen wirken im Vergleich zur PlayStation 4 steifer und statischer. Hinzu kommen immer wieder Ruckler sowie Eingabeverzögerungen, die es so nicht auf den Konsolen gibt. Das, was die angeblich so potente FOX-Engine leisten kann, ist auf dem potentesten System nicht zu sehen und liegt noch unter der Präsentation auf Xbox One. Auch hier verspielt Konami wertvolle Pluspunkte.