
Mein Arbeitsplatz besteht aus einem Schreibtisch, auf dem ich die Dokumente ablegen kann, um sie zu untersuchen und den Pass mit dem alles entscheidenden Stempel zu versehen. Ich besitze zudem ein Hilfsmittel, das mit wenigen Klicks Diskrepanzen zwischen Angaben aufdecken kann. Dies benötigt allerdings wertvolle Zeit – ich kann auf diese Weise nicht blind jede Angabe auf den Dokumenten vergleichen.
Ich muss die Fehler selbst finden, um sie mit dem Tool hervorzuheben, z.B. um die Personen nach fehlenden Dokumenten zu fragen. Das Spiel simuliert dabei die stumpfe Routine an der Grenze auf exzellente Weise: Ständige Wiederholung zerstört die Konzentration extrem schnell und man ertappt sich dabei, betriebsblind zu werden. Ständig muss man sich zwingen, aufmerksam zu bleiben, da die Kontrollen keine Unachtsamkeit dulden. Zudem hat man immer die Uhr im Nacken, da jede längere Untersuchung weniger Abfertigungen und damit geringere Einnahmen zur Folge hat.
Große Macht und einsame Entscheidungen

Mit der Zeit erweitern sich meine Möglichkeiten: Ich kann Menschen irgendwann schon bei kleineren Vergehen festnehmen lassen, was mir einen monetären Bonus bringt. Außerdem können Durchsuchungen angeordnet werden, die frappierend an die Nacktscanner-Darstellungen erinnern. Meine Macht gegenüber den Einreisewilligen steigt und damit auch der Grad der Verantwortung, den ich trage. Schicke ich eine verzweifelte Person mit einem offensichtlich gefälschten Asylantrag in den Knast, nur um mit etwas mehr Geld nach Hause zu gehen? Reiße ich eine Familie auseinander, nur weil die Ehefrau kein gültiges Einreiseticket hat? Leider fehlt es hier manchmal an Dialogoptionen, da die Gespräche automatisch ablaufen.
Trotz dieser Mankos entstehen auf diese Weise immer wieder Situationen, in denen ich einsame moralische Entscheidungen treffen muss. Da ich erst ab dem dritten Fehler Strafen fürchten muss, bleibt mir ein gewisser Handlungsspielraum. Allerdings können die Konsequenzen fatal sein: So finden immer wieder Selbstmordanschläge oder bewaffnete Angriffe auf den Grenzposten statt, die durch meine mangelhafte Kontrolle begünstigt werden können. Nehme ich mögliche Opfer in Kauf, wenn ich scheinbar verzweifelte Personen passieren lasse? Kann ich die möglichen Konsequenzen mit meinem Gewissen vereinbaren? Das eigene Verhalten ist spannend zu beobachten, zumal die Tendenz bei mir Richtung „sturer Regelfanatiker“ geht, dem das Schicksal anderer immer gleichgültiger wird. Sozialkritik ist selten unmittelbarer als hier.