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No Man’s Sky (Survival & Crafting) – Abenteuer ohne Grenzen?

Als No Man’s Sky 2013 bei den Video Game Awards zum ersten Mal gezeigt wurde, war das Staunen nicht nur in der Spielewelt groß, auch Steven Spielberg wurde neugierig: Immerhin ließ das kleine Team von Hello Games (Joe Danger) eine futuristische Vision lebendig werden – die Entdeckung eines Universums mit nahtlosen Übergängen von der Planetenoberfläche ins Weltall! All das prozedural generiert, inklusive Erkundung, Ökosystem, Handel und Kampf. Nach drei Jahren ist das große Projekt endlich realisiert und vorerst auf PlayStation 4, dann ab 12. August auch auf dem PC spielbar. Kann es den hohen Erwartungen gerecht werden?

© Hello Games / Hello Games / 505 Games

Immer noch magische Momente…

Dass man sich auch nach dutzenden Stunden noch treiben lassen kann, liegt an der eindringlichen futuristischen Ästhetik mit ihren magischen Momenten: Sei es das ganz langsame Umrunden von majestätischen Riesenfrachtern, die vor der Kulisse eines flammenden Planeten selbst wie Zwerge wirken. Sei es das elegante Andocken an kubischen Raumhäfen oder Anomalien, die wie kleine Todessterne aussehen.Oder der erste Sog in ein schwarzes Loch. Obwohl da ein sehr kleines Team am Werk war, entstehen teilweise großartige Szenen.

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Schwarzes Loch ahoi! © 4P/Screenshot

Wer also interstellar wandern und visuelle Eindrücke entspannt aufsaugen will, der wird hier auf verblüffend vielfältige Art fündig. Auch wenn ich nach dutzenden Stunden nicht mehr den Ehrgeiz hatte wie zu Beginn, einen Planeten komplett zu scannen, ertappe ich mich dabei, wie ich schon wieder irgendwo auf der Pirsch bin, weil mich diese bizarre elefantöse Kreatur oder dieser seltsame kleine Fuchs mit Schuppenpanzer einfach neugierig macht. Dann noch diese eine Pflanze scannen, eben etwas Zink sammeln, noch schnell diesen Monolithen und schwups ist eine Stunde rum…

…aber die Faszination lässt nach

Trotzdem ist meine Faszination an diesem No Man’s Sky in drei Intervallen vom sehr

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Sobald man die Atlas-Schnittstelle erreicht, gibt es nochmal frische erzählerische und spielerische Impulse. © 4P/Screenshot

guten Einstieg über den guten Mitteleteil bis zum Abschluss stetig gesunken. Denn diese prozedurale Synthese ist letztlich kein guter Regisseur und sorgt neben Überraschungen auch immer wieder für Ernüchterungen. Zum einen ist da die ständige Wiederholung von Abläufen sowie Multiple-Choice-Aufgaben in Stationen oder an Ruinen: Zwar entdeckt man auch Neues, erfährt so auch mehr über die Aliens, aber ich hätte erwartet, dass zumindest die mathematischen Rätsel anspruchsvoller werden und nicht nach 40 Stunden in anderen Galaxien noch identische Zahlenreihen aus dem Einstieg vollendet werden müssen. Auch das Einbrechen in Stationen bleibt so leicht und folgenlos wie eh und je.

Aus Rollenspielsicht gibt es zudem ganz schlimme Situationen: Mal abgesehen von kleinen Logikfehlern, dass ein Alien nach meinem Angebot, seine Waffe zu nehmen, laut Text gerade Hals über Kopf als Deserteur flieht und trotzdem vor mir steht, um den nächsten Dialog zu beginnen, leistet sich die Regie auch in den wenigen wichtigen erzählerischen Situationen demotivierende Fehler. Als ich endlich in der Nähe der Atlas-Schnittstelle die beiden mysteriösen Gönner Nada und Polo treffe, bietet mir einer von ihnen gegen eine Analyse meines gesammelten Wortschatzes eine Belohnung an – endlich! Trommelwirbel, ich bin ja so weit gereist, habe mir so viel Mühe gegeben und bekomme…eine fucking Level-1-Technologie für „Querschläger“! Festhalten: die ich schon habe! Nicht nur an dieser Stelle habe ich die prozedurale Synthese für das zufällige Ausschütten von Müll gehasst.