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Microsoft Flight Simulator (Simulation) – Flug in den siebten Himmel

14 Jahre nach dem Flight Simulator X kehrt Microsoft mit einer neuen Flugsimulation zurück und möchte sowohl Neulinge als auch anspruchsvolle Fans realistischer Fliegerei mit halbem Cockpit auf dem Dachboden in die Lüfte schicken – und größtenteils gelingt dem französischen Entwickler-Studio Asobo dieser Coup. Dennoch ist die immens aufwändige und weltumspannende Simulation nicht frei von Macken.

© Xbox Game Studios / Asobo Studio / Microsoft

Eine Frage der Steuerung
 
Steuern lassen sich die immens aufwändig nachgebildeten Flugzeuge mit Tastatur-&-Maus, Controller oder Peripheriegeräten wie Joysticks, Yokes, Pedalen und Schubkontrollen. Es sind so viele anpassbare Steuerungselemente vorhanden, dass es sogar eine Suchfunktion bei den Tastaturkürzeln gibt, die jedoch nicht immer funktioniert. Die voreingestellte, aber völlig veränderbare Standard-Steuerung mit Tastatur (Numpad) und Maus ist in Ordnung, jedoch ist es mit Tastatur schon anstrengend zu fliegen, da die Flugzeuge abrupt und schaukelig auf Richtungsänderungen reagieren. Mit einem Controller steuert sich das Flugzeug wesentlich genauer und geschmeidiger, obgleich nur ein Bruchteil der Funktionen auf dem Gamepad Platz hat. Auch die Kameradrohne kann prima mit Controller gelenkt werden. Im Großen und Ganzen ist die Mischung aus Controller zur Flugsteuerung und Tastatur für Kommandos plus Mauseinsatz ganz gut.  
 
Trotzdem ist das Spielgefühl mit adäquater Peripherie für Flugsimulationen ein ganz anderes, da sich alles viel „natürlicher“, besser und präziser anfühlt – der Unterschied ist wahrlich immens. Getestet haben wir den Flight Simulator mit dem schon etwas betagtem Logitech G Saitek PRO Flight Yoke System und dem Logitech G Saitek PRO Flight Rudder Pedals, das bis auf wenige Zufallseingaben gut funktioniert hat. Mit der von Microsoft zur Verfügung gestellten Hardware (Honeycomb Alpha Flight Controls Yoke & Switch Panel, Logitech Flight Throttle Quadrant und Thrustmaster TPR) läuft das Geschehen so gut, dass man nicht mehr zur Tastatur oder zum Controller greifen möchte, außer wenn es schnell gehen muss. TrackIR wird ebenso unterstützt. VR-Unterstützung, zunächst für das HP Reverb G2, soll im Herbst folgen.
 
Alternativ zu den Tastaturkürzeln können in den detailverliebt nachgebildeten Cockpits alle Schalter einzeln mit der Maus angeklickt und betätigt werden. Sämtliche analogen Instrumente, Knöpfe, Transponder, Radar und Bordcomputer im Cockpit funktionieren – und je nach Lichteinfall sind die Instrumente sogar schwerer ablesbar. Wobei schon einige Flugexperten herausgefunden haben, dass nicht alle Schalter und Instrumente genau das tun, was sie eigentlich sollten – und im Testbetrieb hatten wir einen Bug-bedingten Totalausfall des Cockpits.

Ausbaubare spielerische Elemente

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Die Detailfülle und die Grafikqualität sind stellenweise so gut, dass kleinere Fehler besonders schnell ins Auge stechen. © 4P/Screenshot


Ja, der Microsoft Flight Simulator ist in erster Linie eine Simulation und geizt mit spielerischen Elementen, sofern man sich nicht selbst Ziele setzt oder die Welt erkunden möchte. Neben den „Sandbox-Flügen“ gibt es 24 Lande-Herausforderungen und drei Buschflüge. Bei Lande-Herausforderungen müssen Anflüge auf gefährliche oder besonders bekannte Flughäfen absolviert werden. Je nachdem wie gut man die Landung meistert, bekommt man Punkte für die Bestenliste. Bei den Buschflügen testet man auf lange Strecke seine Navigationsfähigkeiten beim Sichtflug (VFR) – mehr Spielkram gibt es nicht, weder eine Piloten-Karriere noch eine Kampagne  mit Fortschrittsystem oder Missionen bzw. Szenarien mit festgelegten Zielen wie beim Flight Simulator X. Und dass in der Beta noch gesperrte Pilotenprofil entpuppte sich in der finalen Version bloß als Sammlung von Achievements, Abzeichen, Flugdaten und Statistiken.  
 
Natürlich braucht solch eine Simulation diese Elemente nicht unbedingt, aber sie wären eine optionale Ergänzung, die ggf. andere Spielertypen ansprechen und motivieren würde. Denn nach den ersten Erkundungsflügen kann die Luft schnell raus sein, wenn man nicht unbedingt jedes Flugzeug meistern oder alle Hilfen abschalten möchte. Zumal es andere Simulationen schaffen, Kampagnen oder Karrieren zu bieten …
 
Geteilte Welt und wo ist Flughafen Stuttgart?

 

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Wohin soll der nächste Flug gehen? © 4P/Screenshot


Dafür ist man in der geteilten offenen Welt nicht alleine unterwegs, sondern trifft auch auf andere von Menschen gesteuerte Maschinen – und auf KI-Flugzeuge, die auf echten Flugrouten und -daten basieren. Laut Entwickler sollen die jeweils 50 nahesten Flugzeuge im Umkreis des Spielers dargestellt werden. Ansonsten kann man sich mit anderen Piloten via Accountname (Microsoft-Account) verbinden und gemeinsam durch die Gegend fliegen oder über das Rollfeld rollen und in Formation starten. Hier gilt ebenfalls: Ziele muss man sich selbst setzen.
 
Wetter, Verkehr, Tageszeit sowie Abflug- und Ankunftsort wählt man auf einer 3D-Erde aus. Microsoft und Asobo wollen über 37.000 Flughäfen eingebaut haben, wobei man auf vielen Flughäfen generische Gebäude zu Gesicht bekommt. Allerdings fehlen einige Flughäfen, wie z.B. Flughafen Stuttgart (EDDS) – immerhin der sechstgrößte Flughafen in Deutschland im Jahr 2019. Eine Suchfunktion hilft etwaige Orte oder Flughäfen (nach ICAO) zu entdecken, spuckt bei Stuttgart aber nur einen Schauplatz in den USA aus. Auf den Bing-Karten ist EDDS nur verpixelt zu sehen, höchstwahrscheinlich wegen der Präsenz von US-Truppen vor Ort. Deswegen könnte der Flughafen bei der automatischen Implementierung durch das Raster gefallen sein.

Außerdem wird auf der 3D-Erdkugel die Topographie der Karte leider zu früh ausgeblendet, so dass man beim Zoom schnell jegliche Anhaltspunkte verliert.