Einen großen Anteil daran hat die Technik: Vor allem auf den Konsolen schockiert die Unreal 3-Engine mit vielen verwaschenen Texturen, Flimmerkanten, groben Schatten und Einbrüchen in der Bildrate. Dazu gesellen sich Tearing und Pop-ups – und
![]() ![]() |
Vor allem auf den Konsolen hat die Unreal Engine mit vielen Problemen zu kämpfen – am PC sieht Medal of Honor besser aus, wenn auch nicht überragend. |
das, obwohl das Leveldesign insgesamt wenige Freiheiten erlaubt und die vorbestimmten Pfade sehr kompakt zusammengehalten werden. Einzig die Licht- und Partikeleffekte wirken modern und sorgen für Atmosphäre, während die Darstellung von Explosionen auf der anderen Seite peinlich und unspektakulär sind. Auch die kaum vorhandene Physik sowie mangelhafte Umgebungszerstörung sprechen nicht für Medal of Honor. Hinzu kommen einige krasse Fehler in der Kollisionsabfrage: Da verschwindet der Mitstreiter z.B. bei einer geskripteten Szene halb in einer Mauer (und das auf allen drei Plattformen) oder Waffen von getöteten Gegnern schweben frei in der Luft. So kann man doch nicht gegen ein Modern Warfare oder andere Shooter-Highlights wie Battlefield: Bad Company antreten. Wenn schon inhaltlich nur Standardkost geboten wird, muss mich zumindest die Technik vom Hocker reißen – und das tut sie hier nicht. Deutlich ansehnlicher schlägt sich die PC-Version mit ihren schärferen Texturen und der besseren Schattendarstellung sowie V-Sync. Doch auch hier kann EA trotz guter Ansätze weder technisch noch bezüglich der Inszenierung mit dem ersten Modern Warfare aus dem Jahr 2007 (!!!) mithalten. Ich frage mich ohnehin, warum man nicht auch für die Kampagne die Frostbite-Engine von DICE genutzt hat, anstatt auf die Unreal-Engine zu setzen. Sie hat doch zuletzt bei Bad Company 2 eindrucksvoll unter Beweis gestellt, welches Potenzial in ihr steckt… Sie hier nur für den Mehrspielermodus zu nutzen, war offensichtlich keine gute Entscheidung. Der Audiobereich kommt wesentlich besser weg: Die wuchtigen Soundeffekte sind vor allem mit einer 5.1. Anlage und kräftigem Subwoofer ein Hörgenuss, während im Hintergrund der interaktive Soundtrack von Ramin Djawadi die Action ähnlich gut mit orchestralen sowie einheimischen Klängen untermalt wie sein Mentor Hans Zimmer bei Modern Warfare 2. Selbst bei den deutschen Synchronstimmen beweist EA mit bekannten und professionellen Sprechern ein glückliches Händchen, auch wenn die verrauschten Gespräche über Funk die Dialoge teilweise zu sehr dominieren. Die englische Tonspur findet sich ebenfalls auf der Disk, doch sorgt hier der Militärjargon mit zig Abkürzungen für einige Verständnisprobleme.
Alle sind böse!
Die Entwickler von Danger Close hatten nach eigenen Aussagen immer den Anspruch, den Krieg realistischer einzufangen als die Mitbewerber mit ihrer hollywoodreifen Inszenierung. Davon sieht man leider nicht besonders viel: Zum einen scheinen sich in den Städten und Gebirgen einzig Taliban und Al Kaida-Kämpfer herumzutreiben. Jeder bärtige Turbanträger ist ein Ziel und muss demnach ausgeschaltet werden – von Zivilisten fehlt jede Spur! Auch die Verbündeten der USA spielen in der Handlung von Medal of Honor keine Rolle, obwohl doch gerade die Zusammenarbeit der Nationen ein Schlüsselelement für den Erfolg des militärischen Einsatzes in Afghanistan darstellen sollte. Warum eilt man z.B. nicht der Bundeswehr zu Hilfe, nachdem ihr Camp attackiert wird? Warum gibt es im Spiel keine Eskort-Mission, bei der man zu jeder Zeit mit dem Überraschungsangriff der Taliban oder einer Sprengfalle rechnen muss? Hier wäre so viel mehr möglich gewesen. Stattdessen beschränkt man sich weitestgehend auf Inhalte, die man bereits aus zig anderen Militärshootern kennt – mit dem einzigen Unterschied, dass man hier die Taliban als Gegner in der Nachbildung eines realen Konflikts vorgesetzt bekommt. Zwar hält man sich mit dem üblichen Hurra-Patriotismus überwiegend zurück, doch hätte man den Konflikt auch differenzierter betrachten können. Auch auf diesem virtuellen Schlachtfeld ist kaum Platz für Angst oder traumatisierte Soldaten – wenn überhaupt, dann wird das Thema nur kurz angeschnitten, genau wie die leise Kritik an den Entscheidungen der Generäle, die bequem in ihrem Büro im sonnigen Amerika hocken. Das Szenario mag aufgrund der Aktualität außergewöhnlich sein – die spielerische Umsetzung ist es nicht.