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Mario Kart World im Test: Ein echter Kracher – aber der Grund überrascht

Holt sich Mario Kart World den Goldpokal oder nur eine Reifenpanne? Unser Test klärt auf.

Eine Collage aus Mario Kart World und einem rot-blauen Banner mit dem weißen Wort Test darauf.
© Nintendo / Adobe Photoshop [M]

Ein echter Kracher? Mario Kart World REVIEW / TEST

Nur kurz geblinzelt, schon verpasst

Die Liebe zum Detail, die sich über kleine Anpassungen bis hin zu neuen Mechaniken erstreckt, macht sich aber nicht nur spielerisch, sondern auch optisch an jeder Ecke bemerkbar. Zuallererst fällt das bei den Animationen der Charaktere auf, die noch nie so lebendig gewirkt haben und sich ein direktes Beispiel an Super Mario Bros. Wonder nehmen, wo Mario und Co. bereits herrlich ausdrucksstark waren. Dank der vielen Kunststücke in der Luft kommen die charmante Mimik und Gestik besonders gut zur Geltung, egal ob bei menschlichen Figuren oder Tieren wie der Kuh und der Krabbe.

Auch die Karosserien sind deutlich dynamischer. Wie die Reifen durchdrehen, wenn man durch Kurven driftet, das Auto halb abhebt, die Federn aus- und wieder einfahren: So animiert waren die Fahrzeuge noch in keinem Mario Kart. Außerdem passen sich Fahrzeuge an die Umgebung an: Im Schlamm gibt es beispielsweise dickere Reifen, im Wasser werden sie gleich ganz weggeklappt. Und natürlich punkten auch Effekte wie das mit Schnee gefüllte Reifenprofil oder der aufgewirbelte Staub.

Dass Nintendo höher gesprungen ist als nötig, wird spätestens dann klar, wenn fahrende NPCs aus ihren Autos zurückwinken, sobald man selbst die Hand zum Gruß hebt. Das mag alles nach einer Zuckerglasur klingen, die zwar lecker schmeckt, angesichts der Teigmasse eines Berliners (oder Pfannkuchens) aber kaum ins Gewicht fällt. Doch in Wirklichkeit sind es diese Kleinigkeiten, die Mario Kart World in (fast) jeder Sekunde zu einem wahren Vergnügen machen und ohne die eine ganze Menge an Charme fehlen würde.

Jazz-Musik statt Motorgeheul

Auch, wenn sie häufig von Soundeffekten und Gekreische von Freund*innen auf der Wohnzimmercouch übertönt wird, hat die Mario Kart-Reihe einen unfassbar fulminanten Soundtrack – und World ist keine Ausnahme. Die Big-Band und allen voran das Jazz-Saxophon feuern aus allen Rohren (und Röhren), begeistern jedoch nicht nur bei den neuen Songs. Denn natürlich hat jede frische Strecke auch wieder ihre eigene musikalische Untermalung unterm Arm.

Dazu kommen dann allerdings noch Remixes von ikonischen Liedern aus dem Nintendo-Universum: Da erklingt auch schon mal eine jazzige Variante von der Donkey Kong Country Returns-Titelmelodie oder fast vergessene Mucke aus Wario Land. Und frühere Auftritte des namensgebenden Klempner lassen sich fast ständig in verschiedenen Variationen erkennen.

Nur schade, dass es keine Audio-Optionen gibt, um Soundeffekte etwas herunterzudrehen und die Musik besser genießen zu können. Ach, und den Namen des aktuellen Songs könnte man mir bitte auch verraten, beispielsweise, indem man ihn unauffällig in einer Bildschirmecke anzeigt.

Makel zum Abschied

Womit wir bei einigen kleinen, aber nichtsdestotrotz nervigen Mankos angekommen sind, die ich zum Schluss noch bemängeln möchte. Wie man es von Nintendo mittlerweile bedauerlicherweise fast gewohnt ist, gibt es auch sonst kaum Einstellungen, weder hinsichtlich Zugänglichkeit noch, was freie Tastenbelegung angeht. Lediglich die bekannte Schlau-Steuerung, automatisches Gasgeben und das Invertieren der Kamera sind möglich.

Außerdem fehlt die Möglichkeit, Strecken in 200CCM zu fahren: Nichts, was ich persönlich vermisse, aber trotzdem etwas, das im vorherigen Mario Kart noch dabei war und jetzt vermutlich irgendwann als kostenloses Update angepriesen wird.

Dazu kommt Kritik am Multiplayer-Erlebnis: Zwar funktioniert das rasante Racing lokal und online wie immer problemlos und bereitet eine Menge Spaß. Allerdings ist die Bildrate im Splitscreen auf 30 FPS gedrosselt, was einen spürbaren Unterschied zu den sonst so butterweichen 60 im Single- und Online-Multiplayer macht – überaus ärgerlich und angesichts der Nintendo Switch 2-Hardware auch nicht wirklich nachvollziehbar. Dazu kommt, dass Freies Fahren nicht im lokalen Splitscreen möglich ist, was ich sehr schade finde. Eine verpasste Gelegenheit.

Überwiegen für euch trotzdem genau wie für mich die Vorteile, könnt ihr Mario Kart World seit dem 5. Juni exklusiv für die Nintendo Switch 2 kaufen. Stand jetzt werden 79,99 Euro für die digitale und 89,99 Euro für die physische Variante fällig. Im (limitiert erhältlichen) Bundle zusammen mit der Konsole zahlt ihr für einen digitalen Code des Spiels allerdings nur 39,99 Euro. DLCs sind noch keine angekündigt, dürften aber mit hoher Wahrscheinlichkeit folgen.