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Just Cause 2 (Action-Adventure) – Just Cause 2

Lust auf Urlaub? Wunderbar! Man könnte zum Beispiel einen Trip ins idyllische Panau buchen – das ist ein malerischer Inselstaat in Südostasien. Allerdings sollte man auf alles vorbereitet sein. Denn in diesem Land herrscht ein verrückter Diktator, drei Fraktionen kämpfen um die Vorherrschaft und mittendrin sorgt ein amerikanischer Latino-Agent für das absolute Chaos.

© Avalanche Studios / Square Enix

Und ich hätte auch auf Schneegestöber, aufstiebendes Gras, Fische, Skorpione und vieles mehr der Flora und Fauna verzichten können, wenn ich stattdessen wie z.B. bei inFamous direkte Auswirkungen meiner Aktionen spüren könnte oder die Bevölkerung auf das reagiert was passiert. Doch das einzige Echo sind die gelungenen Durchsagen des staatlichen Rundfunks, der mit hanebüchenen Ausreden zu übertünchen

Die Inselwelt Panau ist der Star von Just Cause 2: Neben idyllischen Stimmungen wie hier…

versucht, was man gerade wieder im Zusammenspiel mit den Fraktionen in die Luft gejagt hat. Leider ist es auch nicht möglich, eine der Fraktionen zu favorisieren oder sie letztlich gegeneinander auszuspielen, so dass der Konflikt in Panau zu wenig Einwirkungen ermöglicht.

Rundes Mosaik

Aktion und Reaktion kann man meist nur bei der „Eroberungen“ von Militärstützpunkten, Häfen oder Flughäfen finden. Dass man bei einem Angriff aus der Luft zuerst die SAM-Stellungen zerstören sollte, steht außer Frage. Setzt man zusätzlich aber noch Stromgeneratoren oder Funktürme außer Betrieb, wirkt der Nachschub deutlich ausgedünnt, so dass man tatsächlich das Gefühl hat, wenigstens rudimentär taktisch vorgehen und damit Erfolg haben zu können.

Auch die Erforschung der Umgebung und das Entdecken neuer Siedlungen werden gefördert: Denn sobald man den Ort auf der Karte einmal fest markiert hat, kann man vom Schwarzmarkthändler bei Bedarf (gratis) abgeworfen werden. So kann man die mitunter langen Wege, die man in der Anfangsphase gehen muss, später deutlich verkürzen.

Was man im Vergleich zum Vorgänger deutlich verbessert hat, sind die Aktivitäten außerhalb der Missionsstruktur: Nicht nur, dass es mittlerweile mehr zu finden, zu entdecken und zu zerstören gibt, auch die Belohnungen sind deutlich besser integriert als in Teil 1. So kann man mit den drei Resourcen-Paketen, die zahlreich über die gesamte Inselwelt verstreut sind, einerseits seine Lebensenergie aufwerten (fünf mal Rüstung

ergibt einen Zuwachs), mit den Waffen- und Fahrzeug-Upgrades seine Vehikel und Schießprügel in mehreren Stufen aufrüsten und damit ihre Effektivität, Geschwindigkeit, Panzerung, Durchschlagskraft etc. deutlich steigern.

Ungereimtheiten

 

… oder beeindruckenden Skylines…

Steigerungsfähig wäre allerdings auch die Steuerung gewesen. Während man über die großzügige Zielhilfe noch streiten kann und die Fahrzeugsteuerung zwar einen Hang zur Schwammigkeit hat, aber dennoch in Ordnung geht, zeigt ausgerechnet die Sprung-Mechanik und -Physik einige Defizite. Zum einen fühlen sich die Sprünge merkwürdig träge an, zum anderen wird durch diese Trägheit ein punktgenaues Landen zu einem kleinen Glücksspiel, das in manchen Situationen über Leben und Tod entscheidet.

Wobei die Physik in jedem Fall Rico über seine Feinde favorisiert. Man kann einen freien Fall nicht nur mit dem Fallschirm, sondern mit etwas Übung auch per Greifhaken zu einem glücklichen Ende bringen. Macht man die Probe aufs Exempel und springt von einer Brüstung, an der man noch kurz vorher per Greifhaken einen Gegner in den Tod stürzte, stellt man fest, dass man unbeschadet auf dem Boden der Tatsachen landet.
Für die Spielbalance mag diese Entscheidung gut sein, allerdings leidet die Glaubwürdigkeit der Physik darunter – falls man bei dieser deutlich vom überzogenen Hollywood-Action überhaupt danach sucht.

Was mich allerdings auf lange Sicht massiv gestört hat, war die fehlende Flexibilität des Schwarzmarkthändlers: Man kann zwei Einhandwaffen, eine Zweihandwaffe sowie verschiedene Granatentypen mit sich führen. Man kann sogar die Waffen der Gegner aufsammeln und nutzen. Aber man kann dem Schwarzmarkthändler keine Sammelbestellung geben: Stattdessen muss man sich immer wieder durch das Menü hangeln und nach der Kaufbestätigung eine (kurze und glücklicherweise abbrechbare) Zwischensequenz über sich ergehen lassen, bevor man ihn wieder zu sich ruft und die nächste Bestellung abgibt, bevor der Spaß wieder von vorne los geht. Das hätte deutlich komfortabler gelöst werden können.

Missionsunterschiede

Bei den Konsolenversionen halten sich die visuellen Unterschiede in Grenzen. Die Farben wirken auf der PS3 weniger intensiv, aber bei den meist nur durchschnittlichen Animationen sowohl der Klonarmeen als auch der Protagonisten gibt es keine Abweichungen. Die mitunter schwammigen Bodentexturen sieht man auf beiden Systemen und mit störenden Ladezeiten -selbst bei nur kleinen Filmeinspielungen- haben ebenfalls beide zu

… haben die schwachen Figuren mitunter keine Chance.

kämpfen. Die eingangs erwähnten Pop-ups finden sich ebenfalls sowohl auf der PS3 als auch auf der 360 und liegen gefühlt in etwa der gleichen Entfernung. Hinsichtlich der Steuerung zeigen sich ebenfalls beide gleichauf. Und natürlich schenken sich die beiden auch hinsichtlich der Explosions-Intensität nichts.

Beide Versionen sind multilingual, wobei man festhalten muss, dass sowohl die englische als auch die deutsche Sprachspur im Bestfall durchschnittlich sind. Ein weiteres Indiz dafür, dass die menschlichen Stars hinter dem klar besetzten Hauptdarsteller, nämlich der 1000 Quadratkilometer großen Inselwelt, nur die zweite Geige spielen.

Allerdings verfügt die PS3 über ein exklusives Feature: Denn nur hier kann man (allerdings unnötig umständlich über das Pausenmenü) einen Video-Mitschnitt aktivieren und so seine spektakulärsten Stunts, die rasantesten Verfolgungsjagden sowie die besten Zerstörungsorgien für die Nachwelt festhalten – entweder lokal auf der PS3 oder als Video auf YouTube. Allerdings wird selbst bei der lokalen Speicherung das Video nur in einer SD-Auflösung (640px) angelegt, wodurch die erhoffte Wirkung leider etwas verloren geht.

Über den Wolken… Die sprichwörtliche grenzenlose Freiheit nutzt Rico Rodriguez auch auf dem PC bis zum Letzten aus…

Die Kulisse kann sich auch auf dem PC sehen lassen. Dabei muss man nicht einmal ein Hardware-Monster sein Eigen nennen: Selbst ohne optionale Spezialeffekte wie GPU-berechnetem Wasser etc. und bei niedrigen Detail-Einstellungen sieht Panau noch richtig gut aus und läuft mit hohen zweistelligen Bildraten. Und es gibt sich dann auch recht sparsam, was die Ressourcen betrifft. Allerdings sollte ein Dual-Core-Prozessor sowie eine DX10-kompatible Grafikkarte mit mindestens 256 MB RAM im Rechner ihre Dienste verrichten. Mit der für die visuelle Pracht scheinbar nötige DX10-Pflicht kommt allerdings auch eine Bürde für Rico hinzu: JC2 läuft nur unter Vista bzw. Windows 7.

Natürlich gilt auch hier: Je besser das System (empfohlen: Quad-Core sowie Grafikkarte mit mind. 512 MB RAM), desto besser die visuelle Qualität. Das wird nachträglich durch einen Wust an Optionen unterstützt, die von bis zu 16-fachem Antialiasing hin zu diversen Zusatzshadern reichen. Allerdings sehen die erzielten Ergebnisse unterm Strich nur unwesentlich besser aus als bei den Konsolenvarianten, da sie wie ihre Cousins mit gelegentlichen Pop-Ups etc. zu kämpfen haben, die aber auch hier nicht stören. Zudem sorgt die Aktivierung der zusätzlichen Grafikoptionen für ein deutliches Absinken der Bildrate – ohne jedoch in inakzeptable Bereiche abzusinken. Aber letztlich wirkt es so, als ob geforderte Hardware in keinem guten Verhältnis zu den erzielten Ergebnissen liegt.

Wenig zu monieren gibt es auch bei der Steuerung: Sowohl per Maus-/Tastaturkombo, die allerdings bei manchen sensibel zu steuernden Vehikeln sehr fitzelig sein kann, als auch vor allem per nativ unterstützem Xbox 360-Pad hat man alles unter Kontrolle. Insofern steht dem unterhaltsamen Action-Urlaub auch am PC nichts im Wege.