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Just Cause 2 (Action-Adventure) – Just Cause 2

Lust auf Urlaub? Wunderbar! Man könnte zum Beispiel einen Trip ins idyllische Panau buchen – das ist ein malerischer Inselstaat in Südostasien. Allerdings sollte man auf alles vorbereitet sein. Denn in diesem Land herrscht ein verrückter Diktator, drei Fraktionen kämpfen um die Vorherrschaft und mittendrin sorgt ein amerikanischer Latino-Agent für das absolute Chaos.

© Avalanche Studios / Square Enix

Explosive Mischung

Ich habe es geschafft. Die Raffinerie steht in Flammen. Die Tanks haben sich mit einem aus den Bergen zurück hallenden „Wumms“ ebenso von ihrem soliden Dasein verabschiedet wie die Radarschüsseln, die Raketenanlagen, die Statue des panauischen Ex-Herrschers

sowie die Funkmasten. Aber es hat sich gelohnt. Ich habe die USB-Sticks mit sensiblen Daten zurück gewonnen, die beim Angriff auf 

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Video: Just Cause 2 ist wie ein von Michael Bay inszenierter Urlaub: Laut, unterhaltsam, aber erzählerisch mau.

meinen Helikopter über Panau verstreut wurden. Aber dies ist erst der Anfang. Meine Mission hat noch nicht einmal begonnen…

Just Cause 2 (JC2) brennt in der Anfangsphase ein Feuerwerk ab: Noch bevor man überhaupt weiß, wieso man als Rico Rodriguez sein Unwesen treibt und auf der Jagd nach seinem früheren Mentor Sheldon ist, findet man sich im Chaos wieder. Um einen herum ist gleich die Hölle los, denn alles Mögliche fliegt eindrucksvoll und aufwändig inszeniert in die Luft. Regierungstruppen begrüßen einen und verabschieden sich ebenso schnell wieder, nachdem sie mit Projektilen Bekanntschaft gemacht haben. Die Action aus Schultersicht verzichtet auf ein Deckungssystem und betont dadurch den Arcade-Charakter, der sich nicht nur durch die vollkommen überzeichnete Physik einstellt.

Wie aus dem Reise-Prospekt

Wie schon im Vorgänger kleckert das Team von Avalanche hinsichtlich der Kulisse nicht, sondern klotzt: Das Insel-Paradies ist über 1000 Quadratkilometer groß – und alles ist frei zugängig. Natürlich gibt es militärische Sperrgebiete, die man in der Anfangsphase meiden sollte, aber dennoch gilt, dass man überall hin kann, wenn man will.

Im Gegensatz zu Ricos erstem Abenteuer zeigt sich die Landschaft auch deutlich abwechslungsreicher und bietet zahlreiche Klimazonen: Dicht bewaldete Hügelketten gehen über in Schnee bedeckte Berge mit vereisten Seen. Man kann sich an wunderschönen Sandstränden vergnügen, der Hitze flirrenden Wüste einen Besuch abstatten oder sich in einer der mal mehr, mal weniger weit entwickelten Siedlungen eine Auszeit genehmigen.

Zusammen mit dem dynamischen Wetter- und Wolkensystem sowie dem stimmungsvollen Tag-/Nachtwechsel kommt es immer wieder zu idyllischen Momenten. Wenn man mit einem Helikopter durch Schneegstöber hindurch über eine Bergkuppe gleitet und die Sonne am Horizont ihre ersten orangegoldenen Strahlen auswirft, wird einem warm ums Herz. Wen kümmern angesichts dieser enormen Stimmung sowie imposanten Sichtweite kleinere Pop-ups in mittlerer Entfernung? Mich nicht… Und wenn man nicht aufpasst und über die Idylle vergisst, dass man einen schwer bewaffneten Feindeshubschrauber im Heck hat, breitet sich die Wärme nicht nur im Herzen aus.

Drei Fraktionen, ein Ziel

Denn man ist als Rico Rodriguez nicht nur in Panau, um die Sonne und die Ladies zu genießen. Und natürlich verbirgt sich hinter dem vermeintlich leichten Auftrag, seinen früheren Mentor zu jagen und zu töten, viel mehr. So dauert es nicht lange, bis man nicht nur die Regierungstruppen kennen lernt, sondern auch die drei zwar im Kampf gegen den Diktator „Baby“ Panay vereinten, aber sonst spinnefeinden „Rebellen-Fraktionen“. Und ehe man sich versieht, ist man inmitten eines Katz-und-Maus-Spiels um das große Geheimnis Panaus, an dem nicht nur die amerikanische Regierung, sondern auch andere Parteien aus dem asiatischen Raum interessiert sind.

Das klingt jedoch interessanter als es letztlich ist: Denn bedingt durch die offene Struktur, die sich auch auf einen Großteil der Missionen ausweitet, kann man sich oft nur in Nebensächlichkeiten verlieren und vermisst einen roten Faden. Erst nach und nach werden eine Reihe neuer Haupt- und Fraktionsaufträge freigeschaltet, die dann aber in beliebiger Reihenfolge erledigt werden können. So ist es natürlich schwer, einen erzählerischen Überbau zu schaffen, der einen auf Dauer bei der Stange hält.

Dementsprechend laufen mit Ausnahme des „Agency“-Erzählstranges sämtliche Missionen wie voneinander unabhängige Episoden ab. Das ist insofern schade, da andere Titel mit offener Welt durchaus straffere Strukturen haben und damit beweisen, dass ein Kompromiss zwischen reinem Sandkasten-Spiel und erzählerischem Erlebnis möglich ist. Dass Titel wie GTA IV oder inFamous allesamt mit deutlich

Die zahlreichen Explosionen sind neben der stimmungsvollen Umgebung das visuelle Highlight des actionlastigen Ausflugs nach Panau.

kleineren Welten auskommen müssen, steht auf einem anderen Blatt und macht es natürlich leichter. Dennoch hat JC 2 in diesem Bereich einige Defizite, die nicht von der Hand zu weisen sind.

„Wo ich bin ist Chaos…“

„…aber ich kann ja nicht überall sein!“. Oh doch: Man kann. Und man muss. Denn neben dem Dollar als harter Währung für Waffen oder Fahrzeuge vom Schwarzmarkt ist die Zerstörung ein wichtiges Mittel, um vorwärts zu kommen. Mit jedem in die Luft gejagten Gebäude oder jeder demolierten Infrastruktur, die durch den panauischen Stern als regierungszugehörig gekennzeichnet war, wächst das Chaos im Land. Ist entsprechend viel Chaos angesammelt, das sich natürlich auch über Missionen in großem Maße verdienen lässt, werden in regelmäßigen Abständen nicht nur neue Schwarzmarkt-Gegenstände, sondern auch die angesprochenen Missionen freigeschaltet, bis man schließlich in einem herrlich überzeichneten Finale über das Schicksal Panaus entscheidet.