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HTC Vive (Hardware) – Das private Holodeck

Wir bringen das Premium-Erlebnis: Mit diesem Versprechen starten Hardware-Produzent HTC und Steam-Betreiber Valve ins VR-Zeitalter. Im Gegensatz zur Konkurrenz liegen von Beginn an Bewegungs-Controller und präzise Tracking-Würfel bei. Wie man die Technik installiert und wie sich die virtuelle Realität präsentiert, untersuchen wir im Test.

© HTC und Valve Software / HTC und Valve Software

It’s getting hot in here!

Ein weiteres kleines Problem ist auch die Hitzeentwicklung. Das Gerät wird nach etwa einem Viertelstündchen zwar nur handwarm, doch da man unter dem flauschigen Augenaufsatz ziemlich abgeschottet bleibt und sich auch durch die vielen Bewegungen ein wenig aufheizt, kommt man vor allen im Roomscale-Spielen schnell ins Schwitzen. Manche meiner Kollegen hatten nach dem Spielen sogar eine leichten Abdruck wie bei einer Taucherbrille im Gesicht. Nach längerer Zeit wird es also unbequem, in kurzen Sessions bleibt die Vive aber relativ komfortabel. Die vor allem den Hinterkopf umschließenden Riemen fühlen sich deutlich angenehmer an als die des Oculus DK2, erreichen aber nicht ganz den Komfort der locker auf dem Kopf liegenden PlayStation VR. Ein Vorteil am festen Sitz ist, dass die Vive auch bei schnellen Ausweichbewegungen in Space Pirate Trainer sicher sitzt, ohne zu verrutschen – ein wichtiger Aspekt in den bewegungsintensiven Spielen des Systems. Trotz stundenlanger Spielsitzungen hatte ich übrigens die komplette Woche über nicht ein einziges mal Nackenschmerzen. Das Gewicht beträgt ohne Kabel zwar 555 Gramm (Oculus Rift CV: 470 Gramm), wird vor allem durch die seitlichen und hinteren Riemen erstaunlich gut ausbalanciert. Zum Vergleich: Beim Spielen von InCell mit dem DK2 der Rift hatte ich schon nach rund einer Stunde einen verspannten Nacken plus Muskelkater.

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Die Klappe über dem Kabelstrang lässt sich abziehen, um die Strippen vom Headset abzustöpseln oder zukünftiges Zubehör an den noch freien USB-Port anzuschließen. © 4P/Screenshot

Was Neulingen sofort ins Auge springt, sind die kleinen Streifen der Fresnel-Linsen – die Technik kommt übrigens auch bei Oculus zum Einsatz. Sie werden vor allem bei hellen Bildern sichtbar, nach einer Weile gewöhnt man sich aber daran, so dass sie nur noch selten bewusst auffallen. Vorteile sind ein geringeres Gewicht und weniger Platzbedarf. Außerdem helfen die Fresnel-Linsen dabei, den Screendoor-Effekt zu verringern: Da in der Bildmitte mehr Pixel zu sehen sind, fällt das Raster nicht mehr so stark auf. Der Unterschied zum DK2 von Oculus Rift bleibt auf den ersten Blick nur klein, trotzdem sind in diesem Bereich auch kleine Fortschritte nützlich – vor allem, wenn man in Spielen wie The Gallery Textdokumente untersucht. Ein „Fliegengitter“ hat man also auch weiterhin vor Augen, allerdings fällt der Effekt nicht mehr so negativ auf wie auf älteren Prototypen der aktuellen VR-Ära. Besonders wichtig für eine gute Bildqualität ist es, die drei Klettverschluss-Riemen gewissenhaft an die Kopfgröße anzupassen und die Brille mittig vor den Augen zurechtzurücken. Schon wenige Millimeter bewirken Wunder bei der Schärfe in der Bildmitte.

Auch für Brillenträger geeignet?


Für ein optimales Ergebnis lässt sich wie an der Oculus Rift oder am alten Virtual Boy der Pupillenabstand einstellen. Nur die Vive besitzt aber zusätzlich die Möglichkeit, die Bildschirme mit zwei Drehschrauben auch vom Auge wegzubewegen, indem man den Frontbereich des Headsets praktisch ein wenig ausfährt. Normalerweise lässt man die Screens so nah wie möglich vor den Augen – für ein möglichst großes und scharfes Sichtfeld. Brillenträger können das Headset aber etwas ausfahren und so mehr Platz zu schaffen. Auch eine kleine Ausbuchtung an den Seiten lässt immerhin genügend Raum für schmale Brillen. Manche Kollegen ließen sie beim Vive-Spielen einfach auf, andere setzten sie lieber ab.

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In den so genannten Roomscale-Spielen bewegt sich der Spieler oft durch das komplette Rechteck. © 4P/Screenshot

Für schmale Gesichter liegt außerdem ein kleineres Polster bei. Theoretisch lassen sich diese gepolstertern Gesichtsaufsätze einfach per Klettverschluss austauschen, in der Praxis gestaltet sich das aber etwas knifflig: Achtet darauf, dass ihr mit dem Fingernagel unter den (sehr festen) Klettverschluss greift. Sonst kann es passieren, dass ihr das (zu locker befestigte) Polster vom Klettverschluss abreißt und euren Aufsatz zerstört.