Es gibt aber nicht nur spielerische Elemente, über die natürlich eine Beziehung zur Hauptfigur entsteht, es gibt vor allem eine überragende und allgegenwärtige Inszenierung, die Senua eine außergewöhnlich starke Präsenz verleiht. Die junge Frau meldet sich ja nicht nur in kurzen Filmen zu Wort, sondern sehr häufig auch im eigentlichen Spiel – nicht immer als sie selbst, fast durchgehend sind aber die Stimmen zu hören, die sie überallhin begleiten.
Die eine rollt Ereignisse aus ihrer Vergangenheit auf, eine andere beschwört mit unverhohlener Schadenfreude ihr Versagen, eine weitere warnt im Kampf vor Angriffen, die nächste sagt ihr, was sie tun soll. Unberechenbar wechseln sie von links nach rechts nach hinten. Andauernd raunen oder flüstern sie und gelegentlich spricht Senua mit ihnen. Mal schaut sie dabei in den leeren Raum, mal direkt in die Kamera. Sie sind gleichzeitig Erzähler, Hilfestellung und auf diese Art starkes Bindeglied zwischen dem Geschehen auf dem Bildschirm und dem subjektiven Kopfkino. Ihr ständiges Flüstern oder Raunen überträgt die Unsicherheit und Unruhe in Senuas Kopf auf
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den Spieler.
Nur das Spiel
Der Ton gehört ohnehin zu den Stärken der Inszenierung: Die akustische Gestaltung ist hervorragend und wird von einem ruhigen Soundtrack getragen, mit dem Combichrists Andy LaPlegua eine ebenso geheimnisvolle wie verstörende Atmosphäre erzeugt. Folgt der Empfehlung des Spiels und setzt Kopfhörer auf!
Ähnlich eindrucksvoll gelingen Ninja Theory die Kulissen, in denen aufwändig gearbeitete Details an Gebäuden ebenso beeindrucken wie ein alles überragender Turm in der Ferne; das Ziel der Reise. Häufige Änderungen des Wetters, des Lichts sowie andere Kleinigkeiten spiegeln zudem auf eindringliche Weise Senuas wechselhaften Geisteszustand wider. Schade, dass sie nicht wenigstens hin und wieder ein Objekt anfasst, das nichts mit ihrem Vorankommen zu tun hat, oder einen Gegenstand in die Hand nimmt. Das hätte die Umgebung noch mehr zu einem plastischen Schauplatz werden lassen.
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Klasse dafür, dass Hellblade bis auf eine einzige frühe Ausnahme komplett auf Einblendungen verzichtet! Jede Information wird durch Animationen, die Stimmen oder Geräusche vermittelt. Man spielt kein Menü, sondern begreift das Abenteuer, indem man sich hineindenkt. Senua und ihre Erlebnisse stehen dadurch noch stärker im Vordergrund.
Wo echte und virtuelle Welt aufeinandertreffen
Dabei ist die Hauptfigur viel näher dran an einer realen Schauspielerin als jeder andere Videospiel-Charakter. Denn tatsächlich ist die junge Frau in manchen Szenen kaum von ihrem Alter Ego Melina Juergens zu unterscheiden, die Senua eine einzigartige physische Präsenz verleiht. Alleine die Intensität ihrer Gesichtszüge, die Ninja Theory so detailgenau in die virtuelle Welt überträgt wie kein anderes Studio, ist phänomenal.