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Hades im Test: Live. Die. Repeat.

Oh, nein! Nicht schon wieder ein Rogue-like! Das waren meine ersten Gedanken nach der Ankündigung von Hades. Aber weit gefehlt: Das Studio Supergiant Games zeigt erneut seine Ausnahmeklasse und umschifft viele der klassischen Schwachstellen mit sensationellen Kämpfen und kreativen Story-Kniffen – warum Hades ein Ausnahmespiel ist, verrät der Test.

© Supergiant Games / Supergiant Games

Kampf dem Rogue-like-Fluch

Auf dem Weg zum Olymp findet man ab und an eine Oase der Ruhe, Charaktere wie Sisyphos (der Typ mit dem Stein) oder den stets wenig gesprächigen Händler Charon. Ansonsten darf man an ausgewählten Gebieten auch Kisten öffnen, Hades-Herausforderungen auf Zeit überleben oder Angeln. Etwas mehr Erkundungsreize in den Kampfarenen hätten die Entwickler schon setzen können, zumal diese das vorbildliche Spieltempo negativ beeinflusst hätten …

Aufgrund des grundlegenden Rogue-like-Designs wird man einige Bereiche häufiger sehen und entsprechende Gegner öfter bekämpfen, weswegen das zur Routine werden kann. Diese Schwäche versuchen die Entwickler mit eingestreuten Events, Vielfalt bei den Gegnern und alternativen Bosskämpfen bzw. Fähigkeiten der Bossen clever zu umgehen, aber trotzdem wären ein weiterer Boss pro Umgebung wünschenswert gewesen.

Kämpfe, Kämpfe, Story

Aber was ist eigentlich mit der Geschichte? Schließlich ist Supergiant Games mit Bastion, Transistor und Pyre für das Storytelling bekannt. Im Vergleich zu den bisherigen Spielen tritt die Story etwas in den Hintergrund. Sie macht vielleicht ein Drittel oder ein Viertel des Spiels aus – im Vergleich zu den Kämpfen.

Trotzdem ist es den Entwicklern gelungen, eine interessante Geschichte zu erzählen, die sich erst über mehrere Spieldurchläufe entfaltet und die familiäre Situation von Zagreus mit modernen Bezügen in den Mittelpunkt stellt – stellenweise mit spielbaren Blicken in die Vergangenheit. Außerdem erfährt man mehr über die chthonischen und die himmlischen Götter – sowie über andere Figuren aus der griechischen Mythologie in neuen Kontexten. Die häppchenweise Weiterführung der kreativen Geschichte spornt ebenfalls an, neue Ausbruchsversuche zu unternehmen, zumal es viele unterschiedliche Dialoge und Storyfetzen bei den Charakteren zu entdecken gibt.

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Abermals ein Highlight: Der Erzähler. © 4P/Screenshot

Präsentiert wird die Geschichte hauptsächlich über comichafte Standbilder von den Charakteren und Texte, die zumeist von überaus motivierenden und starken Sprechern vorgetragen sind. Die Sprachausgabe ist ausschließlich auf Englisch. Die Texte sind Deutsch und weitgehend ordentlich übersetzt – trotzdem hätte man Level nicht mit Ebene übersetzen müssen. Erwähnenswert ist noch der Erzähler/Sprecher, der seine Texte mit unvergleichlich stimmhafter Betonung vorträgt und Zagreus meist mit Einzeilern auf seine Texte reagiert. Entscheidungen in Dialogen gibt es nicht.  

Fun Fact: Die Patch-Notes auf dem Early Access hat der Erzähler in langen Videos auf YouTube immer mit dramatischer Stimme vorgelesen (zu den Patch-Notes von Version 1.0).

Das Haus des Hades wird ausgebaut

Nach jedem Ableben betritt man das Haus des Hades wieder. Dort warten teils überraschende Gestalten (hey, Dusa), ein Zerberus zum Streicheln, der Spiegel der Nacht und noch viel mehr. Der Spiegel ist das erste permanente Fortschrittsystem (Meta) mit dauerhaften Verbesserungen für die Hauptfigur – hier gibt man die gesammelte Dunkelheit aus, die man nach dem Tod nicht verliert. Dazu gesellen sich chtonische Schlüssel zum Freischalten von Waffen und Fertigkeiten sowie Edelsteine mit denen das Haus des Hades ausgebaut und verbessert werden kann – sowohl optisch als auch funktional.

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Die Kämpfe erfordern Aufmerksamkeit und schnelle Reflexe, um die Attacken zu erlernen, schließlich kann sich Zagreus normalerweise nicht selbst heilen. © 4P/Screenshot

Zudem können die Charaktere mit Nektar beschenkt werden, was das Freundschaftslevel gegenüber Zagreus steigert und gelegentlich lassen sie „Andenken“ springen. Solch ein „Andenken“ bietet bestimmte Vorteile und kann dreistufig verbessert werden. Ist man überaus spendabel mit dem Nektar kann man bestimmte Charaktere dazu verleiten, ein „legendäres Andenken“ zu verschenken, das sich als Begleiter entpuppt. Allerdings sollte man aufpassen, mit wem man sich gutstellt, um nicht andere Charaktere zu verprellen. Außerdem können Romanzen mit gewissen Charakteren gestartet werden. Es gibt in Hades also reichlich Verbesserungskram freizuschalten und dieser bereichert in erster Linie das hervorragende Kampfsystem. Man spürt förmlich die steigende Stärke des Sohns von Hades.

Nintendo Switch

Obgleich Hades auf Switch im Handheld-Modus und im TV-Modus überraschend gut und flüssig läuft, sinkt bei größerem Gegneraufkommen die Bildwiederholrate zuverlässig, was die Spielbarkeit in den Kämpfen schon etwas stört.