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Ghost Recon Breakpoint (Shooter) – Die Geister verfehlen das Ziel

Ghost Recon Breakpoint hat nach den beiden Betatests viel Kritik einstecken müssen. Vieles zu Recht. Einige Macken hat Ubisoft zum Verkaufsstart noch in den Griff bekommen. Doch mit all seinen unnötigen Spielmechaniken, Fortschrittssystemen und Games-as-a-Service-Elementen macht sich der Nachfolger von Ghost Recon Wildlands das Leben selbst schwer. Letztendlich sind wir hin- und hergerissen…

© Ubisoft Paris / Ubisoft

Mal Stealth, mal Action

Breakpoint spielt man nicht wegen der Geschichte und schon gar nicht wegen der Inszenierung. Das eigentliche Spielgeschehen, also wenn es um den lauten oder leisen Angriff auf einen gegnerischen Stützpunkt geht, ist wesentlich besser gelungen und übertrumpft auch Wildlands, wobei das kein Kunststück ist. Das Verhalten der Waffen fühlt sich im Vergleich besser und präziser an, die Stealth-Elemente sind deutlich ausgebaut worden (Leichen lassen sich wegtragen und verstecken) und das Kampf-Interface sowie Treffer-Feedback sind sehr ordentlich.

Die Freiheit, wie man die Mission angehen will, ist hervorragend. Man kann mit einer sehr hilfreichen Hosentaschen-Drohne die Gegner markieren, die Basis bis in den letzten Winkel ausspionieren, sich die Laufwege der Patrouillen einprägen, Schleichwege finden oder erhöhte Positionen für Scharfschützen suchen. Nach dem Überblick geht es mit der Angriffsplanung weiter. Stürmt man mit viel Krach zur Vordertür rein? Oder schaltet man die Gegner mit dem Scharfschützengewehr aus einem Helikopter aus? Oder nutzt man Explosionen zur Ablenkung der Feinde? Oder soll vielleicht nur das eigentliche Ziel angegangen werden, anstatt alle Gegner auszuschalten?

Entscheidet man sich für die leisen Ansatz, sollte im Vorfeld eine Taktik zu Grunde gelegt werden, idealerweise findet man möglichst schnell den Funker, bevor dieser Verstärkung ruft, sofern es mit dem unbemerkten Angriff nicht klappt. Dann sollten Scharfschützen und Gegner ausgeschaltet werden, die sich gegenseitig nicht im Sichtfeld haben. Manche Einsätze kann man sogar lösen, ohne Gegner auszuschalten, z.B. wenn nur eine Person verhört oder Informationen gesammelt werden müssen. Selbst in der Hauptstadt der Insel ist dies möglich.

Viel Freiheit und blöde Drohnen

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Die Aufklärungsdrohne verfügt auch über unterschiedliche Sichtmodi, sofern man die entsprechenden Punkte in den Talentbaum investiert. © 4P/Screenshot

Verläuft eine Mission nach Plan und alles wird im Idealfall leise ausgeschaltet, wirkt das Ganze sehr befriedigend und macht Spaß. Getrau dem A-Team: Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert. Der Freiheit, die Missionen zu welcher Tageszeit und von wo auch immer anzugehen, ist vorbildlich, zumal die meisten Schauplätze mehrere, versteckte Zugänge haben. Trotzdem könnte es mehr Gadgets neben der Drohne, den Wärmebild/Restlichtverstärker-Sichtmodi und der Zaun-Schere geben.

In Hinblick auf das Ausschalten von fliegenden oder fahrenden gegnerischen Drohnen, von denen es leider zu viele gibt, fehlt es an Möglichkeiten, sie gezielt aus der Ferne und vor allem leise zu erledigen. Hat man ein Lager ohne Aufmerksamkeit zu erhaschen gesäubert, muss am Ende eine Drohne mit mächtig Krawumms und viel Munition ausgeschaltet werden. Das passt irgendwie nicht richtig zusammen. Es hätten mehr Möglichkeiten eingebaut werden müssen, wie man mit den Drohnen leise umgehen kann, denn ignorieren ist auch keine Lösung. Als Phantom, eine der vier Klassen, kann man zumindest im Bereich Drohnen-Umgehung etwas machen, aber anschleichen und „hacken“ funktioniert nicht.

Im Alleingang oder kooperativ?

Nichtdestotrotz ist und bleibt Ghost Recon Breakpoint auf den kooperativen Mehrspieler-Modus mit bis zu vier Personen ausgelegt. Es kann auch im Alleingang, ohne ebenso störende wie nützliche KI-Mitstreiter (sollen via Update nachgeliefert werden) gespielt werden, doch manche Einsätze sind im Solo-Modus eher quälend, z.B. wenn man eine Person im Schwitzkasten durch ein Lager geleiten muss. Eine permanente Internetverbindung ist übrigens im Solo-Modus erforderlich.

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Alle menschlichen Gegner sind ausgeschaltet. Am Ende ist die Drohne dran … © 4P/Screenshot

Obgleich die Einsätze im Alleingang machbar sind, ist das Spiel voll und ganz auf kooperative Gefechte ausgelegt, deswegen ist es unverständlich, warum die KI-Mitstreiter eingespart wurden. Die gegenseitige Unterstützung, die zusätzlichen Augen sowie Koordination und Kommunikation untereinander sind wichtige Spielelemente. Es lassen sich sogar Ziele mit unterschiedlichen Buchstaben markieren, damit man besser absprechen kann, wer wen ausschaltet. Vieles ist durchdacht, aber längst nicht alles: Brechen manche Spieler im kooperativen Match z.B. eine Zwischensequenz ab, kann es sein, dass andere Mitspieler dieses Video noch gucken, während die gegnerische Verstärkung eintrifft und alle Mitspieler erledigt. Hier hätte man wenigstens warten können, bis alle Spieler bereit sind …