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Gears 5 (Shooter) – Action-Kracher mit Abstrichen

Stand The Coalition bei Gears of War 4 vor allem im Hinblick auf die Kampagne noch auf ziemlich wackeligen Beinen, will man bei Gears 5 nicht nur mit der ersten weiblichen Hauptfigur, sondern auch einigen neuen Ansätzen beim Spieldesign für frischen Wind sorgen und einer erweiterten Mehrspieler-Komponente punkten. Ob das Vorhaben gelingt, klären wir im Test…

© The Coalition / Microsoft

Pfiffiger Begleiter

Während die Gears schon früher von einer Roboterdrohne begleitet wurden, bekommt der nützliche Helfer im neuen Teil eine größere und gewichtigere Rolle. Denn kaum ist das alte Modell „Dave“ ausgemustert, tritt „Jack“ die Nachfolge an und hat dabei deutlich mehr auf dem Kasten. Allerdings muss man die Fähigkeiten des Blechkameraden erst mit Komponenten freischalten, über die man mehr oder weniger stolpert. Darüber hinaus versorgt auch Tüftler-Experte Baird seine Schöpfung kontinuierlich mit Upgrades, mit denen weitere Aufrüst-Optionen und Einsatzmöglichkeiten ergänzt werden. So legt Jack u.a. Schockfallen, generiert ein Tarnfeld oder Schutzschild und kann später sogar kurzzeitig die Kontrolle über Feinde übernehmen. Als besonders nützlich erweisen sich die ultimativen Upgrades, die man meist als Belohnung für das Abschließen von Nebenmissionen erhält. Es lohnt sich also, die Zeit für den Extra-Aufwand zu investieren, denn diese hochwertigen Verbesserungen machen das Leben und selbst Bosskämpfe leichter.

Spielt man im Koop, darf einer der drei Spieler sogar selbst in die blecherne Haut der hilreichen Drohne schlüpfen und sie direkt steuern. Das erfordert zunächst eine gewisse Ein- und Umgewöhnung, da sich Jack im Vergleich zu den Gears komplett anders anfühlt. Zum einen bewegt er sich schwebend fort und nutzt ein Tarnfeld statt der klassischen Deckung. Mit dem Einsatz der Fähigkeiten muss man ebenfalls erst warm werden, bevor man das Team effektiv unterstützen kann. Dabei darf man nicht nur online, sondern auch lokal am geteilten Bildschirm gemeinsam losziehen. Darüber hinaus können Besitzer der PC-Version dank Xbox Play Anywhere plattformübergreifend mit Xbox-Nutzern zusammen spielen, sofern der Kauf über den Microsoft Store erfolgt ist. Wer sich dagegen für die Steam-Version entscheidet, muss auf das CrossPlay-Feature

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Findet man ausreichend Komponenten, lässt sich Jack ordentlich aufpeppen. © 4P/Screenshot

verzichten.    

Ein großer Schritt nach vorne

Insgesamt liefert The Coalition eine deutlich bessere Kampagne ab als beim Vorgänger: Die Gefechte sind gewohnt intensiv und blutig, die Tempowechsel trotz vereinzeltem Backtracking gut durchdacht und technisch zählt der Titel dank seiner atemberaubenden 4K-HDR-Kulisse mit ihren sehenswerten Licht- und Partikeleffekten, der überwiegend sauberen Darstellung mit 60 Bildern pro Sekunde sowie des brachialen Soundgewitters in Dolby Atmos zum Besten, was man derzeit auf der Xbox One X erleben kann. Der Wechsel zwischen offenen und mitunter sogar klaustrophobisch engen Arealen verleiht dem Spielverlauf zusammen mit der stärkeren Einbindung von Jack sowie kleinen Umgebungsrätseln sogar eine neue Facette. Mit dem Fokus auf Kait, über die man ab dem zweiten Akt die Kontrolle übernimmt, hat man ebenfalls alles richtig gemacht. Sie zählte schon im Vorgänger zu den interessanteren Charakteren und demonstriert mit ihrer Suche nach Antworten zu ihrer Herkunft jetzt eindrucksvoll, dass sie das Zeug zur ersten echten weiblichen Protagonistin im Gears-Universum hat, über das man dank zahlreicher Dokumente und mitunter überraschenden Handlungsbögen noch mehr erfährt. Schade nur, dass die Kampagne trotz ihrer ordentlichen Spielzeit von neun bis zwölf Stunden relativ abrupt endet und in bester Cliffhanger-Manier viele Fragen offen lässt. In diesem Zusammenhang dürfte sich eine zentrale Entscheidung als interessant herausstellen,  die man kurz vor Ende schweren Herzens treffen muss. Sie sorgt nicht nur für einen leicht

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Neu: Ab sofort lassen sich Gegner auch über eine Deckung ziehen und so in Stealth-Manier überwältigen. © 4P/Screenshot

alternativen Ausgang der Kampagne, sondern wird auch Auswirkungen auf die Handlung eines potenziellen Nachfolgers haben, sofern die Entwickler keine billige Auflösung für das Dilemma anbieten.   
 
Zu viele Bugs

Leider wird der Spielspaß immer wieder durch nervige Bugs massiv getrübt: Vor allem das fehlerhafte Speichersystem bei Kontrollpunkten sorgt immer wieder dafür, dass Skripts nicht ausgelöst werden und man deshalb bereits gemeisterte Passagen nach dem Laden des letzten Spielstands erneut spielen muss. Stellenweise gehen dabei auch bereits gesammelte Dokumente verloren und man kann sie nicht mehr aufnehmen, obwohl sie noch genauso penetrant blinken wie alle anderen Objekte, die man sich unter den Nagel reißen kann. Das hätte man auch etwas dezenter gestalten können. Mit dem Sammelzeug hat man es für meinen Geschmack generell etwas übertrieben. Es gibt Abschnitte, in denen man gefühlt im Sekundentakt über neue Zettel und anderen Krimskrams stolpert. Ärgerlich zudem, dass ich es trotz der vorbildlichen Optionen mit ihren vielen Einstellungsmöglichkeiten bezüglich Steuerung, Anzeigen & Co nach Spielstart nicht geschafft habe, die deutschen Untertitel in den Zwischensequenzen zu deaktivieren. Immerhin konnte ich so feststellen, dass nicht nur die durchweg professionellen deutschen Sprecher überzeugen, sondern auch die übersetzten Texte einen guten Eindruck hinterlassen, obwohl sie sich teilweise leicht von den gesprochenen Wörtern unterscheiden. Die KI-Begleiter erweisen sich ebenfalls als zweischneidiges Schwert: In der Regel leisten sie zwar gute Unterstützung und eilen schnell zu Hilfe, wenn man am Boden liegt. Es gibt aber auch Situationen, in denen sie einen einfach verbluten lassen oder sich so dumm anstellen, dass man selbst ständig als Lebensretter bzw. Babysitter einspringen muss.