Doch selbst während der Karriere wird der Spielspaß getrübt – vor allem, wenn man auf dem höchsten der drei Schwierigkeitsgrade antritt. Denn was die KI hier vor meinen Augen für eine unfaire Show abzieht, ist eine bodenlose Frechheit. Ja, es gibt ein Phänomen, das sich Gummiband-Effekt nennt und die Rennen möglichst spannend machen soll. Hier ist es aber so, dass die Gegner vor allem in der letzten Runde oder auf den letzten Metern nicht nur wie aus heiterem Himmel angerast kommen, sondern kurz vor dem Ziel sogar noch an mir vorbei fahren – und das, obwohl ich zuvor einen guten Vorsprung hatte und keine Fahrfehler gemacht habe. Man muss sich das ganze Elend sogar noch in der Anzeige angucken, in der die Verfolger innerhalb einer Sekunde an die 80 Meter gutmachen. Es ist eine Sache zu mogeln, sich dann aber noch dabei erwischen zu lassen ist entweder dumm, dreist oder gleich beides. Da man bei FUEL aber nur mit dem ersten Platz als Sieger da steht, muss man es also erneut versuchen und dabei meistens wieder zusehen, wie einen die KI nach Strich und Faden verarscht. Leider kann man die wundersame Aufholjagd aber nicht direkt verfolgen, denn die Entwickler waren so clever und lassen einen schnellen Blick zurück erst gar nicht zu. Stattdessen muss man mit dem Analogstick einen kompletten Kameraschwenk durchführen, was während eines laufenden Rennens wohl die schlechteste Idee ist, auf die man kommen kann. Davon abgesehen kann es dabei auch passieren, dass der komplette Bildschirm plötzlich schwarz wird, doch ist mir das bisher nur bei der Erkundung passiert. Liebe Entwickler: Klar, bei einem Arcade-Racer wie FUEL sollen die Rennen spannend sein, aber dabei muss man auch fair bleiben. Doch genau das passiert hier nicht!
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Dass die KI vorne fährt, hat nicht immer etwas mit Können zu tun. Im höchsten Schwierigkeitsgrad wird fies gemogelt. |
Daneben zeugt die KI auch nicht unbedingt von Intellizenz, wenn sie auf gerader Strecke mit Vollgas gegen Hindernisse wie Autowracks brettert. Gerade verglichen mit den Konkurrenten aus GRID oder DIRT, die zwar manchmal etwas zu rabiat ans Werk gehen, ist FUEL ein gewaltiger Rückschritt.
Navigationsprobleme
Viele Autofahrer kennen das Problem: Manchmal baut das Navigationssystem einfach Mist. Das kann dann sogar so weit führen, dass man in enge Gassen geführt wird, die sich plötzlich als Einbahnstraßen entpuppen, aus denen es einfach kein Entkommen gibt. Alles schon gesehen. Okay, solche Aussetzer sind die Ausnahmen, aber wie im wahren Leben passieren sie leider auch hier. So ist es möglich, dass die Navigation den Spieler auf einen riesigen Umweg führt – gerade auf selbst gemachten Strecken, bei denen in einem Editor einfach Checkpunkte gesetzt werden, ergeben sich teilweise Zeitunterschiede von über zwei Minuten! Darüber hinaus kann man aber auch mitten in einem Fluss oder See landen, wenn man blind den Pfeilen vertraut. Zwar lässt sich das Navigationssystem auch abschalten, doch verschwinden damit auch die farbigen Säulen, die den nächsten Checkpunkt markieren. Da ist die Orientierung über die kleine Karte in der
unteren linken Ecke eine schlechte Alternative, was einem spätestens dann bewusst wird, wenn die Benutzung der Navi-Pfeile in manchen Rennen verboten wird.
Schwache Fahrphysik
Bei einem Arcade-Racer wird die Fahrphysik oft zur Nebensache. Und es wäre mit Sicherheit zu viel verlangt, bei einer solch gigantischen Welt auch noch ein realistisches Fahrverhalten im Stil einer Simulation zu erwarten. Trotzdem sollte auch im Arcade-Bereich die Physik wenigstens halbwegs nachvollziehbar sein. Bei FUEL ist sie es nicht: Wenn ich mit einem Motorrad nach einem großen Sprung auf dem Boden lande wie ein Felsen, dann ist es mit der Fahrphysik schon nicht weit her. Hallo? Motorräder und Rallye-Fahrzeuge haben nicht umsonst Federn! Außerdem reicht es oft aus, den Finger einfach auf dem Gas zu lassen und ein bisschen zu lenken – und das während eines ganzen Rennens. Anspruch entsteht meist dadurch, dass manche Fahrzeuge extrem schwammig auf die Steuerungsbefehle reagieren. Vielleicht könnte es ja mit einem Lenkrad besser funktionieren&wenn diese Peripherie unterstützt werden würde! Richtig gelesen: FUEL ist tatsächlich ein Rennspiel, das keine Lenkräder unterstützt! Klar, das 360-Wheel kann einfach eingestöpselt werden und wird als normaler Controller erkannt. Allerdings fahren sich die Boliden dann erst richtig bescheiden und Force Feedback-Effekte sucht man ebenfalls vergebens, obwohl sie gerade in diesem schroffen Terrain angebracht wären. Wer gerne manuell schaltet, schaut ebenfalls in die Röhre, da nicht mal alternativ diese Option angeboten wird. Huch, was war denn das? Während ich mit meinem Quad über einen Hügel springe, vollführt der Fahrer plötzlich einen Trick! Aber ich hab doch gar nichts gemacht? Richtig, denn hier läuft alles automatisiert ab und damit sind wir jetzt schon wieder da, wo wir eben erst waren: Langeweile! Hinzu kommt, dass selbst in der Innenansicht kein echtes Geschwindigkeitsgefühl aufkommen will und auch die durchschnittlichen Soundeffekte samt pseudo-rockiger Hintergrundmusik schon nach kurzer Zeit die Gehörgänge strapazieren.