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Fire Emblem: Radiant Dawn (Taktik & Strategie) – Fire Emblem: Radiant Dawn

Wenn Freunde sterben, dann tut das weh. In einem Spiel ist das meist kein Problem: Entweder gibt es sofort adäquaten Ersatz oder die Trennung ist keine ewige – egal ob Baldur’s Gate, Advance Wars oder Mass Effect. Ein Priester hier, etwas Nachschub oder ein Auferstehungsautomatimus da und schon füllen sich die Reihen. Nicht so in Fire Emblem: Hier ist mit dem Tod wirklich Schluss. Hier verschwinden Freunde für immer. 

© Intelligent Systems / Nintendo

Altbekanntes Kampfsystem

Statistiken und Werte ohne Ende: Wer auf Party-Management steht, darf sich hier fast frei austoben. Fast deshalb, weil bei einem Aufstieg automatisch die Werte erhöht werden.

Das Kampfsystem ist ebenso einfach wie komplex: Axt schlägt Lanze. Lanze schlägt Schwert. Schwert schlägt Axt. Das ist das magische Dreieck, das ihr in der Schlacht kennen solltet. Natürlich kann man mit jedem Waffentyp Schaden anrichten und das Prinzip zur Not ignorieren. Aber wer mit einer Doppelaxt auf einen Schwertkämpfer stürmt, wird empfindliche Abzüge hinnehmen müssen. Selbst im arkanen Bereich ist Taktik gefragt: Auch Magier müssen wohl überlegt Feuer, Wind oder Donner beschwören, denn auch hier gilt das Schere-Stein-Papier-Prinzip – nur das arkane Licht ist universell effektiv. Man kann mit Speeren über zwei Felder attackieren, bei der richtigen Waffenwahl mit Konterangriffen glänzen oder gezielt die Erstschlagfähigkeit nutzen.

Die jeweiligen Boni und Mali werden schon vor dem Kampf in einem informativen Doppelmenü angezeigt. Hier können noch viele weitere Modifikationen betrachtet werden: Bogenschützen erhalten z.B. Pluspunkte beim Beschuss fliegender Einheiten; es gibt Panzer brechende Waffen oder solche, die am besten gegen Reiter wirken – kleine Icons informieren euch über aktuelle Fähigkeiten. Mit ein bisschen Gestöber und gezieltem Itemtausch kann man sich optimal auf jeden Gegner vorbereiten. Auch das bekannte Wegschubsen auf ein anderes Feld sowie das Retten leichterer Freunde ist wieder dabei.

Ein gewaltiges Offline-Epos

Unterm Strich ist Fire Emblem einfach zu konservativ für Wii: Es nutzt weder die besonderen Steuerungsmöglichkeiten noch bietet es Mehrspielerunterstützung.

Auch hinter diesem Abenteuer steckt eine epische Geschichte. Und sobald man in der Basis ist, kann man gezielt mit den Helden sprechen, um mehr über sie oder ihre Motivation zu erfahren. Wer das tut, wird übrigens auch mit Erfahrungspunkten belohnt. Um die Rollenspieldimension noch mal zu verdeutlichen: Es gibt über 70 Charaktere. Alle mit eigenen Statistiken. Alle verknüpft mit der Fantasywelt, die sich seit Jahren auf diversen Plattformen entfaltet.

Die Story spielt drei Jahre nachdem der verrückte König besiegt wurde. Das Königreich Daein zerfällt aufgrund von Korruption und Vetternwirtschaft. Ihr übernehmt die Rolle von einem Trupp Rebellen – Robin Hood lässt grüßen. Es geht erneut um den Kampf zwischen den Beorc und den Laguz, den Menschen und den Biestern, die sich in Tiere verwandeln können. Im Zentrum eurer Gruppe steht das silberhaarige Mädchen Micajah.

Kenner werden auf alte Bekannte wie den Greilsöldner Ike treffen, den Perspektivwechsel in der Story begrüßen und sich schnell heimisch fühlen. Erzählt wird allerdings vor statischen Hintergründen, ohne Sprachausgabe, mit ganz wenig Mimik. Das ist genau so enttäuschend wie die eigentliche Geschichte, die nicht an die Faszination des Vorgängers anknüpfen kann. Lediglich in den wenigen, dafür hervorragend animierten Filmen gibt es klasse Szenen und echte Stimmen – übrigens komplett auf Deutsch.

Das Abenteuer ist verdammt umfangreich, aber danach gibt es nichts zu tun: Es gibt abseits der Kampagne keinen Skirmish-Modus oder gar eine Multiplayerunterstützung – selbst Splitscreenkämpfe sind also nicht möglich. Dabei hätte sich der Wii auch für Online-Gefechte angeboten. Schon 2005 haben wir diese Ignoranz gegenüber Mehrspielermöglichkeiten kritisiert, drei Jahre später herrscht immer noch Stillstand.