Worum geht es überhaupt? Zunächst um Rache, später immer wieder um das Warum. Man beginnt mit der Charaktererschaffung in einer Familie, kann sich als Mann oder Frau vor dem Spiegel in allen Facetten Formen sowie die sieben Attribute von der Stärke bis zum Glück festlegen. Im heilen Amerika des Jahres 2077 genießt man noch die Gemütlichkeit des eigenen Heims, trinkt frisch gebrühten Kaffee vom Haushaltsroboter Codsworth und spielt mit dem Baby Shaun, bevor die Welt urplötzlich nuklear zerstört wird. Gerade rechtzeitig können Mutter, Vater und Kind noch in einen Atomschutzbunker samt Kälteschlaf flüchten, weil ein Vertreter scheinbar zur rechten Zeit an der Tür klingelte. Auch wenn diese heile Welt leider nur für einige Minuten inszeniert wird, sorgt sie für die wichtige emotionale Anbindung vor der eigentlichen familiären Tragödie.
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Denn irgendwann werde ich aufgetaut und muss mit ansehen, wie ein Glatzkopf samt Helfer meine Frau erschießt und meinen Sohn entführt. Warum hat er mich nicht getötet, sondern lässt mich wieder einfrieren? Als ich im Jahr 2287 aufwache, will ich meinen Sohn natürlich finden. Lebt er überhaupt noch? Wie alt ist er wohl? Und wo ist dieser Scheißkerl, der mir das angetan hat? Diese Hauptstory wird gut erzählt, bietet interessante Perspektivwechsel und lockt einen in das Zentrum von Boston, wo die Diamant City wartet – dort soll man laut einer drogenabhängigen Wahrsagerin tatsächlich seinen Sohn finden. Oder ist sie nur verrückt? Ihr könnt ihr übrigens immer mehr Drogen geben, dann verrät sie auch immer mehr. Oder ihr könnt versuchen, sie davon abzubringen und sie zu heilen – falls ihr genug Charisma habt. Auch wenn die Dialoge nicht so verschachtelt sind, dass sich mehrere Ebenen ergeben, bekommt man so zusätzliche, wenn auch lediglich verkürzte Gesprächsoptionen. Deren Aussicht auf Erfolg wird von Gelb bis Rot markiert. Als Ladykiller kann man recht schnell an einen Schlüssel kommen, während sich weniger charmante Gesellen vielleicht mit dem miesen Bürgermeister abgeben oder gewalttätig werden müssen.
Faszinierende Begleiter
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Mama Murphy ist nur einer von vielen interessanten Charakteren, denen man begegnet. Die Stars unter ihnen sind die Begleiter, die nicht nur mit eigenen Kampftalenten und Fähigkeiten helfen können. Gleich zu Beginn hat man einen Schäferhund oder tatsächlich den guten alten Codsworth zur Verfügung – das Wiedersehen ist nach zweihundert Jahren rührend. Wer den redseligen Roboter mitnimmt, darf sich nicht nur auf einen gnadenlosen Schlitzer freuen, der schon mal drei, vier Maulratten hintereinander in Einzelteile zerlegt, sondern vor allem auf viele witzige Momente, wenn er mal wieder trocken die fehlende Sauberkeit moniert oder die eigenen Aktionen kommentiert. Als ich Mama Murphy z.B. Drogen gebe, damit sie mir mehr von meinem Sohn erzählt, sagt Codsworth: „Der Mann, den ich damals kannte, hätte das nicht getan.“ Autsch, das hat gesessen…
Es ist klasse, dass einem die Begleiter sporadisch dieses Feedback geben – sei es durch Sprüche oder über die
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textliche Anzeige, dass ihnen eine Aktion nicht oder eben doch gefallen hat. Ihr baut etwas an der Werkbank? Codsworth freut sich! Ihr ballert los, statt einen Streit zu schlichten? Codsworth findet das doof! Ihr nehmt einen Killerauftrag an? Codsworth findet das richtig schlimm! Zwar kann man seine Begleiter auch per Befehl zu Verbrechern machen, indem man sie morden oder rauben lässt, aber die Spielwelt ahndet das als wären das die eigenen Verfehlungen. Sprich: Wer irgendwo rot markierten Privatbesitz klaut oder Schlösser öffnet, muss sofort mit einem Kampf rechnen! Wer es auf die Spitze treibt und ständig konträr zur Moral bzw. Ideologie des Partners handelt, muss damit leben, dass dieser nur noch störrisch antwortet oder gar komplett stur bleibt und einem nicht folgt. Als ich mit dem etwas einsilbigen Supermutanten Strong unterwegs war und ständig Schlösser knackte sowie kaum kämpfte, was dieser hasste, befürchtete ich schon fast einen Zweikampf. Dafür hat er mir immer eine Portion Hundefleisch geschenkt – keine Bange, andere Begleiter haben Süßkuchen oder Wasser dabei.