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F1 2013 (Rennspiel) – F1 2013

Alles bleibt beim Alten: Das gilt nicht nur für die reale Königsklasse des Motorsports, in der Sebastian Vettel mit seiner Hungry Heidi scheinbar unaufhaltsam dem vierten WM-Titel in Folge entgegen rast. Auch in F1 2013 hat sich im Vergleich zum Auftritt des Vorjahres nicht viel verändert. Immerhin konzentriert sich Codemasters bei der aktuellen Fortsetzung nicht nur auf die laufende Saison, sondern unternimmt auch einen erfrischenden Abstecher in die Vergangenheit…

© Codemasters / Codemasters / Namco Bandai

Zurück in die Vergangenheit

So sahen die F1-Renner von Lotus in den Achtzigern aus.
So sahen die F1-Renner von Lotus in den Achtzigern aus. © 4P/Screenshot

Wirklich neu ist in F1 2013 vor allem eines: F1 Classics. In diesem Modus begibt man sich zurück in die Vergangenheit des Motorsports und übernimmt mit Ikonen wie Mika Häkkinen, Damon Hill, Alain Prost oder Michael Schumacher das Steuer von klassischen F1-Rennern wie dem Williams FW07B aus dem Jahr 1980 oder dem Lotus 100T, mit dem ursprünglich der Japaner Satoru Nakajima 1988 an den Start ging. Oft hat man die Wahl zwischen den Originalfahrern oder Teamlegenden. Ein Name wird allerdings besonders schmerzlich vermisst: Ayrton Senna, der dem Sport wie kaum ein anderer seinen Stempel aufdrückte, bevor er am 1. Mai 1994 tödlich in Imola verunglückte.

Zusätzlich finden sich im Classic-Bereich zwei weitere Pisten, die zwar mittlerweile aus dem Kalender gestrichen wurden, aber früher zu den Austragungsorten der Formel Eins gehörten und heute noch anderen Rennserien als Station dienen: Der Circuito de Jerez in Spanien und die britische Kult-Strecke Brands Hatch. Wer will, kann mit den flotten Oldtimern aber auch sämtliche Pisten der aktuellen Saison unsicher machen, ebenfalls eigene Kalender erstellen und sich von der ganz eigenen Fahrcharakteristik der Renner überzeugen, die sich spürbar von den modernen Flitzern unterscheidet. Die alten Modelle reagieren deutlich zickiger und erfordern noch mehr Feingefühl im Umgang mit Gas und Bremse. Moderner Schnickschnack wie DRS und KERS war damals noch kein Thema, die Aerodynamik längst noch nicht so ausgereift und aufgrund des offeneren Designs der Chassis im Verbindung mit der niedrigen Sitzposition glaubt man hier oft, in extrem stark motorisierten Go-Karts zu sitzen.

Und noch eine kleine Reise zurück in die Vergangenheit der Formel Eins.
Und noch eine kleine Reise zurück in die Vergangenheit der Formel Eins. © 4P/Screenshot

Obwohl man Codemasters dafür loben muss, diesen erfrischenden Schritt in die Vergangenheit zu gehen, wirkt der Classic-Modus halbherzig zusammengeschustert, denn inhaltlich wird nicht gerade viel geboten: Im Szenario-Modus beschränkt man sich auf magere drei Rennen, die Zeitfahr-Attacke bietet sogar nur einen Abstecher nach Jerez an. Etwas Abhilfe schaffen DLC-Pakete, die bereits seit der Veröffentlichung von F1 2013 verfügbar oder Teil der teureren Classic-Edition sind. Besitzt man nur die Standard-Edition kann man sich mit dem 1990s Pack sechs weitere klassische Rennwagen von Ferrari und Williams sowie Piloten wie David Coulthard, Jaques Villeneuve oder Eddie Irvine dazu kaufen. Wer dagegen weitere Strecken haben möchte, wird mit dem Classic Tracks Pack bedient, welcher die beiden Kurse Imola und Estoril enthält. Pro DLC verlangt Codemasters knapp acht Euro extra – ganz schön dreist!

Reifen haben die Schlüsselrolle

Trotz vereinzelter Dreher und Rutschpartien ist F1 2013 weder bei klassischen noch modernen Boliden eine knallharte Simulation: Selbst wenn man alle Fahrhilfen wie ABS, Traktionskontrolle oder eine aktive Bremshilfe reduziert bzw. deaktiviert, wird die Fahrphysik zwar anspruchsvoller, doch bildet sie weiterhin nur einen gelungenen Kompromiss aus Spielbarkeit und Realismus. Vor allem beim verhältnismäßig gutmütigen Herausbeschleunigen aus Kurven wird dieser Unterschied zwischen Spiel und Simulation deutlich – was nicht bedeuten soll, dass sich F1 2013 schlecht fährt. Im Gegenteil: Wie der Vorgänger, der sich hinsichtlich des Fahrverhaltens kaum von der aktuellen Version unterscheidet, fühlt sich das Rasen mit den V8-Aggregaten auch hier dank der direkten Steuerung mit Controller oder Lenkrad prima an. Die Reifenabnutzung wird in diesem Jahr leicht verbessert: Man spürt, wie die Pneus mit jeder Runde abbauen und die Wagen immer stärker über den Asphalt rutschen. Durch den Gripverlust wird man immer stärker dazu gezwungen, den fahrbaren Untersatz durch gefühlvolles Gegenlenken abzufangen. Ein unachtsamer Umgang mit den Gummis – etwa durch blockierende Reifen beim Anbremsen oder Ausritte ins Kiesbett – wirkt sich außerdem stärker aus. Wer nicht aufpasst, darf sich schon nach zwei Runden neue Reifen bei seinen Mechanikern abholen, denn leuchtet die Zustandsanzeige erst mal rot auf, lassen sich die Boliden kaum noch kontrollieren.