Die Speerspitze einer US-amerikanischen Vampir-Killer-Organisation bildet Jesse Rentier, der mit Elektro-Faust, Revolver, Repetier-Gewehr, Shotgun und Flammenwerfer für Ordnung sorgen soll – und, ja, diesen Berg an Ausrüstung führt das beinharte Raubein stets mit sich. Das ist auch bitternötig, denn das Schicksal der USA steht am Scheidepunkt. Entweder es gelingt den Menschen, der düsteren Plage Herr zu werden, oder der Obervampir feiert den endgültigen Sieg dunkler Mächte. Schon nach kurzer Spieldauer wird allerdings klar, dass der geneigte Spieler, der 60 Euro in den Sand gesetzt hat, der eigentliche Verlierer in der verwirrenden, langweiligen und technisch grenzwertigen Geschichte ist.
Es gibt zwar einen optionalen Online-Koop-Modus für bis zu zwei Spieler, der ist allerdings nur Makulatur. Denn Spielfortschritt, Upgrades, Geld und alle weiteren Errungenschaften, werden nur beim Host gespeichert und gehen nach der Partie für den Mitspieler komplett flöten. Den Müll runterbringen oder eine kurze Runde an der frischen Luft, sind also deutlich lohnenswertere Aktionen, als Evil West im kooperativen Modus zu spielen. Zudem bringt das Zusammenspiel nur noch mehr Gegner gleichzeitig mit sich, die für einen nochmals deutlich chaotischeren Ablauf der Kämpfe sorgen und dann so stark sind, dass deren Lebensleiste nur mit monotoner Millimeter-Arbeit an den Kugelschwämmen in die Knie gezwungen werden kann. Das Possenspiel findet seinen Höhepunkt in dem Umstand, dass bei zwei Spielern einfach zwei Jesse’s in der Spielwelt herumballern. Die Idee, den Kumpel Edgar und einen richtigen, echten Koop-Modus zu implementieren, ist den Entwicklern scheinbar nicht gekommen. Falls sich also jemand darauf gefreut hat, den Blutsaugern mit gestählten Online-Kollegen die Zähne zu ziehen: Bitte weitergehen, hier gibt es nichts zu sehen.
Schöne alte Upgrade-Welt
Während sich Jesse durch eines der insgesamt 16 Spielgebiete ballert, gibt es abseits des Weges noch die ein oder andere Schatzkiste oder kleine Goldsäckchen zu entdecken. Um die großen Kisten zu knacken, muss hinter der Gabelung noch zwei Meter weiter nach rechts oder links nachgesehen werden, richtiggehend suchen muss der Spieler zu keiner Zeit. Immerhin wird die forscherische Unterforderung mit seltenen Fähigkeiten und Geld belohnt. Das wird im Fähigkeiten-Baum gegen neue Talente und Waffenfertigkeiten getauscht – die richtig guten sind allerdings unglaublich teuer und erfordern einen zweiten Spieldurchlauf, New Game + ist bei diesem System natürlich die Voraussetzung und auch vorhanden.
Die Fähigkeiten für die verschiedenen Waffen sind durchdacht und bringen oft den gewünschten Effekt. Dann
wird ein Gegner beispielsweise nach einer Jonglier-Einlage in der Luft gebraten, Kugeln aus dem Revolver bekommen einen elektrischen Abprall-Effekt oder rote Fässer bieten einen doppelten Schadens- und Explosionsradius. Nach und nach wird Jesse auf jeden Fall zu einer echten Kampfmaschine, nur um im nächsten Gefecht schmerzlich daran erinnert zu werden, was das Kampfsystem von Evil West ausmacht (s. o.). Die Möglichkeiten zur Verbesserung der Spielfigur sind in jedem Fall das mit Abstand Beste am Spiel und waren im Test die einzige Motivation, das Ende der Monster-Hatz überhaupt zu Gesicht zu bekommen.