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Empire: Total War (Taktik & Strategie) – Empire: Total War

Gute Traditionen sollte man pflegen – auch in der Spielewelt. Allerdings ist das Pflegesystem unberechenbar, wenn es um prominente Greise geht. Oft werden sie in hohem Alter noch mal künstlich fit gespritzt und verlieren dabei ihren Charme. The Creative Assembly hat sich um das gute alte Total War gekümmert. Das hat vor sieben Jahren mit japanischen Samurai für Aufsehen gesorgt, danach die Römer sowie kürzlich das Mittelalter bildgewaltig aufleben lassen. Und jetzt will man das Pulverdampfzeitalter einläuten. Hat das ehrwürdige Strategiespiel seinen Zenit überschritten oder marschiert es zu neuer Größe auf?

© Creative Assembly / Sega

Versunken in Frankreich

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Video: Dieses Spiel vereint das Beste aus Runden- und Echtzeitstrategie in einem Szenario. Freut euch auf globale Eroberung, Forschung und Diplomatie von 1700 bis 1799.

Es ist spät. Verdammt spät. Und die Weltgeschichte wartet auf meine Entscheidung. Ich bin übrigens französischer König des Jahres 1713, besitze Kolonien in Nord- und Mittelamerika, ein schlagkräftiges stehendes Heer mit modernen Kanonen und habe sowohl Bajonette als auch die Quadratformation erforscht. Trotzdem bin ich nach den letzten Aufrüstungen fast pleite und das Volk beschwert sich bereits über die Abgabelast. Soll ich Steuern für alle erhöhen oder nur die des Volkes oder vielleicht nur die des Adels? Ich entscheide mich für Letzteres, um keine Rebellion zu riskieren, aber meine Beliebtheit bei den oberen Zehntausend sinkt sofort. Außerdem kann ich meine Bauernhöfe nicht entwickeln – es fehlt an Forschung. Jetzt will ich mich um die Schulen sowie die Wirtschaft kümmern und den Handel nach Übersee vorantreiben, damit die Staatskasse klingelt. Aber die Schiffe brauchen eine Eskorte und…

…nun kommt mir mein Bündnispartner Spanien in die Quere. Die geschätzten Nachbarn haben einfach mal halb Europa gegen sich aufgebracht. Eigentlich pflegen wir seit Jahren lukrativen Handel, der in Form von Planwagen über die Karte rollt,

Creative Assembly bleibt vielen Tugenden treu: Dazu gehört ein wuchtiger Soundtrack, der für Kriegsstimmung sorgt, sowie Zitate in den (leider sehr langen) Ladephasen von Voltaire bis Clausewitz.
außerdem teilen wir sowohl die absolute Monarchie als auch den Katholizismus und vor allem die Ressentiments gegen England, Preußen und Österreich – das hat die Beziehung reifen lassen, denn politische Ähnlichkeiten sorgen für diplomatische Boni. Aber jetzt ruhen meine Finger auf der Maus und in meinen Kopf tobt ein Entscheidungskampf: Die Spanier haben Österreich den Krieg erklärt. Soll ich ihnen beistehen, wie es meine Pflicht als Bündnispartner wäre? Knifflig, knifflig…

Vertragsbruch oder Bündnistreue?

…das Problem für mich als Franzose ist diese verdammt lange Grenze vom Atlantik über den Ärmelkanal bis zum Bodensee, die ich auf der imposanten Karte von der Wolkensicht bis zur Grasnarbe erforschen kann: Denn Österreich hat gleich

Bayern, Württemberger sowie Holländer und Engländer als Verbündete in den Krieg mit hinein gezogen. Und die marschieren demnächst nicht an den Pyrenäen auf, sondern am Rhein. Eigentlich kann ich mir diesen großen Konflikt noch nicht leisten, denn ich habe nur eine kleine Flotte und wenig besetzte Festungen. England würde mich außerdem von meinen Siedlern in Amerika abschneiden und irgendwo in der Bretagne landen, während gleichzeitig das Elsass gestürmt wird, das ich gerade erst erobert und nur über die Aufhebung der Steuer kostspielig beruhigt habe – die Bevölkerung stand kurz vor der Rebellion.

Vor der Schlacht habt ihr genügend Zeit, eure Truppen klug aufzustellen. Dabei sollte die Landschaft mit ihren Höhen und Deckungen mit einbezogen werden.

Mit den kleinen deutschen Fürstentümern könnten es meine erfahrene Linieninfanterie und die gerade erforschten Dragoner locker aufnehmen, aber gegen alle? Bin ich etwa der Prellbock Spaniens? Kämpfe ich überhaupt für meine Interessen? Was sagte ein japanischer Samurai: „Übe dich unablässig darin, deinem Weg zu folgen.“ Und dieser Weg Spaniens ist nicht meiner – noch nicht. Ich spiele den großen Eroberungsmodus bis 1799 mit dem Ziel, am Ende die meisten Punkte oder die Welt erobert zu haben. Und ich wollte mich erst in Amerika ausbreiten, denn die Briten schnappen mir sonst alles an Kolonien weg. Es ist also noch viel zu früh, jetzt etwas auf’s Spiel zu setzen, zumal Österreich auch noch mein Handelspartner ist.

Nein, ich sage ab – ein Mausklick und ich bin raus aus diesem Krieg! Die Spanier sind natürlich enttäuscht. Und mit dieser Absage sinkt mein diplomatisches Ansehen bei ihnen und allen anderen Nationen um satte 25 Punkte. Zwar bin ich bei den Spaniern aufgrund unser politischen Nähe und des Handels immer noch im positiven Bereich, aber bei anderen habe ich als Vertragsbrecher kaum noch Chancen auf enge politische Bindungen. Mist, diese Konsequenz habe ich nicht bedacht! Ob sich meine Absage später rächen wird? Egal: Während sich Spanier und Engländer die ersten Seegefechte liefern, kümmere ich mich um die Kriegskasse Frankreichs.