Fazit
In seinen besten Momenten erzeugt dieses Elex eine Sogwirkung wie Fallout: Man kann sich in der Spielwelt verlieren, die mit kleinen Geschichten sowie toller Topographie neugierig macht, und die Zeit verfliegt angesichts clever verzahnter Quests, die wunderbare Konsequenzen nach sich ziehen. Es gibt natürlich wirkende Dialoge, eine gute Charakterentwicklung und das Jetpack sorgt immer wieder für vertikale Erkundungsreize. In seinen schlechtesten Momenten wirkt Elex wie ein veraltetes Relikt: Es ist öde in den Städten, die schwache Technik auf Konsolen stottert, die Soundeffekte sind ein Graus, es gibt viele gleiche Figuren, einige ärgerliche Bugs und man ist auf allen Systemen frustriert angesichts des hölzernen Kampfsystems, das sowohl im direkten Schlagabtausch als auch über die Distanz mehr Krampf als Tanz inszeniert – vor allem, wenn die Gefährten mal wieder zu blöd zum Zielen sind. Die KI der Begleiter ist ein mangelhafter Witz! Mal zieht einen die Kulisse mit wunderbaren Landschaften in ihren Bann, mal versinkt sie im Mischmasch, weil das Artdesign zu viel Fremdes verbinden muss. Hier prallen Boromir, Mr. Spock und Mad Max immer wieder aufeinander. Man erlebt ein ständiges Auf und Ab – selten waren meine Notizen so voll von gleichzeitig notierten Pros und Kontras. Immer wieder gibt es punktuelle Highlights innerhalb des Konfliktes der drei Fraktionen, den man aktiv beeinflussen kann, aber dann gibt es auch sehr zähe Phasen und man fühlt sich im letzten Drittel etwas zu oft wie ein Laufbursche. Die Story kämpft von Beginn an mit einigen Widersprüchen, kann später vieles erklären, aber gerade die Rolle des abtrünnigen Helden ist nicht immer glaubwürdig. Nahezu jedes Element des Spieldesigns zeigt neben guten Fundamenten immer wieder gefährliche Risse, so dass man sich während des Abenteuers wie auf einer verwitterten morschen Brücke vorkommt, die gleich einzustürzen droht. Trotzdem will man sie überqueren, trotzdem will man das andere Ufer sehen, weil man auf dem Weg so viel mit entschieden hat und angesichts der politischen Auswirkungen stets neugierig bleibt. Das ist das größte Kompliment, dass ich diesem spröden, aber ideenreichen und im Vergleich zum biederen Risen deutlich kreativeren Epos machen kann. Können sich Piranha Bytes und Deck13 jetzt bitte für ein Projekt zusammenschließen? Die Essener machen die Spielwelt, die Frankfurter das Kampfsystem – dann entsteht vielleicht mal ein „deutsches“ Rollenspiel auf höchstem Niveau.Zweites Fazit von Eike Cramer:
Mit Elex zeigt Piranha Bytes, vielleicht das erste Mal seit dem legendären Gothic 2, welche Klasse nach wie vor in dem typischen Mix aus offener Welt, rivalisierenden Fraktionen, harter Typen und freier Entscheidung steckt. Die gut vertonten Gespräche, die zahlreichen Wahlmöglichkeiten in der moralischen Grauzone sowie die spannende Welt, die mit toller Gestaltung, vielen kleinen Verstecken, Geheimnissen, Figuren, Aufgaben und Belohnungen lockt, machen aus Elex ein wirklich gutes Rollenspiel. Dennoch fehlt es auch, ebenfalls typisch Piranha Bytes, an allen Ecken und Enden an Feinschliff. Die Technik ist, auch wenn ein Bug-Desaster ausbleibt, auf der Konsole bestenfalls angestaubt und schlimmstenfalls am Rand der Spielbarkeit. Das Kampfsystem ist ein unübersichtlicher, hektischer Krampf, den man nach einigen Stunden einfach nur noch auf seine Fehler hin ausnutzt und die Menügestaltung wäre schon vor zehn Jahren unbefriedigend gewesen. Zudem bleibt in der Hauptgeschichte gerade im Einstieg viel Atmosphäre auf der Strecke und der Hauptcharakter Jax, immerhin die fiese Bestie von Xacor, erschreckend blass. Dennoch bleibt festzuhalten: Elex ist für mich das beste Spiel von Piranha Bytes seit Gothic 2.
Wertung
In seinen besten Momenten erinnert Elex an Fallout: Man kann sich in der Spielwelt verlieren, die mit kleinen Geschichten, lebendigen Reaktionen sowie toller Topographie neugierig macht. Aber das Kampfsystem und die KI sind schwach und das Artdesign versinkt im Mischmasch der Themen.
Elex wurde nicht so schlecht für Konsolen portiert wie Risen 3, aber auch auf PlayStation 4 Pro bricht die Bildrate immer wieder ein.
Auch auf Xbox One sind die technischen Defizite gegenüber der PC-Version spürbar; zudem gibt es hier deutlich mehr Tearing.
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